Zwei junge Brüder haben mit dem Borsalino den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Ihr Ziel: Alte und neue Stammgäste immer wieder überraschen.
Herzensprojekt BorsalinoZwei Siegburger Brüder wollen ihre Gäste überraschen

Die Brüder Nineb und Ankido Isho haben das alteingesessene Borsalino in Siegburg übernommen, Mutter Joulet Zado-Zharo hilft hinter der Theke (v.r.).
Copyright: Cordula Orphal
Das Borsalino war 43 Jahre in einer Hand. Dann, nach dem bewegenden Abschied von Enzo Cristalli, haben zwei junge Männer das Ruder in dem Siegburger Traditionsbetrieb übernommen. Mediterrane Küche servieren sie nach wie vor, Chefkoch Pino aus Sizilien sei zum Glück geblieben. Doch Nineb und Ankido Isho setzen durchaus eigene Akzente.
Trotz ihrer jungen Jahre - Nineb ist 28, Ankido 26 - bringen sie reichlich Erfahrung mit. Nach dem Fachabitur in Siegburg arbeiteten sie im Restaurant des Vaters im Westerwald, dann als Junior-Partner in einer Niederkasseler Gastronomie. Durch einen guten Freund erfuhren sie von dem frei gewordenen Lokal: „Marwins Vater gehört das Haus.“ Zweimal hätten sie abgelehnt, beim dritten Mal Ja gesagt.
Die Wochenkarte im Siegburger Lokal bietet immer frischen Fisch
Und es nicht bereut. Ankido nennt das Borsalino ein Herzensprojekt: „Wir wollen gute Qualität bieten, frische, authentische und kreative Küche.“ Er koche leidenschaftlich gern: „Ich lerne von Pino jeden Tag dazu. Und ihm gefällt unser Schwung.“ Es gehe um viel mehr als Essen und Trinken, nämlich „um Geselligkeit und Menschlichkeit“, betont Nineb. Die Corona-Flaute ist beiden in guter Erinnerung. „Die Leute sollen wieder gern ausgehen, das Ganze sollte noch bezahlbar sein.“

Hier dürfen die Gäste Kerzen anzünden. Die Gastronomen sind Assyrer und katholisch.
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Mutter Joulet ist stolz auf ihre Jungs, sie hilft gern hinter der Theke mit. Sieben Angestellte, einige in Vollzeit, andere in Teilzeit und als Aushilfen, beschäftigen die Brüder. Der Jüngere ist für den Einkauf und die Gestaltung der wechselnden Wochenkarte zuständig, das mache er in Absprache mit Pino, sagt Ankido.
Denn neben Pizza und Pasta böten sie immer frischen Fisch. Auch Innereien wie Kalbsleber seien gefragt. Wichtig: „Wir sind nicht 08/15.“ Der Ältere verantwortet den Service und die Buchhaltung. 50 Plätze hat das verwinkelte Lokal; draußen sind es fast 70, die Terrasse mit rankendem Ficus Benjamini und grünem Sonnenschirm hat einen Zugang zum Fuß- und Radweg auf der alten Bahntrasse.
Wir bekommen so viel positive Energie von unseren Gästen
Mit ihrem Konzept, die Gäste immer wieder zu überraschen, sei es gelungen, alte Stammgäste zu halten und neue zu gewinnen. Einige hätten sie anfangs sehr kritisch beäugt, unter dem Motto: „Was machen die Jungs da, arabische oder türkische Küche?“ Vorurteile und Klischees kennen sie seit frühester Jugend. In ihren ersten Italien-Urlaub im vergangenen Jahr hätten sie sich hingegen wohlgefühlt: „Da sind wir nicht aufgefallen.“
Die Familie stammt aus Syrien, sie sind Assyrer, katholische Christen, der Glaube, die Nächstenliebe, „das ist uns wichtig“, sagt Ankido und zeigt eine von der Mutter gestaltete Nische mit Jesusbild und Rosenkranz: „Hier können unsere Gäste eine Kerze anzünden.“ Ihr Nachname Isho bedeutet Jesus. Nach der fünfmonatigen Renovierung ließen sie die neu gestalteten und eingerichteten Gasträume von einem Priester segnen. Sie haben einen Fünfjahresvertrag.
Die Selbstständigkeit bringe Freiheit und Verantwortung, sagt Nineb, bei sechs Tagen Arbeit in der Woche kämen nur ihre Hobbys Basketball und Schwimmen ein wenig zu kurz. Ankido schaut den Bruder strahlend an: „Wir bekommen so viel positive Energie von unseren netten Gästen, das wiegt doch alles auf.“

Das Borsalino am Siegburger Verbindungsweg.
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Eine kleine Übersicht
Borsalino, Verbindungsweg 3, Siegburg. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag und Sonntag 12 bis 14.30 Uhr und 18 bis 22.30 Uhr; Samstag 18 bis 22.30 Uhr; Montag Ruhetag. Reservierung: 02241/ 64390, online borsalino-siegburg.eatbu.com
Aus der Speisekarte: Thunfisch-Carpaccio 14,50 Euro, Spaghetti Bolognese 12,50 Euro, Pizza Margherita 10 Euro, Schwertfischsteak mit grünem Spargel, Venusmuscheln und Beilage 25,50 Euro, Kalbsschnitzel Piccatta Milanese 24,50 Euro, Panna Cotta 6,50 Euro, Kindergerichte 6,50 bis 10 Euro. Biere (u.a. Bitburger und Gaffel vom Fass) 0,3 l 3 Euro, Weine und Sprizz 0,2 l 7,50 Euro.