Der 90-Jährige war einer der Hauptprotagonisten in der Geschichte des Tennisvereins. Jetzt legt er den Schläger zur Seite.
„Treue ist außergewöhnlich“Tischtennis-Spieler aus Siegburg ist seit 75 Jahren im Verein

Tischtennisspieler Karl-Heinz Wiesgen verabschiedet sich nach 75 Jahren beim TTC Blau-Weiß Viktoria Siegburg vom aktiven Sport.
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Er kam, als Adenauer Kanzler war – und er blieb. 75 Jahre lang. Karl-Heinz Wiesgen war mehr als ein Tischtennisspieler. Er war und ist einer der Hauptprotagonisten in der Vereinsgeschichte des TTC Blau-Weiß Viktoria Siegburg.
Jetzt, mit 90 Jahren, legt das Urgestein des ältesten Tischtennisvereins in der Region seinen Schläger zur Seite. Leise und bescheiden. Ein Mann, der nie laut war, aber stets präsent. Einer, für den Sport mehr war als Wettkampf: Leben, Lust und Leidenschaft.
Ein Schläger mit Geschichte
„Ich spiele mit einem Schläger, den mir einst der schwedische Weltmeister Kjell Johansson geschenkt hat“, erzählt Wiesgen. Mehr als 50 Jahre hielt der gelernte Dreher das gute Stück Holz fest im Griff. Es passt zu einem, der nie aufrüstete, sondern einen eigenen Spielstil kreierte: immer offensiv, immer angriffslustig.

Nach 75 Jahren gab es vom TTC Blau-Weiß eine hochverdiente Urkunde.
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Am 25. April 1950 trat er dem TTC bei – mit 15 Jahren, im Saal der Gaststätte „Jägershof“. Damals schlug man auf, wo Platz war: „Es gab kaum einen Saal in der Gegend, wo wir nicht gespielt haben.“ So begann eine beispiellose Vereinskarriere: Zunächst als Spieler, später auch als 2. Vorsitzender, immer aber als Vorbild – bis zuletzt gemeldet in der 4. Herrenmannschaft.
Sein Rezept für ein langes Leben? „Meine Frau, unsere drei Kinder, Tischtennis, Bergsteigen, gesundes Essen mit viel Obst, kein Rauchen, kaum Alkohol – und eine Gabe Gottes.“ Wiesgen war nie ein Lautsprecher, aber einer mit Haltung: „Wenn jemand in der Halle ausfällig wurde, habe ich gesagt: Ich spiele nicht mehr mit dir, wenn du dich nicht benimmst.“
Vereinstreue zum TTC Blau-Weiß Viktoria Siegburg, die bleibt
Auch abseits des Tisches war Wiesgen aktiv: Als ambitionierter Wanderfreund, als Tänzer, als Autor lokalhistorischer Texte. Unvergessen bleibt seine Reise 1954 nach Bern zu einem Tischtennisspiel – verbunden mit dem Besuch der Fußball-WM. „Wir haben die Gruppenspiele gegen die Türkei und Ungarn gesehen. Die Fotos, die ich im deutschen Quartier im Hotel Belvédère in Spiez gemacht habe, hängen heute im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund.“
TTC-Vorsitzender Martin Schmidt hält große Stücke auf sein treuestes Vereinsmitglied: „Karl-Heinz hat 75 Jahre lang unseren Klub geprägt. Imponiert hat mir immer seine positive Grundhaltung. Seine Treue ist nicht selbstverständlich, sondern außergewöhnlich.“ Der Verein plant deshalb für Freitag, 25. April, auch eine feierliche Verabschiedung. Es ist ein Termin mit Symbolkraft: exakt 75 Jahre nach Wiesgens Eintritt. „Ich hoffe, dass ich das 100-jährige Vereinsjubiläum 2030 noch erlebe“, sagt Wiesgen und lächelt. Seine Augen scheinen zu sagen: „Ich schaffe auch 80 Jahre Mitgliedschaft.“