Kabarett im StadtmuseumMartin Zingsheim begeisterte in Siegburg sein Publikum

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Martin Zingsheim setzte sich auch ans Klavier.

Siegburg – Ein Mikro, ein Mann, ein Klavier und dazu „aber bitte mit ohne“ – mehr braucht es nicht für einen amüsanten Abend mit Tiefgang. Martin Zingsheim war ins Stadtmuseum gekommen und zog mal so richtig vom Leder.

Der Kölner Kabarettist, der keine Scheu vor Comedy hat, arbeitete sich im Plauderton durch ein breites Themenspektrum. Zwischendurch haute er in die Tasten und bewies mit feinem Spiel und gut ausgebildeter Stimme, dass knackige Pointen und Musikgenuss kein Widerspruch sein müssen.

Den Hobbyfreuds empfahl er Psychopedia und Schizotube, er selbst habe es nicht so mit Psychotherapie. Da käme der Psychiater ja gar nicht zu Wort. „Ich konzentriere mich lieber auf Kleinigkeiten. Ich suche seit 38 Jahren das Nachtleben von Sankt Augustin“, mit dieser regionalen Detailkenntnis hatte er die Lacher des Siegburger Publikums auf seiner Seite.

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Klare Worte setzte der Kabarettist im Stadtmuseum.

„Leben mit vier Kindern ist wie Stalking in den eigenen vier Wänden“, macht er einen Exkurs über seine Familie. Nach dem dritten Kind hat er mit seiner Frau festgestellt: „Jetzt sind wir in der Minderheit.“ Und modern sind sie, sogar mit männlichem Babysitter: „Wir lassen ihn nicht mit den Kindern allein.“

Ein Katholikentag ist wie Dschihad für Weicheier

Die Kirche war ein weiteres Themenfeld, die Salven kamen im Minutentakt. „Ein Katholikentag ist Dschihad für Weicheier“ oder „Fastenzeit ist Ramadan ohne Araber“. Manche Christen seien „Salafisten, die es nicht mal zum Migrationshintergrund geschafft haben.“

Schließlich setzte er in bester Wilfried-Schmickler-Manier zu einem Dauerstakkato mit Zitaten aus der bekanntesten Kladde für Sinnsprüche an, der Bibel – eine Strapaze für Klatschhände wie Bauchmuskeln.

Karnevalsbashing macht Zingsheim, obwohl er Kölner ist, Spaß. Eigentlich wollte er Gangsterrapper werden. „Da ist einiges dazwischen gekommen, Abitur, Respekt vor Frauen.“ Der Jugend und ihrem Aktivismus zollte er Respekt, der Deutschen Bahn deutlich weniger.

Ein fittes Gefühl hat er am ehesten beim Croissant im Café, nach 20 Minuten Joggen macht er 14 Wochen Pause. „Schön, dass Sie sich auf mein Niveau herunteramüsiert haben“, dankte er dem Publikum. Starke Stimme, tiefsinnige Gags – der Mann lohnt.

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