„Eva-Marie Design"Quietschbunte Partywelt an der Siegburger Mühlenstraße
Siegburg – „Ich konnte nie gut perspektivisch zeichnen“, gesteht Eva-Marie Loesgen. Doch diese Schwäche hat die Absolventin der Rhein-Sieg-Akademie Hennef produktiv genutzt: Ihre windschief-naiven Bilder mit schmollmündigen Figuren, die Cocktails trinken, feiern und tanzen, vermarktet die 28-Jährige als „Eva-Marie Design“: Damit überzieht sie Kleider und Accessoires, Tische und Tassen, Mobiltelefone und Laptops, Leuchten und Kaffeemaschinen. In ihrem Ladenlokal an der Mühlenstraße hat sie diese quietschbunte Partywelt ausgebreitet. Wie der US-Amerikaner James Rizzi, der bis hin zum Flugzeug alles bemalte und bedruckte, was einen festen Untergrund hatte, lässt auch die Diplom-Grafikerin kaum einen Alltagsgegenstand aus. Nach den Wünschen ihrer Kunden gestaltet sie etwa den Duschvorhang mit dem Bild der Hauskatze oder den Kulturbeutel mit dem Konterfei der Liebsten.
Doch ihre Illustrationen, die sie von Hand zeichnet, dann koloriert, einscannt und im Rechner bearbeitet, zieren als großformatige Bilder auch die Wände von Lokalen in Siegburg und Troisdorf. Darauf sind zahlreiche Stammkunden verewigt; „die freuen sich, dass sie sich wiedererkennen“, so Loesgen.
Für Künstler wie Martha Maria Potempa kreiert sie Kleider, Flyer und Visitenkarten. Die Songwriterin ist alle zwei Wochen beim „Piano-Tag“ an der Mühlenstraße zu Gast. Dann wird zwischen Spiegeln, Kleiderständern und den weiß gebeizten Möbeln im Shabby Look Kaffee und sizilianischer Kuchen serviert, den Antonella Orefice backt, Schwester von „Quattro Passi“-Inhaber Nunzio Orefice. Der Gastronom ist Lebenspartner von Eva-Marie Loesgen. Klar, dass seine Gäste den Espresso aus Tässchen mit Burg-Wissem-Motiv trinken – entworfen von der Jungunternehmerin, die unermüdlich auf der Suche nach Geschäftsideen ist.
Das Siegburger Pendant mit Michaelsberg-Motiv hat die gebürtige Saarländerin gerade kreiert. Im Tourismus-Center der Kreisstadt soll es zum Preis von 27 Euro als Souvenir angeboten werden. Gefertigt werden die Tassen von der Porzellanfabrik Annaburg in Sachsen-Anhalt. Ihre Stoffe bezieht Loesgen von Herstellern in London, Berlin und den Niederlanden. Sie arbeitet mit einem Schreiner und Polsterer aus Hennef zusammen und lässt einige Teile von einer Kollegin schneidern, die ihr Atelier ebenfalls an der Mühlenstraße hat. „Es ist wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben. Auch ein noch so guter Koch kann ohne qualifizierte Kellner nicht glücklich werden“, sagt die Wahl-Siegburgerin, die schon als Studentin erste Erfahrungen in der Geschäftswelt sammelte. „Ich habe auf Messen als Übersetzerin und Hostess gearbeitet; da habe ich Produkte erklären müssen und viel Einblick in Materialkunde, Preisgestaltung und Marketing gewonnen.“
Ihre Artikel – zwischen 3,50 Euro für eine Postkarte und 2500 Euro für ein Sofa – verkauft sie als Unikate oder Limitate in kleiner Auflage.
Um zu verhindern, dass andere ihre Motive vermarkten, hat sie beim Patentamt Geschmacksmuster angemeldet und vergibt zeitlich begrenzte Lizenzen. An der Mühlenstraße fühlt sich Eva-Marie Loesgen wohl: „Hier ist eine Art Design-Meile entstanden. Wer hierher kommt, will etwas Besonderes.“ Das bekommen auch Hundebesitzer, die für ihren Vierbeiner die passende Design-Decke erwerben können. Loesgens Hund Remus schließlich hat ihr erstes Kinderbuch inspiriert, das druckfrisch auf dem Ladentisch liegt, kindgerecht in Folie gebunden. Weitere Geschichten, so kündigt die umtriebige Designerin an, sollen folgen.