Die Eigentümergemeinschaft braucht dringend die Verlängerung ihrer Baugenehmigung, um weiter zu sanieren. Doch das gestaltet sich schwierig.
SeniorenzentrumMillionengrab am Siegburger Michaelsberg

Die Sanierung des Seniorenzentrums am Michaelsberg kommt nicht voran.
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Eigentlich wäre 2025 ein gutes Jahr gewesen, um im Seniorenzentrum am Michaelsberg die Sektkorken knallen zu lassen: Denn vor 50 Jahren nahm die Einrichtung mit dem beeindruckenden Blick auf das Wahrzeichen der Region den Betrieb auf. Doch das Zentrum ist nicht einmal zur Hälfte saniert, die Baustelle liegt nach wie vor still. Im Sommer 2023 mussten die Bewohner ihre Zimmer verlassen, nachdem ein Geschäftsführer des Pflegeträgers die Konten leergeräumt hatte und auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.
Der Schaden geht weit darüber hinaus: Denn das Haus wurde zum Spekulationsobjekt. 149 Geschädigte stehen auf der Liste des Mannheimer Rechtsanwalts Samuel Schwake, Menschen, die bundesweit Geld investiert hatten, teils um später selbst ins Zentrum zu ziehen, teils als Kapitalanlage. 26 Millionen Euro seien es insgesamt. „Ich schätze, dass davon vielleicht fünf Millionen Euro ausgegeben wurden.“ Immerhin gebe es jetzt gegen ein Gerichtsurteil, demzufolge die beiden Gesellschafter des mittlerweile insolventen Bauträgers für überhöhte Zahlungen persönlich verantwortlich gemacht werden könnten.
Anwalt will Schadensersatzansprüche geltend machen
„Es steht alles“, bemängelt Anwalt Schwake, die Bauaufsicht der Kreisstadt verhindere, dass die Sanierung fortgeführt werden könne. Wie berichtet, strebt der Anwalt die Verlängerung der Baugenehmigung für die Sanierung an, die 2016 erteilt wurde. Für die Erteilung hat der Anwalt vor dem Verwaltungsgericht Köln geklagt. Schwake droht der Kreisstadt gar, Schadenersatzansprüche seiner Mandanten wegen des Stillstands geltend zu machen, die sich mittlerweile auf 2,5 Millionen Euro summierten.
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Die Stadtverwaltung signalisiert unterdessen Kooperationsbereitschaft. Nachdem neue Unterlagen eingereicht wurde, könne man jetzt bestimmte Fristen in dem Verfahren als eingehalten betrachten, sagt der Erste Beigeordnete Matthias Bamberger in einem Hintergrundgespräch. Allerdings brauche es für die Verlängerung der Genehmigung noch einige Unterlagen, da sich Baurecht geändert habe, insbesondere beim Brandschutz. „Es gibt viele Novellierungen“, sagt der Leiter des Planungsamts, Fabian Löbach.

Nur ein kleiner Teil des Seniorenzentrums wurde bislang saniert.
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Problematisch: Architekten, die damals die Sanierung beantragten, stünden nicht mehr zur Verfügung. Bamberger: „Was fehlt, ist jemand, der sagt, das ist mein Entwurf, zu dem stehe sich auch.“ So sieht es auch Löbach: „Wir können nicht die alte Akte nehmen und sagen, das ist jetzt der neue Antrag.“ Bürgermeister Stefan Rosemann bedauert: „Wir haben da selbst keinen wirklich aktiven Part.“
Für den Unterhalt der Immobilie gibt es eine Hausverwaltung, die wiederum einen Verwaltungsbeirat hat. Vorsitzender ist Hans Stirnberg aus Hennef, der die Situation der Eigentümer als „unerquicklich“ beschreibt. So habe das Bauordnungsamt im September überraschend neue Auflagen gemacht, die bei Gesprächen zuvor noch keine Rolle gespielt hätten.
Neuer Architekt für das Seniorenzentrum am Michaelsberg wird dringend gesucht
Verständnis habe er dafür, dass sich die Anforderungen an den Brandschutz im Laufe der Jahre geändert hätten und dass die Stadtverwaltung den Eigentümern bei der Anpassung der Heizungstechnik entgegengekommen sei. Inzwischen seien jedoch neue Anforderungen an Stellplätze und Ladeinfrastruktur hinzugekommen. „Bürgermeister und Politik haben zwar ihre volle Unterstützung zugesagt, das Bauordnungsamt tut aber eher das Gegenteil.“
Stirnberg bestätigt, dass es schwierig sei, einen Architekten zu finden. Derzeit sei er nicht in der Lage, irgendeinen konkreten Fortschritt zu erkennen. Das Landesbaurecht könne prinzipiell entweder restriktiv oder vernünftig ausgelegt werden – in Siegburg sei eher Ersteres der Fall.
Für die Eigentümer sei es mühsam gewesen, sich geeignete Strukturen zu geben, bis schließlich mit Schwake ein Rechtsbeistand sowie eine Hausverwaltung und ein Verwaltungsbeirat gefunden worden seien. Dabei sei die Situation für die privaten Investoren, die mit Sonderumlagen den Bestand des Gebäudes sichern müssen, mehr als heikel: „Wir sind in ein tiefes Becken geworfen worden, in dem nur Krokodile schwimmen.“

