Vor GerichtEitorfer Pärchen soll Fake-Handys made in China teuer verkauft haben

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Justitia spricht Recht. 

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Eitorf/Siegburg – Es schien ein Schnäppchen zu sein, das nagelneue Handy, fast 400 Euro unter dem Ladenpreis. Doch der Käufer erhielt für 719 Euro nur eine leere Schachtel zugeschickt. Das war nur einer von vielen Betrugsfällen, wegen denen sich ein 31-Jähriger und eine 30-Jährige vor dem Schöffengericht verantworten müssen.

Allein die Verlesung der Anklage dauerte eine halbe Stunde. Demnach sollen die Angeklagten über ein Online-Portal Gutscheine erworben und eingelöst, aber nicht bezahlt haben. Sie kauften Elektronik im Internet, meist Spielkonsolen, und blieben den Kaufpreis schuldig. Sie boten online Handys, einen Laptop und Kajaks zum Verkauf an, kassierten das Geld, verschickten aber keine Ware.

An der Haustür gefälschtes Handy übergeben

In einem Fall übergaben sie dem Käufer an ihrer Haustür in Eitorf statt des wertvollen Mobiltelefons nur einen gefälschten Billig-Nachbau made in China.

Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen. Seine frühere Lebensgefährtin behauptete zunächst, dass er allein die Transaktionen vorgenommen, ihre Kontodaten genutzt und sie von nichts gewusst habe. Die infantil wirkende Frau verstrickte sich aber in Widersprüche und räumte auf Drängen ihres Anwalts ein, Kenntnis von den Betrügereien, bei denen ihr Name im Spiel war, gehabt zu haben.

Zwölf Anklagen füllen einen dicken Aktenstapel. Es soll in den Jahren 2020 und 2021 ein Schaden von mehreren Tausend Euro entstanden sein. Für die Betrügereien wurden mindestens zehn E-Mail-Adressen, diAngeklagter bei der Polizei als Intensivtäter geführtverse Telefonnummern, Accounts und Apps genutzt. Allein die Angeklagte hatte drei Bankkonten. Wer von den beiden Hartz-IV-Empfängern für welche Tat verantwortlich ist, blieb bislang im Dunkeln.

Renter erhält Geld über Internet-Bezahldienst zurück

Das Schöffengericht unter Vorsitz von Dr. Alexander Bluhm hörte am ersten Verhandlungstag nur einige Zeugen, darunter einen betrogenen Busfahrer, der für 480 Euro nur ein Fake-Handy bekommen hatte. Der Verkäufer habe jegliche Schuld von sich gewiesen und im Gegenzug ihm mit einer Anzeige gedroht. „Wegen Warenbetrugs. Das Geld habe ich nie wiederbekommen“, sagte der 48-Jährige im Zeugenstand.

Der 67-jährige Rentner, der nur das leere Paket erhalten hatte, schaltete einen Anwalt ein – und erhielt sein Geld über den Internet-Bezahldienst nach langem Hin und Her und wiederum Drohungen des Angeklagten zurück, „auf den Anwaltskosten bin ich sitzengeblieben“, sagte der Zeuge.

Angeklagter bei der Polizei als Intensivtäter geführt

Die Polizistin, die bei der Durchsuchung sechs Handys sichergestellt hatte, stieß in der „schmutzigen, unaufgeräumten Wohnung“ auch auf Kreditanfragen des Angeklagten, Mahnschreiben von Telefonunternehmen und Inkassofirmen sowie auf Fotos von dilettantisch gefälschten Ausweisen.

Es seien immer neue Anzeigen aufgeploppt. Der Angeklagte habe sich als unschuldig dargestellt, sein Name sei missbraucht worden, um ihn in Misskredit zu bringen. Der 30-Jährige, der einen gesetzlichen Betreuer hat, wird bei der Polizei als Intensivtäter geführt und hat einiges zu verlieren. Er steht unter laufender Bewährung. Der Prozess wird fortgesetzt. Das Schöffengericht hat für die umfangreiche Beweisaufnahme vier Verhandlungstage angesetzt.

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