FestTaufe in der Sieg fiel wegen Hochwassers aus und wurde in Sankt Augustin gefeiert

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Ein Pfarrer beträufelt den Kopf eines Täuflings im Kreis der Familie.

Pfarrer Tobias Schreiber tauft den kleinen Fred, der die Zeremonie gelassen erlebt.

Die evangelischen Kirchengemeinden Niederpleis, Mülldorf und Menden wollten eigentlich im Fluss taufen. Doch sie mussten an die Emmaus-Kirche ausweichen.

Die Sonne lachte den Täuflingen ins Gesicht, die Männer entledigten sich ihrer Jacketts, die Frauen öffneten ihre Jacken über den Sommerkleidern. Es war schwer vorstellbar und doch real, dass nur wenige Kilometer entfernt eine Flutwelle des Rheins in die Siegauen drückte und das geplante Fest der Evangelischen Kirchengemeinden Menden, Meindorf, Niederpleis und Mülldorf an der Siegfähre unmöglich machte.

Bis zuletzt hatten die Pfarrer Jan Busse und Tobias Schreiber noch gehofft, auf der Beueler Seite den Freiluft-Gottesdienst abhalten zu können. Doch das Hochwasser machte das Vorhaben unmöglich. Parkplätze standen unter Wasser, der Fluss hatte eine viel zu hohe Fließgeschwindigkeit. Also trafen sie die Entscheidung, auf das Grundstück der Emmaus-Kirche in Sankt Augustin-Menden umzuziehen.

Der Heilige Geist weht, wo er will, wann er will und entscheidet, ob er will.
Jan Busse, Pfarrer an der evangelischen Emmaus-Kirche in Sankt Augustin-Menden

Dort war schon ein Altar aufgebaut, ein Kreuz hing im Baum, alles angerichtet also, für ein gleichermaßen würdiges wie lockeres und entspanntes Taufereignis unter freiem Himmel am Pfingstfest, zur Aussendung des Heiligen Geistes. Busse eröffnete denn auch mit den Worten: „Der Heilige Geist weht, wo er will, wann er will und entscheidet, ob er will.“ Er spielte damit auf die Verlegung an.

„Die Taufe in der Sieg wäre schon was Besonderes gewesen“, sagte Sandra Klose,„ ich finde es hier aber auch super.“ Ihre beiden Söhne Julian und Max hatten sich selbst dazu entschieden, Mitglieder in der evangelischen Kirche zu werden. „Ich will mich dem Schutz von Gott unterstellen“, begründete der zwölf Jahre alte Max seinen Schritt. „Das finde ich schon blöd, dass es nicht an der Sieg ist, aber hier ist es auch schön.“

Julian (l.) und Max gießen das Wasser in das Taufbecken.

Julian (l.) und Max gießen das Wasser in das Taufbecken.

Unter einem großen Zelt saßen die festlich gekleideten Menschen. „Wir begrüßen elf neue Mitglieder in unserer Kirche“, freute sich Busse. Er rief sie alle einzeln auf. Väter und Mütter hoben die ganz Kleinen in die Höhe, die größeren Kinder stiegen auf die Bänke, Max musste sich nur hinstellen. Beklatscht wurden sie alle.

In seiner Ansprache erinnerte an die Situation, in der die Jünger beisammen waren und sich fürchteten, versteckt hinter verbarrikadierten Fenstern. Der Heilige Geist habe mit einem Windstoß alles aufgestoßen: „Sie wurden begeistert. Es gibt kaum etwas Ansteckenderes, als wenn einer mit Begeisterung von seiner Sache spricht.“

Schreiber, sein Kollege aus Mülldorf und Niederpleis, griff den Faden auf und rief Kinder nach vorne, gemeinsam mit ihm die Figurengruppe zu beschreiben, die Arm in Arm auf dem Altar stand. Er betonte das Verbindende, die versammelte Gemeinde forderte er auf, sich an den Schultern zu fassen und dieses Band zu knüpfen.

Zwei Schalen wurden schließlich mit Wasser gefüllt und die eigentliche Taufe Familie für Familie vollzogen. „Es war schade, dass es nicht am Fluss war, aber es war ein tolles Fest“, meinte Schreiber. „Nächstes Mal ist uns Petrus mehr gewogen.“ Gastgeber Busse war keineswegs enttäuscht: „Es war wunderschön hier. Wir haben es schon 15 Jahre an der Sieg gemacht. Wenn es nicht ist, dann ist es nicht.“

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