TraditionsunternehmenKaffee-Rösterei Schmitz-Mertens in Troisdorf bekommt eigene Straße

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Die Boschstraße in Troisdorf Oberlar ist in die Schmitz-Mertens-Straße umgewandelt worden.

Die Boschstraße in Troisdorf Oberlar ist in die Schmitz-Mertens-Straße umgewandelt worden.

Die Boschstraße in Troisdorf-Oberlar heißt zukünftig Schmitz-Mertens-Straße. Grund ist der 160. Geburtstag der gleichnamigen Kaffeerösterei.

Es ist zwar kein runder Geburtstag, aber für die Politik war 160 Jahre Schmitz-Mertens Kaffee in Troisdorf-Oberlar Grund genug, die Boschstraße in Schmitz-Mertens-Straße umzuwandeln. Bürgermeister Alexander Biber und Firmeninhaber Wolfgang Schmitz-Mertens enthüllten kurz vor dem Unwetter am Donnerstag das neue Straßenschild.

„Wir versammeln uns hier an einem Ort mit ganz viel Geschichte“, brachte es der Bürgermeister auf den Punkt. Das sei für die Stadt Troisdorf von großer Bedeutung, denn ein Unternehmen mit 160 Jahre Geschichte sei schon etwas ganz Besonderes. „Mir sind nicht so viele Unternehmen eingefallen“, fügt er an. 

15 Angestellte hat die Kaffeerösterei in Oberlar.

15 Angestellte hat die Kaffeerösterei in Oberlar.

Statt eines großen Geschenkes der Stadt habe sich der Ortschaftsausschuss Oberlar, der zuständig für die Straßenbenennung im Vorort ist, mit einstimmigen Votum für die Umbenennung der ehemaligen Boschstraße in Schmitz-Mertens-Straße. „Das kann in Zukunft jeder an diesem neuen Straßenschild sehen“, so Biber. 

Vorfahre von Wolfgang Schmitz-Mertens war Bäckergeselle

Gemeinsam mit Freunden und den 15 Angestellten sowie Gästen aus der Politik feierte Wolfgang Schmitz-Mertens in fünfter Generation das neue Straßenschild und das 160-jährige Bestehen der Kaffee-Rösterei.      

Ursprünglich sei sein Vorfahre Wilhelm Mertens Bäckergeselle gewesen und habe in Spich bei Bäckermeister Christian Müller gearbeitet, so Wolfgang Schmitz-Mertens, der in einem kleinen Heftchen die Familiengeschichte kurz und knackig zusammen gefasst hat. 

Bürgermeister Alexander Biber und Wolfgang Schmitz-Mertens (links) enthüllen das neue Straßenschild.

Bürgermeister Alexander Biber und Wolfgang Schmitz-Mertens (links) enthüllen das neue Straßenschild.

1863 entschied sich Wilhelm Mertens neben seiner Tätigkeit als Bäcker mit dem Verkauf von Kolonialwaren zu beginnen. Darunter war auch Rohkaffee, den er seinen Kunden später auch in fertig gerösteter Form anbot. 

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges weitete Schmitz-Mertens Angebot aus

In der zweiten Generation kam es zum Zusammenschluss der Namen, denn Johann Schmitz war vermutlich ein Lehrling Wilhelm Mertens, der dessen Tochter Catharina Mertens heiratete. Nach dem Tod der Eltern übernahm das junge Paar das Geschäft.

Nachdem ab 1886 in einer neuen Bäckerei in Spich auch Kaffee für die Kunden geröstet wurde, beschloss Johann Schmitz 1909 die Kaffeerösterei von der Bäckerei zu trennen und stellte einen Bauantrag für eine Kaffeerösterei mitten in Spich. Er ließ den Firmennamen „Rheinische Kaffee-Röst-Werke Schmitz-Mertens und Co. Spich b. Cöln“ eintragen. 

Die heutige Kaffeerösterei an der Boschstraße wurde am 4. August 1914 drei Tage nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Betrieb genommen. Schmitz-Mertens war mittlerweile ein anerkannter Hersteller von hochwertigem Bohnenkaffee und weitete das Geschäft auch auf die in dieser Zeit sehr gefragten günstigeren Kaffeeersatzprodukte auf Getreidebasis aus.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs sollte Rösterei zerstört werden

1920 wurde die Kommanditgesellschaft „Schmitz-Mertens & Co. KG Spich“ gegründet. Dann übernahm 1925 Sohn Heinrich Schmitz das Geschäft. 

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs am 26. April 1945 ordnete der Ortsgruppenleiter der NSDAP in Oberlar die Zerstörung der Kaffeerösterei an. Heinrich Schmitz, seit der Namensänderung 1929, Schmitz-Mertens führt diesen Befehl jedoch nicht aus.

Die ersten Zeichnungen der Kaffeerösterei aus Troisdorf-Oberlar.

Die ersten Zeichnungen der Kaffeerösterei aus Troisdorf-Oberlar.

Seit dem 5. Mai 1946 erteilte die Militärregierung die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Produktion von Kaffeeersatz. Der älteste Sohn Hans übernahm nach dem Tod des Vaters das Geschäft und ab 1950 nach Verbesserung der Versorgungslage konnte wieder echter Bohnenkaffee importiert und geröstet werden. 

In den 1970er Jahren hob sich die Firma Schmitz-Mertens durch die eigene „Frisch-Dienst-Zustellung“  innerhalb von 24 Stunden von den großen deutschen Kaffeeröstereien ab und spezialisierte sich auf die Belieferung von Backereien, Cafes, Restaurants, Hotels und Büros von Westfalen bis Nord-Bayern. 

Nach dem Tod seines Vaters übernahm Wolfgang Schmitz-Mertens das Geschäft im Jahr 1999. Seit 2008 ist das Firmengebäude in die Denkmalschutzliste aufgenommen worden.

Zum 150-jährigen Bestehen ist die Rösterei um eine neue Produktions- und Lagerhalle sowie eine weitere Trommel-Rostanlage erweitert worden. Seit 2017 ist Schmitz-Mertens wieder im regionalen Einzelhandel vertreten und der Onlineshop ist gestartet. 

Nach der Renovierung des Produktionsgebäude 2018 ist 2022 mit dem „Kaffee Lupo“ aus 100 Prozent Lupinen erstmals nach 65 Jahren wieder ein Kaffeeersatzprodukt im Sortiment.  Die Lupinen stammen vom Hof Becker in Niederkassel. 

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