Don-Bosco-HausErste Schritte in ein neues Leben

Bert Becker zeigt eins der Zimmer im Don-Bosco-Haus.
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Siegburg – Nennen wir ihn Peter. Seit einer Woche wohnt er im Don-Bosco-Haus an der Luisenstraße. Er stammt aus der Region. Was genau ihn so weit gebracht hat, dass er keine eigene Wohnung mehr hat, formuliert der Enddreißiger nicht konkret.
Bevor Peter beim Haus des Katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM) angeklopft hat, habe er bei Freunden gelebt. "Irgendwann ist man an dem Punkt, wo es nicht mehr geht", sagt er.
"Schritt für Schritt" will er nun wieder in ein eigenständiges Leben eintreten. Das Don-Bosco-Haus sieht er auf diesem Weg als Sprungbrett an. Eine Voraussetzung dazu beschreibt er so: "Man muss sich helfen lassen wollen." Dazu sei er bereit.
Der Mann mit den klaren blauen Augen steht vor dem Eingang der Einrichtung, während im Innern die "Offene Nacht" beginnt. Bert Becker, der die Wohnungslosenhilfe des SKM leitet, richtet sie mit seinen Kollegen zum zweiten Mal aus. Auch um etwas zu provozieren. Doch auch dieses Mal nimmt keiner der Gäste das Angebot an und verbringt die Nacht in einem der Mehrbettzimmer im Don-Bosco-Haus. Die sind sehr nüchtern eingerichtet. Auf den Fluren stehen Spinde. Viel bringen die Menschen, die hier ankommen, in der Regel nicht mit, sagt Bert Becker.
18 Plätze gibt es in dem alten Haus mit den hohen Decken, zwei davon für Frauen. Insgesamt leben derzeit acht Menschen ohne festen Wohnsitz bei Becker und seinem Team. Bis zu drei Monate bleiben manche da. "Keiner muss im Kreis auf der Straße schlafen", benennt Becker den Sinn der Einrichtung.
Und das ist der Anfang. Im Haus gibt es Sozialarbeiter, die die Neuankömmlinge dabei unterstützen, wieder Fuß zu fassen. Es gibt Therapieangebote, Schuldnerberatung, Hilfe bei der Jobsuche und beim Finden einer eigenen Wohnung, die Vermittlung in betreute Formen des Wohnens und natürlich kostenloses Essen. Auch bei den Gängen zu den Ämtern, die manche der Gäste im Haus nicht mehr auf die Reihe bekommen haben, hilft das Team.
Peter steht vor der Tür des Don-Bosco-Hauses und raucht gemeinsam mit einem Mittfünfziger eine Zigarette. Bernd (Name geändert) hat über das Don-Bosco-Haus den Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis gefunden, wenngleich nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt. "Da habe ich keine Chance mehr", ist er sich sicher. Resigniert wirkt er nicht, Bernd macht Hausmeisterdienste.
Währenddessen hören sich rund 30 Gäste im Innern des Don-Bosco-Hauses einen Vortrag über die Armut in Deutschland an, anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion und ein gemeinsames Abendessen mit den Bewohnern. Es folgen ein Kleinkunstbeitrag und eine kurze Lesung.
Dann beginnt die Nacht, die Gäste der Veranstaltung gehen nach Hause, die Bewohner bleiben. Wer weiß: Vielleicht klingelt schon in den nächsten Stunden jemand an der Tür, der keine Wohnung hat und ein Dach über dem Kopf braucht. Im Don-Bosco-Haus ist rund um die Uhr jemand, der öffnet.