Um Haaresbreite überlebtSiegburger erzählten von ihrer Kindheit im Krieg

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Als Kinder erlebten die Zeitzeugen das Ende des Zweiten Weltkrieges, die im Stadtmuseum aus ihrem Leben erzählten.

Als Kinder erlebten die Zeitzeugen das Ende des Zweiten Weltkrieges, die im Stadtmuseum aus ihrem Leben erzählten.

  • 75 Jahre nach einer Bombennacht sitzt Liesel Schäfer im Siegburger Stadtmuseum.
  • Sie und sechs weitere Zeitzeugen des Kriegsendes in Siegburg sind an diesem Abend zum Museumsgespräch mit Stadtarchivar Jan Gerull gekommen.
  • Nun erzählen sie dem Publikum, was sie als Kinder damals erlebten.

Siegburg – Liesel Schäfer war sieben Jahre alt, als im März 1945 die Bomben auf Siegburg fielen. „Das werde ich nie vergessen“, berichtet sie. Schäfer hatte sich mit ihrer Familie in einen Brauereikeller am Wolsberg zurückgezogen. Dieser und angrenzende Keller wurden bei dem Angriff verschüttet. Mehr als 100 Siegburger starben allein an diesem Tag. Nur mit sehr viel Glück hat Schäfer diesen 10. März 1945 überlebt und konnte gemeinsam mit ihrer Familie aus den Trümmern gerettet werden.

75 Jahre später sitzt Liesel Schäfer im Siegburger Stadtmuseum. Sie und sechs weitere Zeitzeugen des Kriegsendes in Siegburg sind an diesem Abend zum Museumsgespräch mit Stadtarchivar Jan Gerull gekommen. Bereits im Vorhinein hatte der Historiker mit ihnen Einzelgespräche geführt und ihre Geschichten gesammelt. Nun erzählen sie dem Publikum, was sie als Kinder damals erlebten.

Die Zeitzeugen erzählen von der Propaganda der Nazis

Die Bombardierung Siegburgs ist dabei nicht das einzige Thema an diesem Abend. Die Zeitzeugen erzählen von der Propaganda der Nazis, der Enttäuschung in der Schule über die Niederlage von Stalingrad und von den Kriegserfahrungen der Väter.

Erinnerungen an eine Kindheit inm Krieg.

Erinnerungen an eine Kindheit inm Krieg.

Karl-Heinz Wiesgen ist heute 85 Jahre alt. Er erzählt, wie seine Eltern Probleme mit dem nationalsozialistischen Regime bekamen, weil sie ihn, geboren am 20. April, dem Geburtstag Hitlers, nicht Adolf nennen wollten. Trotz seiner sogenannten kriegswichtigen Beschäftigung wurde Wiesgens Vater noch kurz vor Kriegsende zum Volkssturm eingezogen. Als er aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam, war er schwer gezeichnet. „Mein Vater war ein Wrack. Menschlich wie geistlich.“ Wiesgen ist überzeugt: „Sowas darf nie wieder passieren!“

Peter Del Din wurde als Siebenjähriger durch ein deutsches Geschoss schwer verwundet

Auch die Befreiung durch die Alliierten ist Thema des Gesprächs. An sie können sich alle Zeitzeugen erinnern. Helma Rosenbach wuchs in Menden auf der anderen Siegseite auf. Dort erlebte sie die Befreiung ganze drei Wochen früher als ihre Siegburger Schulfreundinnen. Der Siegburger Peter Del Din, damals sieben Jahre alt, wurde durch ein deutsches Geschoss schwer verwundet. In der umkämpften Stadt wurde er in ein Militärlazarett geschickt. Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben, doch er überlebte. „Der Arzt, der mich behandelte sagte nur: »Hier geschehen jeden Tag Wunder.«“

Die Zuhörer sowie Stadtarchivar Gerull zeigen sich beeindruckt. „All die Überlebenschancen waren so gering“, stellt Gerull fest. Dennoch könnten die Männer und Frauen heute hier berichten. Leider gebe es aber auch viele, die heute ihre Geschichten nicht erzählen könnten. „Weil sie es eben nicht geschafft haben.“

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Er ist sicher: „Wenn wir all die Geschichten, die heute hier erzählt wurden, als Bilder hätten, dann wäre das eine sehr beeindruckende Ausstellung.“ Über eine Kindheit im Krieg und die Bedeutung von Zeitzeugen wie denen, die an diesem Donnerstag ihre Geschichten erzählten.

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