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Offene AteliersSiegburger Künstler gestaltet den eigenen Sarg

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Ein Mann steht neben einem offenen, bunt bemalten Sarg.

Karl-Heinz Löbach hat seinen Sarg im Atelier stehen. Derzeit gestaltet er die Innenbemalung.

Der Künstler Karl-Heinz Löbach arbeitet in jeder freien Minute an seinem Sarg. Probegelgen hat er auch schon.

Wie man sich bettet, so liegt man – und da will Karl-Heinz Löbach lieber auf Nummer Sicher gehen. Im Atelier des Bildhauers am Trerichsweiher wartet schon der selbstgezimmerte Sarg, in dem der Künstler einst beigesetzt werden will – aus krematoriumsfreundlichem Nadelholz, normgerecht in Abstimmung mit einem Bestattungsunternehmen hergestellt. Derzeit erfolgt gerade die Innenbemalung.

Im Siegburger Atelier gibt es Bildhauerkurse

„Immer, wenn mir danach ist, arbeite ich daran“, verrät Löbach, der natürlich auch schon probegelegen hat: „Wenn man dann für eine Viertelstunde den Deckel zumacht, besinnt man sich auf das Wesentliche.“ Natürlich hofft der Künstler, dass das gute Stück noch eine Weile auf seine Verwendung warten muss.

Es ist weniger das Spiel mit dem Morbiden, als die Auseinandersetzung mit dem Fluss der Zeit, die Löbach in Sachen Vergänglichkeit praktisch denken lässt: „Wir alle sind älter und ruhiger geworden. Heute ist im Kunstbetrieb die Jugend das Thema.“ Löbach nimmt es gelassen. Er bietet in seinem Atelier weiterhin Bildhauer-Kurse an, mit Teilnehmern, die teilweise seit vielen Jahren dabei sind.

Dynamische Fotos sind die Vorlagen für Gemälde

Vor seinem Teil des Flachbaus wartet ein ausrangierter Grabstein auf seine zukünftige Bestimmung, daneben harrt eine halbe Palette Glasbausteine einer kreativen Anschlussverwendung entgegen, die eine ehemalige Edelstahlfelge schon gefunden hat - als kleiner Ofen. Seit 1999 hat Löbach sein Atelier in der ehemaligen Champignonzucht, in der die Stadt sehr unterschiedlichen Künstlern ein Dach bietet – und die am Wochenende die Ateliertüren öffneten.

So entwickelt Katja Zander aus dynamischen Fotografien die Vorlagen für ihre Gemälde. Eine Palette von nur wenigen Eisenoxid-Farben sorgt für die rötliche Grundtönung, die in mehreren Schichten aufgetragen wird. Dafür bedarf es eines bestimmten Lösungsmittels, das sich Zander aus England oder den USA besorgen muss. Auf dieser Vorlage werden Figuren mehr angedeutet als ausgeführt – ein Angebot an die Betrachter, sich auf diese Bilder einzulassen.

Einen anderen Ansatz verfolgt Barbara Lehnard. Ihre fiktiven Landschaften bekommen durch Marmormehl Struktur und Tiefe. Ihre Ateliernachbarin Karin Dornbusch ist als Malerin und auf dem Feld der Keramik aktiv. Dabei hat sie die traditionsreiche japanische Raku-Technik für sich entdeckt.

Siegburger Keramikerin überlässt dem Feuer „den letzten Schliff“

Den letzten Schliff erhält das Objekt, wenn es rotglühend aus dem Ofen kommt und in einen Behälter mit Sägemehl, Heu und Stroh umgelagert wird – ein Vorgang, den Dornbusch im heimischen Garten erledigt. Besonders spannend: Die Künstlerin weiß vorab nicht genau, wie das Objekt dann aussehen wird: „Das übernimmt das Feuer.“

Tag der offenen Ateliers
 Karin Dornbusch arbeitet mit der aufwendigen Raku-Technik

Karin Dornbusch arbeitet mit der aufwendigen Raku-Technik

Die Farbe bei KP Kremers jüngsten Bild ist noch nicht trocken. „Das besondere, leuchtende Rot war mir wichtig“, erklärte der Künstler, der unlängst mit einer großen Einzelausstellung in der Burg Wissem geehrt wurde. Das Werk in einer raffinierten Schichttechnik ist aber nur eine Facette von Kremers Kunst. Seinen Atelierbesuchern zeigte er auch kleinformatige Collagen und liebevoll gestaltete Postkarten als Unikate.

Für Hermann Josef Hack ist das Siegburger Atelier auch die Basis für seine überregionalen Aktivitäten. Erst unlängst wurden die 280 Skizzenbücher, die er seit dem Jahr 2013 vollgeschrieben hat, digitalisiert: „Ich trage diese Bücher immer mit mir herum und sammele darin meine Ideen, von denen viele dann auch in den großen Arbeiten auftauchen.“ Für Hack ist klar: „Ich zeichne, weil ich zeichnen muss. Erst danach gucke ich, ob jemand daran Interesse hat. Kunst kommt nicht von Können, Kunst kommt von Müssen.“