Sportlerwahl in Rhein-SiegInterview mit Präsidenten des Kreissportbundes

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Wolfgang Müller ist Jurymitglied bei der Sportlerwahl und Präsident des Kreissportbundes.

Wolfgang Müller ist Jurymitglied bei der Sportlerwahl und Präsident des Kreissportbundes.

Herr Müller, wie sieht die Leistungsbilanz des Kreissportbundes Rhein-Sieg im zurückliegenden Jahr aus? Wurde Ihr Dachverband auch so gebeutelt von der Corona-Pandemie wie die meisten Sportvereine?

Wolfgang Müller: Wir sind ja kein unmittelbarer Anbieter von Sportkursen. Insofern sind wir sicherlich nicht so hart getroffen worden wie unsere Vereine und deren Mitglieder. Dennoch mussten wir einen Sporthelferlehrgang, eine Übungsleiterausbildung, 16 Fortbildungen und vier Vereinsmanagement-Seminare absagen. Und die durchgeführten Kurse fanden alle mit geringeren Teilnehmerzahlen und unter erschwerten Bedingungen statt.

Alles, was online angeboten werden konnte, haben wir auch umgesetzt. Die Sportjugend im KSB hatte sich vorgenommen, alle Grundschulen im Kreis sportmotorisch zu testen. Nach etlichen Testungen in 2019 und 17 Testungen von Januar bis März 2020 kam die Vollbremsung. Dann eine einzige Testung im August und wieder die Vollbremsung. Dennoch geben wir unseren Plan nicht auf, alle rund 100 Grundschulen im Rhein-Sieg-Kreis zu testen. Der Vernetzung von Schule und Sportverein kommt zukünftig noch mehr Bedeutung zu, um den Bewegungsmangel in Zeiten des Lockdowns auszugleichen.

Haben Sie Sportvereinen helfen können, den ersten Lockdown zu überstehen? Wie sieht es bei den erneuten Einschränkungen aus, die den Vereinssport zum Erliegen gebracht haben?

Die Situation seit dem Beginn der Pandemie hat uns vor nie gekannte Herausforderungen gestellt. Wir haben im steten Austausch mit dem LSB immer wieder für ein Offenhalten der Sportstätten geworben, weil ja insbesondere Kinder und Jugendliche dringend Bewegung brauchen. Wir haben Sport als Teil der Lösung und nicht als Teil der durch die Pandemie verursachten Probleme gesehen. Aber leider klammert die aktuelle Corona-Schutzverordnung den Amateursport schon wieder aus.

Was nehmen Sie mit in das Jahr 2021? Worauf müssen sich Ihre Mitgliedsvereine einstellen? Was erhoffen Sie sich, wie der organisierte Sport aus der Pandemie herauskommt?

Ich wünsche mir, dass das Virus bald beherrschbar wird und wir dadurch mehr zur Normalität zurückkehren können. Kinder müssen wieder Schwimmen lernen können, Menschen müssen ihren Bewegungsdrang wieder im Sportverein nachkommen können, und Leistungssportler müssen sich wieder im Wettkampf messen können. Vereinsfeste müssen wieder stattfinden und Jubiläen aus dem vergangenen Jahr nachgeholt werden. Ich hoffe, dass die Mitglieder ihren Vereinen in diesen schwierigen Zeiten die Treue halten und wir im Frühjahr wieder dauerhaft durchstarten können.

Nach welchen Kriterien wurden die Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften ausgewählt, wo es kaum Wettkämpfe und Meisterschaften gab?

Das war diesmal sicherlich eine besondere Herausforderung. Aber wir haben uns sehr frühzeitig mit der Frage beschäftigt, ob eine Sportlerwahl überhaupt Sinn macht. Vor dem ersten Lockdown und zwischen den beiden Zwangspausen wurden zahlreiche gute Leistungen bei Turnieren und Titelkämpfen erbracht. Diese sind mit den Leistungen aus den Vorjahren qualitativ vergleichbar, auch wenn sie quantitativ geringer ausgefallen sind.

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Dementsprechend haben diesmal andere Aspekte naturgemäß eine etwas größere Rollen gespielt, wie zum Beispiel die erfolgreiche Rückkehr nach einer schweren Verletzung, der Trainingsfleiß unter erschwerten Bedingungen oder auch das ehrenamtliche Engagement im eigenen Sportverein. Die Nominierungen zeigen diesmal deutlich, dass Erfolg im Sport weit mehr ist als die Summe von Rekorden und Medaillen.

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