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Projektwoche zu GewaltpräventionMädchen lernen, sich gegen Übergriffe zu schützen

Lesezeit 3 Minuten

Zur Gewaltprävention des Polizeisportvereins gehörten auch Übungen, die das Miteinander fördern.

Siegburg – „Wer will meine Schätze klauen?“ So lange dieser melodische Satz durch die Luft tönt, dürfen sich die 14 Mädchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren bewegen. Doch wenn Hanna Silalahi aufhört zu reden, müssen sie alle in der Bewegung einfrieren. Den Schatz, eine Rolle aus Schaumstoff und ein Gummihähnchen, müssen sie dann so versteckt haben, dass die freie Trainerin von „Skills4Life“ sie nicht entdecken kann. Es ist eine Teamaufgabe, die auf Kooperation setzt. Und nach mehreren Runden haben die Teenies ihre Strategie verfeinert, Silalahi bleibt chancenlos.

Spielerisch geht es zuweilen zu bei der Projektwoche, die der Polizeisportverein (PSV) Siegburg zusammen mit dem Jugendamt der Stadt und der Kreispolizei anbietet. Gewaltprävention ist das Thema, Stärkung der Zivilcourage und Schutz vor Mobbing sowie Cybermobbing. Der Weiße Ring, Opferorganisation, ist Partner. Helen Bonert begrüßte die Mädels gemeinsam mit Michael Kohlhaw, der in Personalunion PSV-Vorsitzender und Leiter des Kommissariats Kriminalprävention und Opferschutz ist.

Bevor sie in das Programm zur Stärkung des Selbstbehauptungswillens einstiegen, durften sie die Gewahrsamszellen und die Leitstelle besuchen, gaben Fingerabdrücke ab, wurden fotografiert und sahen sich auf dem Schießstand im Keller um. Natürlich gab es auch Theorie, zu Internet und Sozialen Medien. Außerdem übten sie, ob die Teilnehmerinnen denn auch gute Zeuginnen wären im Fall einer Straftat.

Gewalt ist Definitionssache

In der Halle des Gymnasiums Alleestraße ging es dann zur Sache. Brigitte Shaffii und Magdalena Vey vom PSV begleiteten die Gruppe während der ganzen Zeit. Im Wechsel von Theorie und Praxis gingen sie das schwierige Thema „Gewalt“ an. Auf Karten sollten die Schülerinnen aufschreiben, was das eigentlich für sie bedeutete. „Tritte“, „Worte“, „Krieg“ – einen Haufen von Karten schrieben sie voll. Dann sollten sie sortieren, was mehr, was weniger schlimm sei. Und stellten plötzlich fest, dass jede es anders wahrnimmt. „Das Opfer entscheidet, was Gewalt ist“, erklärte Silalahi ihnen. „Du bist dumm“, schon diese Aussage könne die eine böse treffen, während die andere darüber lache.

Am Nachmittag waren Kooperationsspiele angesagt. Einen Schwerpunkt setzte die „Skills4life“-Trainerin bei den Sozialen Medien. Mit einer Kordel, die die Mädchen untereinander weiterreichten, demonstrierte sie, wie schnell sich Informationen im Netz verbreiten können, ohne dass der Absender das eigentlich will. Silalahi erklärte, was die Privatsphäre kann und welche Einstellungen dafür notwendig sind. Sie warnte davor, gedankenlos alles zu teilen oder zu liken. Denn plötzlich werde der ganz normale Nutzer zum Täter, ohne das bewusst zu wollen. Vor allem legte sie Wert darauf, die Zehn- bis Zwölfjährigen dafür zu sensibilisieren, was sie im Netz von sich selbst preisgeben.

Zur Prävention gehört auch das Nein-Sagen. Auch lernte die Gruppe, dass es wichtig sei, die Schäfchen zu beschützen und nicht den Wolf zu unterstützen. Niemanden auszugrenzen, sei ein ganz wichtiger Aspekt für ein gewaltfreies Miteinander. „Ich kannte vieles schon“, sagte Marie (10), „aber ich finde die Spiele, die wir machen, einfach sehr gut“. Die Mädchen sind konzentriert dabei. „Wir verstehen uns gut, es gibt keinen Streit“, freute sich Emma (10), und der elf Jahre alten Sarah ist die Diskussion im Gedächtnis geblieben. „Wir haben über Gewalt gesprochen und Karten dazu ausgefüllt. Da war auch Krieg dabei.“