Norbert Lang von der IG Vogelsang54 Anträge mit falschen Unterschriften

Nachbarn am Vogelsang in Spich: IG-Vorsitzender Norbert Lang (l.) mit seinem Sohn und ehemaligem IG-Geschäftsführer Dominik (3. v. l.) sowie den Mitgliedern eines alternativen Wohnprojekts, Malte Erbs und Bernd Lubinski (r.)
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Troisdorf – Strafanzeige erstattet die Stadt gegen Norbert Lang, den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Vogelsang: Lang beschäftigt die Stadtverwaltung seit Monaten mit einer Flut von Bürgeranträgen zu verschiedenen Themen, die vermeintlich von ihm, seinem Sohn Dominik und dessen Freundin Nicole Knispel unterzeichnet waren.
Dem Rat lag aber ein Schreiben des Rechtsanwalts Jan Pöller vor, demzufolge die Anträge zu großen Teilen mit falschen Unterschriften gezeichnet waren: „Die auf der anstehenden Ratssitzung zu behandelnden Anträge sind mithin gänzlich Fälschungen im Bezug auf die aufgeführten Unterschriften“, heißt es darin. Dominik Lang habe das gesamte Jahr 2014 keine Tätigkeit für die IG ausgeübt. „Frau Knispel ist sogar unbekannt gewesen, dass sie angeblich für die IG Vogelsang tätig ist.“ Dazu fügte Pöller eidesstattliche Versicherungen bei.
Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski sprach in dem Zusammenhang von Urkundenfälschung, und Bettina Plugge, Pressesprecherin der Stadt, erläuterte am Mittwoch, welche immense Arbeit die vielen Hundert Anträge Langs in der Verwaltung verursachten. Jede Eingabe führe zu Eingangsbestätigungen, Stellungnahmen, Einladungen zu den entsprechenden Gremien und Protokollen.
Norbert Lang gab auf Anfrage zu, dass er bei einigen, nicht bei allen Anträgen die Unterschriften seines Sohnes und die von dessen Freundin Nicole Knipsel gefälscht habe, allerdings mit dessen Wissen und um lange Wege zu vermeiden: Norbert Lang wohnt in Spich, sein Sohn in Sieglar. Nach Darstellung von Dominik Langs Anwalt Jan Pöller findet sich die nachgemachte Unterschrift auch auf den Wahlunterlagen, die bei der Stadt eingereicht wurden. Dominik Lang war von der IG als Bürgermeisterkandidat nominiert worden, will Pöller zufolge die Kandidatur aber zurückziehen.
Norbert Lang sprach von einer peinlichen Angelegenheit und einer „Verwerfung“ zwischen ihm und seinem Sohn. Nach dem Schreiben des Anwalts müsse auch er jetzt rechtliche Schritte erwägen. Falsch sei aber der Eindruck, dass die IG nur aus ihm bestehe: Er beteuerte, dass es derzeit 42 Mitglieder gebe und es bei der Aufstellung von Direktkandidaten für die Wahl im Mai bleiben werde.
Lang schreibt per Hand, in einer auffällig akkuraten Schrift und in geschliffenen, oft scharfen Formulierungen. Oft geht es in den Anträgen um Banales wie die „Stabilisierung einer Straßenlaterne“ oder die „Beleuchtung von Fahrgastunterständen“. Immer wieder aber überwiegt privates das öffentliche Interesse: Lang wohnt als letzter Nutzer in einem städtischen Obdachlosenheim aus den 60er-Jahren, das nach Ansicht der Verwaltung „abgängig ist“. Es soll einem Neubau weichen, in dem kinderreiche Familien untergebracht werden sollen. Lang und die IG versuchen den Abriss mit allen Mitteln zu verhindern. Unter anderem beantragte er, den Bau unter Denkmalschutz zu stellen.
Der Rat musste sich angesichts der gefälschten Unterschriften mit der Frage beschäftigen, wie mit den insgesamt 54 Anträgen zu verfahren sei: Jabalonski argumentierte, dass mit der Unterschrift von Norbert Lang selbst immer noch eine gültige Unterschrift vorliege: Gordon Bohnen (FDP) sah sich indes nicht imstande, über die rechtlich fragwürdigen Eingaben zu befinden und kündigte an, nicht mitzustimmen. Die SPD schloss sich dieser Haltung an. Die meisten Anträge wurden daraufhin in die Fachausschüsse verwiesen. Beate Schlich, Fraktionschefin der CDU hielt sich in ihrer Empörung nicht zurück: Sie fühle sich „verarscht“, die Ratsmitglieder müssten sich mit der Beleuchtung von Bushäuschen beschäftigen, obwohl sie weit wichtigeres zu tun hätten. „Das ist ein Tritt ins Gesicht von allen anderen Bürgern, die hier Anträge stellen.“ Ein „starkes Stück“ sei zudem, dass Lang gerügt habe, die Anträge würden nicht schnell und nicht gründlich genug bearbeitet.
Leo Müller von der UWG Regenbogen konnte sich indes den Hinweis auf ein weiteres Kuriosum nicht verkneifen: Lang ist neben seinen IG-Aktivitäten auch seit kurzem Mitglied der CDU.