„Viel drumherum geredet“Rhein-Sieg-Gymnasiasten kritisieren Auftritt der Kandidaten

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Kandidaten und Vertreter der Linken, von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und FDP (v.l.) standen Rede und Antwort, der Stuhl der AfD blieb leer.

Sankt Augustin – Schülerin Lenya Wczasek hatten den wohl wichtigsten Job bei der Podiumsdiskussion der Oberstufe des Rhein-Sieg-Gymnasiums zur Bundestagswahl. Sie war die Zeitwächterin, unerbittlich klingelte sie die Glocke, wenn einer der Politiker oder Politikerinnen überzog. Überhaupt war es eine Veranstaltung der Schülerinnen und Schüler. Die Moderation lag in den Händen von Julia Wunderlich und Henry Kouker, die zurückhaltend, aber straff die Gesprächsführung behielten.

Ein Stuhl in der Runde blieb leer, Roger Beckamp von der AfD trat erst gar nicht an. Die beiden Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises 98, Nicole Westig (FDP) und Norbert Röttgen (CDU) ließen sich vertreten, sie waren in Berlin unabkömmlich. Zweieinhalb Minuten hatten die Kandidaten, um sich vorzustellen und zu erklären, warum gerade ihre Partei gewählt werden sollte. Andreas Danne von der Linken stellte soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt, zudem sei seine Partei die einzige, die radikal für den Frieden sei.

Richard Ralfs von Bündnis 90/Die Grünen bekannte sich zur Digitalisierung, will Klimagerechtigkeit und nicht die Globalisierung um jeden Preis. Katja Stoppenbrink war just an diesem Tag zur Professorin für Ethik ernannt worden. Ihre Themen sind Natur- und Umweltschutz. Die SPD sei die einzige Partei mitten in der Gesellschaft.

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Die Jahrgangsstufen Q 1 und Q 2 gingen gut vorbereitet in die Diskussion.

Benedikt Bungarten vertrat Röttgen und beanspruchte für die CDU das Etikett „Volkspartei der Mitte“. In der Wahl sehe er eine Zäsur. Führungserfahrung, Stabilität, neue Ideen und Nachhaltigkeit, dafür stünden die Christdemokraten.

Ralph Lorenz schließlich, selbst Kandidat im Nachbar-Wahlkreis, war für Westig gekommen. Die Liberalen stünden für Chancengerechtigkeit, Legalisierung von Cannabis, Bildung und Fortschritt sowie Nachhaltigkeit.

Eine Schülerin wollte von ihm wissen, warum die FDP keine CO2-Abgabe, sondern den Zertifikatehandel wolle. Er verwies auf die Kräfte des Marktes, die Technologiefreudigkeit hervorrufe. Bezahlbar sei Klimaneutralität ohnehin nur international. „Warum soll man das so regeln, wenn man es auch besser regeln kann?“, erwiderte die Fragestellerin.

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Präsenzunterricht und Impfen waren wichtige Themen. Über allem stünden die Grundrechte, erklärte Bungarten, dazu gehöre Bildung. Deshalb plädierte keiner der Diskutanten für 2G. Homeschooling solle die Ausnahme bleiben, betonte Stoppenbrink, die drei Online-Semester hinter sich hat.

Danne kritisierte scharf die Privatisierung der Krankenhäuser. Ralfs verwies bei den Steuerfragen auf das Wahlprogramm, das Entlastungen des Mittelstands vorsehe. Bungarten wollte lieber über Steueraufkommen als über Steuersätze diskutieren.

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Die Moderatoren Lenya Wczasek, Henry Kouker und Julia Wunderlich (v.l.) agierten souverän.

Ein Einwanderungsgesetz wollten alle, die Linke aber prangerte das Versagen der Europäischen Union bei der Verteilung von Flüchtlingen an. Bei der Rente und Grundsicherung waren die Differenzen deutlicher. „Es war ganz interessant“, stellte Zuschauer Maximilian hinterher, „aber die haben viel drum herum geredet. Schade, dass nicht alle Fragen dran gekommen sind.“ Und Ben merkte an: „Die Politiker hätten sich viel kürzer fassen können.“

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