Olympia 2021Trainer des Siegburger Alpenvereins betreut den deutschen Kletter-Kader

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An der Kletterwand trainiert Nico Schlickum. Der Sport ist erstmals olympische Disziplin. 

Siegburg – Vor zwölf Jahren zog es Nico Schlickum in die Welt. Im Hochland Brasiliens leistete er 2009 an einer Schule Zivildienst für Sport und Gesundheitsaufklärung. In den Bergen Südamerikas entdeckte er seine Liebe zum Klettern. Auch nach der Heimkehr ließ ihn der Sport nicht mehr los: Beim Deutschen Alpenverein (DAV) ist Schlickum seit Anfang 2021 Funktionstrainer für Bildung und Wissenschaft für den Nationalkader Wettkampfklettern.

Seine sportlichen Anfänge machte er am Institut für Natursport an der Sporthochschule Köln, wo er derzeit promoviert, und im Rhein-Sieg-Kreis bei der DAV-Sektion Siegburg, deren Zweiter Vorsitzender er heute ist. „Die Sektion in Siegburg ist immer darauf bedacht, junge Trainer zu stärken. Ich habe mich dort auch immer weiterentwickelt, und heute bin ich beim Nationalkader.“

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Nico Schlickum ist der zweite Vorsitzende der DAV-Sektion Siegburg. 

In diesem Jahr ist das Wettkampfklettern nach der offiziellen Anerkennung 2016 zum ersten Mal olympische Disziplin. Ein großer Sprung für eine noch junge Sportart. Und Schlickum ist mittendrin: „Meine Aufgabe ist es, die Erkenntnisse, die in der Sportwissenschaft gewonnen werden, auf den Klettersport anzuwenden und den Trainern zu helfen, das in die Trainingspraxis zu implementieren. Ich vermittle zwischen Forschungseinrichtungen und Praxis der Bundestrainer.“

Ein Job, der ihn wieder viel in der Welt herumführt. Nach dem Aufenthalt in Brasilien und zwei Jahren Fortbildung in Innsbruck ist er viel mit dem Zug unterwegs. Die Fahrten nehme er gern auf sich, um seiner rheinischen Wahlheimat treu zu bleiben, sagt der gebürtige Hannoveraner: „Ich bin hier mittlerweile einfach verwurzelt. Ich möchte hier sehr ungern weg.“

Klettern bei den Olympischen Spielen

Der Klettersport habe in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt, erklärt der Sportwissenschaftler. Geklettert sei man zwar schon in den 80er Jahren, aber zu der Zeit sei es immer ums Outdoor-Klettern gegangen. Das Hallenklettern – heute gleichbedeutend mit Wettkampfklettern – sei erst nur als Trainingsmöglichkeit gesehen worden: „Dann hat man gemerkt, wenn man irgendwelche Holzgriffe in eine Wand schraubt, kann man die ja lustig im Kreis drehen, und auf einmal hat man ganz andere Voraussetzungen.“

Der Alpenverein

Als weltgrößter Bergsteiger-Verband betreibt der Deutsche Alpenverein (DAV) in Deutschland mehr als 350 Sektionen, zur Klettersport-Ausbildung sowie zum Schutz von Natur und alpinen Landschaften. Die Sektion Siegburg ist mit mehr als 3777 Mitgliedern einer der größten Vereine im Rhein-Sieg-Kreis. Familien- und Jugendarbeit, aber auch Kletterausbildung und Wandertouren stehen auf ihrem Programm. Kontakt zur Mitgliederverwaltung unter 02243/4902 oder per E-Mail. (rsc)

Heute sei das Hallenklettern „eine Mischung aus Parkour, Turnen und dem klassischen Klettern“. Solche variablen Sportarten seien interessant für das olympische Komitee (IOC). Das Wettkampfklettern sei athletischer und spektakulärer geworden. Sportwissenschaftler könnten bei einer so jungen Sportart noch viel entdecken.

Für Olympia sei ein eigenes Format entwickelt worden, das „Olympic Combined“. Das sei eine Kombination aus schnellem Speed-Klettern, Lead-Klettern – klassisch am Seil – und Bouldern, also das Klettern, wie man es aus neuartigen Klettersporthallen kennt – an etwa vier Meter hohen Wänden ohne Sicherung.

Bei aller Professionalität sei er froh, dass der DAV den Spagat zwischen Profisport und Tradition schaffe: „Der Alpenverein ist sowohl Naturschutzverband als auch olympischer Spitzenverband, und das ist einzigartig. Alle anderen Nationen haben das Wettkampfklettern als eigenständigen Verband.“

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In der Sektion Siegburg, die bald zur Sektion Rhein-Sieg vergrößert werden soll, gebe es eine Referentin für Naturschutz. Dazu kämen Aktionen, etwa Baumpflanzungen, wie im September im Siebengebirge. Der DAV könne sich mit seinen 1,4 Millionen Mitgliedern in der Hallen-Sportwelt für den Naturschutz stark machen. „Es ist nicht Mensch und Natur, sondern wir sagen: Der Mensch gehört in die Natur. Nur wer sich damit auseinandersetzt, kann sich auch positiv mit dem Naturraum befassen.“

Die Sektionen seien sowohl im Naturschutz als auch im Sport erste Anlaufstellen, erklärt Schlickum. Man lerne, mit dem Sport sicher umzugehen, später könne man anderen das Klettern nahebringen. So, wie er es jetzt mit den Profis tut.

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