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FeuerwehrStraßen zu eng für die Retter

3 min

Testfahrt mit der Feuerwehr in Siegburg. Archivbild

Siegburg – Kann es in der Kreisstadt am Tag, nach dem ein Mensch in seiner Wohnung verbrannt ist und fünf Menschen verletzt wurden, noch zugeparkte Straßen geben? Werden Feuerwehrfahrzeuge bei ihrem Einsatz durch abgestellte Autos, wie am frühen Mittwochmorgen passiert, immer noch behindert? Die Fragen lassen sich ganz einfach beantworten: Ja.

Am Donnerstagabend machten sich das Ordnungsamt und der Leiter der Feuerwehr, Thomas Glatz, zu einer Kontrollfahrt durch das Stadtgebiet auf. Denny Haser vom Ordnungsamt dirigiert ihn. Bei einem kurzen Brainstorming hatten sie eine lange Liste neuralgischer Straßenzüge aufgelistet.

Glatz startete gegen 20.30 Uhr das Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF). 2,50 Meter breit, 7,65 Meter lang und 14,5 Tonnen schwer gehört es zu den ersten Einsatzmitteln, die zu einem Brand ausrücken. Der Feuerwehrchef beschreibt die Stimmung in der Kabine, in der sich neun Menschen auf den Ernstfall vorbereiten: „Das Martinshorn heult. Meine Kameraden ziehen die Atemschutzgeräte an, es wird gesprochen.“

Meist kommen gerade die Freiwilligen nach der Alarmierung schnell zur Wache, sind aufgeregt, wissen nicht, was sie erwartet. Der Fahrer steigt in einen Lastwagen, den er nicht täglich fährt – alles in allem eine Situation, die nicht gerade entspannt ist. Menschenleben sind in Gefahr, Hilfe möglichst schnell kommen muss. Das HLF verlässt die Wache, zunächst geht es über die Straße Auf der Papagei. „Hier ist es heute erstaunlich frei“, sagt Glatz. Dabei ist die Fahrbahn schon eng, konzentriertes Fahren ist angesagt. Aber der Wachleiter ist schon alles gefahren, was mit dem Lastwagenführerschein zu bewegen ist.

Er biegt nach links ab in die Bertramstraße. Es wirkt so, als wäre rechts und links kaum Platz, doch es geht in zügigem Tempo weiter. Noch zwei Mal links, dann wird es wirklich eng. Links Pfosten, rechts ein Wohnwagen. Wenige Zentimeter an beiden Seiten, nur im Schritttempo kommt das schwere Gefährt vorbei. Im Ernstfall wären wichtige Sekunden verloren. Melanie Duckwitz und Salvatore Costa vom Ordnungsamt notieren Nummernschilder. Der Tatbestand: Behinderung Anderer ohne erforderliche Sorgfalt, Kosten: 20 Euro.

Weiter geht es durch Wolsdorf, Lambertstraße, Marienhofstraße – ohne Probleme. Schwierig wird es wieder auf der Riembergstraße. Wegen eines Bauvorhabens ist sie gesperrt und Sackgasse. Eine Stichstraße geht links hoch, dort oben sind Häuser. Die Drehleiter wäre im Falle eines Brandes ein Rettungsweg. Doch im Einmündungsbereich stehen, trotz beschilderten Halteverbots, zwei Autos. Ein Großfahrzeug hätte keine Chance, die Kurve zu nehmen, bestenfalls rückwärts hoch. Duckwitz und Costa werden wieder aktiv: Parken unter fünf Meter vor einer Kreuzung oder Einmündung zehn Euro, absolutes Halteverbot 15 Euro, es bleibt bei der höheren Buße.

Der Besitzer kommt raus, diskutiert mit Glatz, der ihm in ruhigem Ton erklärt, welche Schwierigkeiten bei Einsätzen entstehen. Gemächlich fährt er anschließend rückwärts ein paar hundert Meter. Ähnliche Situationen in Deichhaus, An den Sechs Bäumchen und Chemie-Faser-Allee sind extrem eng aber befahrbar. Auf der Zange parken in den kleinen Sträßchen Wagen auf Grenzmarkierungen, auf der Bismarckstraße stoppt ein Pkw kurz zum Entladen, 60 möglicherweise entscheidende Sekunden gehen verloren, bis er zur Seite fährt. Wirklich Endstation ist in Seligenthal, auf dem Rüdemichweg. Ein Auto parkt und verhindert die Durchfahrt, selbst Glatz kommt nicht vorbei. Duckwitz und Costa schreiten zur Tat.

Fazit: Obwohl Haser die Bürger in Schutz nimmt – schließlich würden mehr als 99 Prozent ordnungsgemäß parken, kommt es immer wieder zu erheblichen Behinderungen. Die Verzögerung von acht Minuten, die es am Mittwoch gegeben hat, bis der Teleskopmast zwei Menschen retten konnte, kann erneut passieren. Der Grat ist schmal.