Michaeli„Café Tod“ feierte auf dem Nordfriedhof in Siegburg ein neues Fest

Lesezeit 3 Minuten
Der Verein Tod und Leben feierte auf dem Nordfriedhof zum ersten Mal das Michaelifest und startete mit einem Schweige-Spaziergang. Die Gruppe versammelte sich unterwegs am Engelsgrab, der Begräbnisstätte für früh gestorbene oder tot geborene Kinder.

Der Verein Tod und Leben feierte auf dem Nordfriedhof zum ersten Mal das Michaelifest und startete mit einem Schweige-Spaziergang.

Nach einem halbstündigen Schweige-Spaziergang mit einigen Denkanstößen gab es in der Trauerhalle leckeres Herbstessen.

In der Feuerschale loderten die Flammen, am Eingang zur Trauerhalle stand eine Seelenwaage. Uschi Stenz und ihre Mitstreiterinnen vom Verein „Tod und Leben“ hatten sich echt ins Zeug gelegt, um ein neues Fest aus der Taufe zu heben: das Michaeli-Fest. Sie beleben seit Jahren schon das „Café Tod“ am Nordfriedhof mit kreativen Formaten.

Rund 30 Gäste waren gekommen, ganz neugierig auf das, was da kommen mochte. Stenz stellte erst einmal Michael, den Drachentöter, vor, der im Himmel den Drachen und seine Engel bekämpft und besiegt habe. Er eröffne die Reihe der Feiertage mit Sankt Martin und Sankt Nikolaus. Während Michael für den Mut stehe, gelte für den Mantelteiler das Mitgefühl und für den Heiligen, der am 6. Dezember geehrt wird, das Gewissen. 

In die Seelenwaage konnten die Besucherinnen einen Stein legen, um dem Guten oder dem Bösen den Ausschlag zu geben.

In die Seelenwaage konnten die Besucherinnen einen Stein legen, um dem Guten oder dem Bösen den Ausschlag zu geben.

Anschließend ging es zu einem halbstündigen stillen Spaziergang hinaus in die parkähnliche Anlage. Die stellvertretende Vereinsvorsitzende und Vizebürgermeisterin, Susanne Haase-Mühlbauer, gab den ersten Denkanstoß. An mehreren Stationen warfen sie und Stenz fragen ein, über die die Besucherinnen und die wenigen Besucher sich Gedanken machen sollten. „Wo war ich mutig, wo nicht ganz so mutig?“

Bald nicht mehr nur schweigend, sondern im Austausch über die Fragen, spazierte die Gruppe weiter zum Engelsgrab, der Grabstätte für früh gestorbene oder tot geborene Kinder. Hier ging es im Impuls um die eigenen Stärken und ihren Einsatz im alltäglichen Leben. Nur wenig weiter stoppte Stenz an einem der Prominentengräber, dem von Ottilie Cordier, Schwester von August Macke.

Gibt es stille Ängste, kann ich vor Sorgen nicht einschlafen?
Susanne Haase-Mühlbauer, Vizebürgermeisterin

Auf dem Feld der Unbedachten beeindruckte eine Tür. „Sie stammt aus der Anno-Kirche“, verriet Haase-Mühlbauer, Sie symbolisiere den Übergang von der einen auf die andere Seite.„ Gibt es stille Ängste, kann ich vor Sorgen nicht einschlafen“, gab sie mit auf den weiteren Weg. Über den Michaelgarten ging es zurück zum Hauptdenkmal, der Figurengruppe, die Glaube, Liebe, Hoffnung darstellt.

„Wann habe ich zuletzt einem guten Freund gesagt, wie wichtig er mir ist?“ hieß die Fragestellung dann an der letzten Station, der Grabstätte von Prälat Dr. Johannes Becker und dem Erinnerungsstein für Monsignore Tönnies. Zurück an der Trauerhalle konnte jede und jeder einen Stein in die Seelenwaage legen, um dem Guten oder dem Bösen den Ausschlag zu geben.

„Ich finde das eine ganz wunderschöne Einrichtung“, lobte Ilse Lüttke beim gemeinsamen Essen mit Drachenblutsuppe (Tomatensuppe oder Gazpacho), „damit sich die Menschen beruhigen und sich austauschen können.“ Angelika Ritter sah es ganz ähnlich:  „Die Fragen fand ich sehr gut. Das regt zum Nachdenken an. Da mache ich mit selbst mal Gedanken zum eigenen Leben.“ Sie freute sich auf das gemeinsame Singen und wollte auch einen Wunsch mit Weihrauch ins Feuer draußen werfen.

KStA abonnieren