Regieren in der eigenen StadtSo gestalten Kinder Mini-Siegburg

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In dem gelben Jugendkulturbus produziert das Medienteam eine tägliche Radiosendung. Einen Musikwunsch erfüllt die Radioredaktion für sechs „Siegis“.

In dem gelben Jugendkulturbus produziert das Medienteam eine tägliche Radiosendung. Einen Musikwunsch erfüllt die Radioredaktion für sechs „Siegis“.

Siegburg – „Heute ist ein warmer Tag: Denkt dran, genug zu trinken, und vergesst eure Maske nicht“, schallt es zwischen zwei Sommerhits aus den Boxen durch Mini-Siegburg – der stadteigene Radiosender weist die Bewohner der Spielstadt am Schulzentrum Neuenhof regelmäßig auf die Regeln in der Corona-Pandemie hin. Lange war unklar, ob die Ferienfreizeit stattfinden kann, doch mit etwas erfinderischem Elan gelang es den Veranstaltern, die Hürde der Hygienevorschriften zu nehmen.

Das Prinzip von Mini-Siegburg gleicht dem der vergangenen Jahre: Von Montag bis Freitag in den ersten drei Wochen der Sommerferien bevölkern Siegburger Kinder die Stadt und verwalten sie weitgehend selbst. Beim Arbeitsamt können sie sich einen Job suchen, um mit acht „Siegi“ Lohn pro Stunde in den Geschäften einkaufen zu gehen, etwa der Bäckerei oder der Gärtnerei.

Die Maskenpflicht gilt auch in Mini-Siegburg.

Die Maskenpflicht gilt auch in Mini-Siegburg.

In diesem Jahr sind Falschgeld-Beauftragte unterwegs, die mitgebrachtes Spielgeld aus den vergangenen Jahren konfiszieren. Auch ein Bürgermeister wird gewählt. Die Läden und Ämter sind in Pavillons auf dem Gelände untergebracht. Hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte sowie junge Teamer, die eine Jugendleitercard besitzen, begleiten die Kinder durch das Stadtleben.

Schirmherrin der Ferienfreizeit ist die Stadt Siegburg, organisiert wird sie aber vom Evangelischen Kinder- und Jugendreferat. Für die Einrichtung arbeitet Jennifer Lübke: „Weggefallen ist durch die Auflagen quasi nichts, aber wir hätten gerne ein paar neue Läden etabliert, zum Beispiel eine Pizzeria, eine Candybar und ein Kino. Auf die mussten wir leider verzichten“, sagt sie. In den vergangenen Jahren tummelten sich pro Woche 140 Kinder am Neuenhof, diesmal sind es 90 bis 100. Diese verteilen sich auf dem Gelände.

Arbeitszeiten vorab festgelegt

„Eigentlich dürfen die Kinder sich selbstständig eine Arbeit suchen und zwischen den Geschäften umherlaufen, das mussten wir in diesem Jahr unterbinden. Deswegen haben wir sie in Gruppen von bis zu zehn Personen eingeteilt und die Arbeitszeiten vorab festgelegt, damit regelmäßig gewechselt wird“, berichtet Lübke.

„Innerhalb der Gruppen brauchen die Kinder auch keine Masken zu tragen, sondern nur dann, wenn sie sich außerhalb von ihr bewegen. Das klappt sogar besser, als wir erwartet hatten – alle halten sich dran“, lobt sie. Das Ordnungsamt von Mini-Siegburg, selbstverständlich auch durch Kinder verkörpert, achte streng auf die Einhaltung der Maskenpflicht.

Schwierige Entscheidung bei der Bürgermeisterwahl: Auch ihr Stadtoberhaupt wählen die Kinder in Mini-Siegburg selbst.

Schwierige Entscheidung bei der Bürgermeisterwahl: Auch ihr Stadtoberhaupt wählen die Kinder in Mini-Siegburg selbst.

„Anpassen mussten wir auch die Mittagspause: Es kommen nicht mehr alle gleichzeitig, sondern maximal vier Gruppen, die sich nur an die ihr zugewiesenen Tische setzen darf – natürlich mit Mindestabstand“, schildert Lübke. Anders als in den vergangenen Jahren werde auch die Sporthalle nicht genutzt, coronabedingt dürfen nur 60 Personen hinein. Sie dient lediglich als Ausweichstätte bei schlechtem Wetter.

Regelmäßige Reinigung und Desinfektion

Die Toiletten und die Mensa werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert, allerdings durch einen externen Dienstleister der Stadt Siegburg. „Wir machen nur unsere Sachen an den Stationen selbst sauber“, sagt Lübke. Die Abholzeiten am Nachmittag erfolgen zeitlich gestaffelt.

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Auch der Medienservice von Mini-Siegburg arbeitet mit Maske: Er hat sich in dem gelben Jugendkulturbus eingenistet, der am Rand der Pavillonstadt steht. Zusammen mit den Helfern erstellen die Kinder hier eine Zeitung und eine tägliche Radiosendung. Eine Werbedurchsage kostet sechs, ein Liedwunsch vier Siegis. Auch Lübke hat einen Wunsch: „Bloß kein Mark Forster mehr – für den sollten wir die Preise erhöhen.“

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