SiegburgWerner Christmann leitet seit 25 Jahren die Resozialisierungsarbeit des SKM

Heimleiter Dr. Werner Christmann (links) und Bewohner Dominik Hufenbeck im Don-Bosco-Haus in Siegburg
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Siegburg – Seit 25 Jahren ist Dr. Werner Christmann Leiter der Resozialisierungsarbeit im Siegburger Don-Bosco-Haus des SKM – Katholischer Verein für Soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis. Und noch heute, so versichert er, „freue ich mich auf jeden Tag“. Denn, so erklärte der Theologe: „Jeder Tag bringt etwas Neues.“
Die ersten 13 Jahre habe er „gemacht, was alle gemacht haben“, sagt Christmann heute selbstkritisch: Versorgt habe man die Klienten, die entweder aus der Notschlafstelle im Altbau des Hauses oder aber aus der Haft in Siegburg, Wuppertal oder Heinsberg in den Neubau kamen.
Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Wohnung waren die Mitarbeitenden ebenso aktiv wie beim Abbau der Schulden, doch die Nachhaltigkeit der Bemühungen ließ zu wünschen übrig. „Wir kamen da nicht weiter“, sagt Christmann, der vor 15 Jahren anfing, sich wissenschaftlich mit dem Thema zu befassen und 2007 seine Doktorarbeit abschloss.
„Unreifedefizite“ erkennen
„Wir müssen ganz anders ansetzen“, erklärt er heute: Die „Unreifedefizite“ wie fehlende Frustrationstoleranz oder Verwöhntheit zu erkennen ist dabei die eine Seite. Eine Beziehung aufzubauen, dem Gegenüber Respekt entgegenzubringen, seine Talente zu entdecken und zu fördern, ihn aber auch zu fordern die andere. „Lernen am Vorbild“ gehöre da untrennbar dazu, betont der Heimleiter; außerdem, erreichte Erfolge herauszustreichen.
Zu denen, die „irgendwie nicht zurechtkamen“, wie Christmann die Menschen beschreibt, die in den beiden Gebäuden des Don-Bosco-Hauses Hilfe erfahren, gehört auch Dominik Hufenbeck. Seit Mai 2016 lebt er an der Luisenstraße, zunächst in der Notschlafstelle, seit Juli im Neubau. „Schulden angehäuft, Beziehungsprobleme“, skizziert er kurz seine Lage damals.
Wohnungslos war er geworden; hatte eine Ausbildung zum Altenpfleger abgebrochen. Inzwischen besucht der 23-Jährige das Abendgymnasium, nach dem Abschluss in drei Jahren ist Pflege „auf jeden Fall wieder das Ziel“; ob er dann Sozialpädagogik oder Pflegewissenschaften studieren wird, weiß der gebürtige Hannoveraner noch nicht.
„Da kommt schon mal auch eine Ansage"
„Da kommt schon mal auch eine Ansage“, berichtet er aus dem Alltag im Don-Bosco-Haus; zum Beispiel, wenn die Bewohner wichtige Termine verpasst haben. Anspruchsvoller seien auch die regelmäßigen Gruppengespräche geworden. „Frontalunterricht“ sei das früher gewesen, sagt Werner Christmann, „wie ein Coaching“ sieht er das heute. „Die unterstützen sich gegenseitig“, betont er die Wichtigkeit der Gruppendynamik.
Gemeinsam hätten die Bewohner der Etage auch die Küche gemütlich eingerichtet. Die „positive Energie“ ziehe die anderen mit – auch bei langen Wanderungen oder Radtouren, die Christmann an die Stelle von konsumierenden Freizeitangeboten wie Kino gesetzt hat. So ist auch Dominik Hufenbeck davon überzeugt, dass er bis zum Schulabschluss durchhalten wird. „Kein Problem“, sagt er zuversichtlich. „Man will ja auch irgendwann ein autarkes Leben haben.“
Historie
Vor 36 Jahren gab der damalige Gefängnisgeistliche Pater Gabriel Busch den Anstoß zur Resozialisierungsarbeit im SKM, seit 25 Jahren leitet Dr. Werner Christmann das Team, zu dem noch zwei Mitarbeiterinnen und ein Anleiter in der Werkstatt gehören.
Die Auslastung ist wie bei allen anderen Angeboten des SKM auch hoch; etwa 900 junge Menschen sind hier im vergangenen Vierteljahrhundert betreut worden. 17 Plätze kann der Träger anbieten, eine frühere Befristung von 18 Monaten Aufenthalt je Person wurde in Gesprächen mit dem Landschaftsverband aufgehoben.
Die Erfolgsquote liegt nach Angaben Christmanns bei 47 Prozent: So hoch ist der Anteil junger Erwachsener, die Arbeit und eine Wohnung gefunden haben, die sie aus eigener Erwerbstätigkeit bezahlen können. 21 Prozent der Bewohner hatten einen Ausbildungsplatz, den sie aber wieder verloren. „Die müssen noch eine Runde drehen“, sagt Werner Christmann. (dk)