„Es ist großartig“Fußball-Legende Wolfgang Overath lädt zu besonderer Weihnachtsfeier in Siegburg ein

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Menschen sitzen an Tischen, über ihnen hängen Papiersterne.

Seit 27 Jahren gibt es die Wolfgang-Overath-Weihnachtsfeier in Siegburg.

Zum 27. Mal lädt die Siegburger Fußball-Legende gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Betreute aus der Wohnungslosenhilfe ein.

Am Sonntag, 17. Dezember, veranstaltet Wolfgang Overath wieder seine alljährliche Weihnachtsfeier. Zum 27. Mal lädt die Siegburger Fußball-Legende gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM) 100 Betreute aus der Wohnungslosenhilfe ein. Im Vorfeld hat der SKM gemeinsam mit Overath und einem Betreuten über die bevorstehende Veranstaltung informiert.

Vorstandsvorsitzender Markus Kühn stellt zu Beginn fest, dass die Zahl der wohnungslosen Menschen im Rhein-Sieg-Kreis immer weiter steigt. Das liege daran, dass viele ihre Miete nicht mehr zahlen könnten und zu wenig neue Wohnungen gebaut würden.

Ralf Joecken fühlt sich „unglaublich wohl“: Betreuter hat kürzlich neue Wohnung erhalten

Positiv sei aber anzumerken, dass der Zugang zu öffentlich geförderten Wohnungen zunehmend leichter werde. Mittlerweile könnten auch Leute, die etwas mehr verdienten, einen Wohnberechtigungsschein erhalten.

Fertiggestellt wurden dieses Jahr 16 Wohnungen in der Siegburger Luisenstraße. Neu eingezogen ist dort Ralf Joecken. Die 45 Quadratmeter große Wohnung ist mit den neusten Standards ausgestattet. „Ich fühle mich in der Wohnung unglaublich wohl. Es ist großartig, wieder eigenständig zu leben“, so der 60-jährige.

Nach einer Arbeit sucht Joecken jedoch bislang vergeblich. Seit fünf Jahren ist er arbeitslos. Die Diagnose der nicht heilbaren Lungenkrankheit COPD und ein Schlaganfall haben ihn gesundheitlich stark zurückgeworfen. Trotzdem habe er große Lust auf Arbeit. Joecken war lange Zeit in der öffentlichen Verwaltung in Berlin beschäftigt.

Overath ermutigt, bei der Arbeitssuche nicht aufzugeben

Der 60-Jährige sucht nach sitzender Arbeit, bewirbt sich nach eigener Aussage schon länger auf Bürotätigkeiten. Eingestellt wurde er bislang nirgends. Körperlich sei er zwar nicht mehr belastbar, doch geistig komplett fit und zu allem bereit. Er beschwert sich jedoch über die Vorurteile der Arbeitgeber: „Die meisten nehmen natürlich ungern einen schwer beeinträchtigten 60-Jährigen“, so Joecken.

Pressegespräch zur Weihnachstfeier. Von links nach rechts: Markus Kühn, Wolfgang Overath, Ralf Joecken, Bert Becker.

Pressegespräch zur Weihnachtsfeier. Von links nach rechts: Markus Kühn, Wolfgang Overath, Ralf Joecken, Bert Becker.

Overath ermuntert ihn, dranzubleiben: „Es ist wichtig, nicht zu stagnieren, sondern immer weiterzumachen. Nichtstun und Abwarten ist grausam“, so der 80-jährige. Arbeit sei eben auch ein starkes Mittel, um soziale Kontakte zu pflegen und einen auf andere Gedanken zu bringen.

Joecken drückt Overath und dem SKM seine große Dankbarkeit aus: „Seit mich das SKM aufgefangen hat, ist das Glas wieder halb voll.“ Allein das eigenständige Wohnen habe ihm viel Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zurückgegeben. Der größte Grund für Overaths langjähriges Engagement sei der vertrauliche Umgang mit den Spendengeldern. „Jeder einzelne Cent wird für die betroffenen Menschen investiert, nichts in Werbung. Wenn das nicht so wäre, wäre ich sofort raus“, so Overath.

Weihnachtsfeier von Wolfgang Overath: Es sind sehr viel mehr jüngere Menschen dabei

Das Wohnungsproblem wird derweil nicht kleiner. Das Ziel der EU, bis 2030 keine wohnungslosen Menschen mehr zu haben, hält die gesamte Runde für unrealistisch. Overath meint, der Staat sei zu dieser Aufgabe finanziell gar nicht in der Lage: „Bauen wird teurer, die Auflagen werden teurer. Das Ziel der EU ist ganz, ganz schwierig zu erreichen.“

Kühn berichtet, dass die staatlichen Hilfen im Jahr 2023 sehr viel zum Fortschritt beigetragen hätten, so etwa der NRW-Stärkungspakt. Overath stellt fest, dass sich die Charaktere der Menschen auf seiner Weihnachtsfeier über die 27 Jahre stark verändert hätten: „Früher waren das fast nur ältere Menschen, meist Alkoholiker. Heute sind sehr viel mehr jüngere Menschen dabei.“

Alkoholsucht sei aber nicht mehr so häufig vertreten, wie früher, heutzutage machten andere Dinge abhängig. „Süchte sind oftmals Teil oder Verursacher prekärer Lebenslagen“, betont Kühn. 

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