Kunst an Siegburger TurnhalleCDU möchte Bonk-Sgraffito nachbilden lassen

Lesezeit 2 Minuten
Bonk_Sgraffito_Siegburg1

Das Sgraffito von Siegfried Bonk an der Fassade der Turnhalle Alleestraße in Siegburg wird beim Neubau der Halle zerstört. Die CDU möchte es aber von einer Fachfirma originalgetreu nachbilden lassen.

Siegburg – Ein Lichtblick für die tanzenden Mädchen tut sich auf. Mit dem Neubau der Turnhalle am Gymnasium Alleestraße sollte das Sgraffito-Bild von Siegfried Bonk an der Turnhallenfassade eigentlich endgültig zerstört werden. Das Werk aus dem Jahr 1956 gilt als das letzte erhaltene Werk des Künstlers im Siegburger Raum. Bereits an der Schule Seidenbergstraße und am Finanzamt wurden in den vergangenen Jahren zwei Zeugnisse der Sgraffito-Kunst zerstört.

Nun startet die CDU-Fraktion einen Anlauf, das Kunstwerk doch noch zu retten. CDU-Fraktionsgeschäftsführerin Petra Schonlau berichtet, die kunstgeschichtliche Bedeutsamkeit des Bildes der tanzenden Mädchen sei 2018 wissenschaftlich untersucht worden. Lara Nickenig schrieb dazu im Kernfachstudiengang Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ihre Bachelor-Arbeit.

Das Original zu erhalten wäre sehr teuer

Sie benennt das Sgraffito als eine Verkörperung der Zeit des „optimistisch geprägten Wiederaufbaus“ und auch der „umfassenden Abkehr des Dritten Reiches und der Kriegsgeschehnisse.“ „Vor dem Hintergrund des hohen Kostenaufwands einer Translation des Originals auf die Fassade des Neubaus scheint uns eine originalgetreue Nachbildung durch eine Fachfirma eine gute Möglichkeit der Erhalts und der Erinnerung an das Original aus den 50er Jahren“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Becker.

Auch die Kulturbeiratsvorsitzende Susanne Haase-Mühlbauer möchte beim „Neubau der Turnhalle an die aus den 50ern stammende Kunst Bonks als Beispiel damaliger Kunst im öffentlichen Raum erinnern“.

Kratzbilder in Deutschland

Die Geschichte der Kratzbilder in Deutschland erklärt Kunsthistorikerin Elisabeth Knauer. Viele Häuser waren nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Bomben der Alliierten zerstört. Die Architektur sollte sich klar von den protzigen Gebäuden der Nationalsozialisten unterscheiden.

Die Planer verzichteten auf Zierelemente und bauten minimalistisch. Doch ohne Schmuck sollten die Häuser nicht sein. So wurde in den 50er Jahren eine Technik angewendet, die schon fast vergessen war: Sgraffito. Sie wurde im 16. Jahrhundert besonders in Italien verwendet. Dabei werden Bilder als Relief durch das Auskratzen übereinander liegender farbiger Putzschichten auf einer Wand herausgearbeitet.

Vor allem öffentliche Gebäude wurden mit Sgraffiti verziert. Die Bilder hatten meist heitere Inhalte oder bezogen sich auf die Funktion der Bauten. (vr)    

Der Erhalt des Original-Sgraffitos würde Kosten in fünfstelliger Höhe bedeuten. Die Bonner Fachfirma Stuck Belz sei jedoch in der Lage, ein Sgraffito-Bild im ursprünglichen Maßstab und mit Originaltechnik nachzubilden. Kosten: bis zu 7000 Euro.

„Wir setzen uns daher dafür ein, das Bonk-Sgraffito auf den Neubau der Turnhalle Alleestraße zu übertragen und damit ein Zeitdokument zu erhalten“, sagt Anna Diegeler-Mai, Fachfraktionsvorsitzende Gesellschaftspolitik.

KStA abonnieren