230 Mitarbeitende kehren jetzt zurück in das Gebäude am Nogenter Platz. Noch muss ausgepackt werden und am Ratssaal wird noch gearbeitet.
MillionenprojektSiegburger Stadtverwaltung zieht wieder ins frisch sanierte Rathaus

Umzug ins sanierte Siegburger Rathaus, Fabian Löbach, Leiter des Siegburger Planungsamts beim Kartonschleppen.
Copyright: Andreas Helfer
Die Zeit des Exils geht für 230 Beamte und Angestellte vorbei, von Ringstraße und Holzgasse, vom Phrixgelände am Turm und vom Friedensplatz kehren sie zurück in die Stadtverwaltung am Nogenter Platz. Aus den 60er Jahren stammend und zuletzt arg heruntergekommen, ist das Gebäude im Inneren nicht mehr wiederzuerkennen. Wo früher kleine Zweierbüros und enge Korridore waren, wurden Wände herausgebrochen und Platz für flexibel nutzbare Großraumbüros geschaffen.
Helle Böden und Möbel sorgen für freundliches Ambiente, Heizung- und Klimatechnik wanderten in die Decken. Glastüren und Glaswände eröffnen Blicke zwischen Räumen und in lange Flure. Überall stapeln sich Umzugskartons, Regale werden eingeräumt, Bürostühle und Schreibtische geschleppt.
Dezernent freut sich wie Bolle
So auch im technischen Dezernat, das sein neues Domizil in der vierten Etage in Beschlag nahm. „Ich freue mich wie Bolle, dass ich wieder alle meine Leute sehe“, sagt der Technische Beigeordnete Stephan Marx, der auf dem kleinen Dienstweg noch ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail regelte: Die Toiletten für Frauen und Männer sind exakt andersherum als früher angeordnet, Piktogramme fehlen noch, sodass manch einer noch das falsche stille Örtchen aufsucht. Marx löste das mit einem Harry-Potter-Sticker an der einen und einem mit Hermine an der anderen Tür.

Umzug ins sanierte Siegburger Rathaus, Blick auf die Kuppel des neu sanierten Ratssaals
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Allseits gelobt werden neue Tastaturen und Mäuse, elegant geschwungene Monitore und vor allem die neuen Schreibtische, die sich bis auf 1,20 Meter Höhe verstellen lassen. „Nach einer einstündigen Einweisung sollen alle sofort mit der Arbeit beginnen können“, schildert der zuständige Dezernent Bernd Lehmann. „Jeder hat exakt die gleiche Ausstattung bekommen“, vor allem mit einem neuen Notebook, das sich überall einloggen lässt. Prinzipiell gebe es keine festen Arbeitsplätze mehr, eine etagenweise Zusammenfassung nach Dienststellen schon.

Jan Gerull, Leiter der Pressestelle und Stadtarchivar, in seinem neuen Büro, rechts ein neuer, hoch eingestellter Schreibtisch.
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Größerer Wert als zuvor wird auf Sicherheit gelegt. So können Rathausbesucher nicht ohne weiteres in die einzelnen Ämter laufen, sondern werden jeweils in einem großen zentralen Raum an Treppenhaus und Aufzug abgeholt. Im neuen Staffelgeschoss können kleinere und größere Besprechungsräume gebucht werden, für große Runden dient der kleine Sitzungssaal, der mit klapp- und rollbaren Tischen schnell nach Bedarf möbliert werden kann. Die Beschäftigten können die Türen mittels kleiner runder Chips öffnen. Früher sei das Rathaus immer geöffnet gewesen, schildert Marks. „Ob da schon mal jemand drei Tage im Rathaus übernachtet hat, keine Ahnung.“

Blick auf den Innenhof und die Glaskuppel des neu sanierten Ratssaals.
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Die Fertigstellung des großen Ratsaals lässt indes noch auf sich warten: Ursprünglich sollte dort die Ratssitzung am 18. September stattfinden, doch dort wird noch unübersehbar gearbeitet. Lehmann zufolge sollte der Saal ohnehin als letztes fertiggestellt werden, des empfindlichen Parketts wegen. Getagt wird am Donnerstagabend in der Mensa Neuenhof.
Stephan Marks und die Denkmalpflegerin der Stadt Anja Göbel hatten das Rathaus noch am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals vorgestellt und sich über mehr als 100 Besucherinnen und Besucher gefreut. Sie sind sich einig: Die Sanierung statt eines Neubaus war die richtige Entscheidung.
Tolle Treppe in einem wertvollen Gebäude
„Das Gebäude ist wertvoll“, sagt Marks, schon allein die große Treppe vor dem Ratssaal sei etwas Besonderes, was auch seinem Sohn aufgefallen sei: „Das ist ja eine tolle Treppe“, habe der Achtjährige festgestellt. Marks hebt die klare Gliederung des Gebäudes hervor; wo gearbeitet, wo Demokratie gemacht werde, sei klar erkennbar. Anja Göbel verweist auf die Masse an Beton, die so weitergenutzt werden könne: „Ich fand von Anfang an gut, dass soviel Substanz erhalten werden kann.“

Denkmalpflegerin Anja Göbel packt mit an.
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Bernd Lehmann erwartet, wenn die Abschlussrechnung vorliegt, Gesamtkosten von 45 Millionen Euro für die Sanierung, in denen allerdings neun Millionen Euro Förderung für den hohen energetischen Standard enthalten sind.
Anfangs habe die Kreisstadt mit 32 Millionen Euro kalkuliert. Dann aber seien etwa Kosten hinzugekommen, um den Goldstandard der deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zu erfüllen, der sich aber auch künftig bei den Betriebskosten positiv bemerkbar machen werde. „Auch Stellplätze für 200 Fahrräder mussten wir dafür nachweisen.“
Der Baukostenindex sei um 30 Prozent gestiegen. Möglicherweise werde die Stadt aber auch noch Regressforderungen wegen Fehlplanungen bei der Technischen Gebäudeausstattung gegen ein Fachbüro stellen, das allerdings schon länger nicht mehr auf der Baustelle ist. „Das alte Rathaus war schief und krumm“, schildert Lehmann zudem. Wegen Abweichungen um ein paar Zentimeter seien die Glasflächen und Türanlagen im Inneren Einzelanfertigungen. „Da ist keine wie die andere.“
Die offizielle Eröffnung wird Lehmann zufolge noch auf sich warten lassen. Rund um das Rathaus stehe noch eine Kanalsanierung an, sodass man wahrscheinlich bis ins Frühjahr keinen repräsentativen Eingang haben werde. Der Umzug indes soll größtenteils zum 30. September erledigt sein.