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Spicher SeenIdyll zwischen Autobahn und Gleisen

Lesezeit 3 Minuten

Troisdorf – Hinter dem Dickicht aus Bäumen und Brombeersträuchern schimmert blau eine ruhige Wasserfläche, weit hinten erkennt man ein grünes Ruderboot. Doch die Idylle ist unzugänglich, ein Angelverein hat Gewässer und Ufer mit einem stacheldrahtbewehrten Zaun umgeben.

Das Tor ist sorgfältig verschlossen, ebenso wie die Zugänge zu zwei weiteren Seen. Schilfsee, Grüner See, Krötenweiher und Schwalbensee heißen die Refugien auf Troisdorfer Gebiet, Storchensee und Molchweiher ragen schon in Kölner Stadtgebiet hinein.

Kaum einen Quadratkilometer misst diese Seenplatte, die im Westen von der A 59 und im Osten von Eisenbahntrasse und B 8 begrenzt ist. Doch trotz der lauten Nachbarschaft fühlen sich Eisvögel, Kreuzkröten, Zauneidechsen, Wachteln, Rebhühnern und viele andere Arten in dem Areal wohl.

Laute Nachbarschaft

„Fragen Sie mal jemanden nach den Spicher Seen“, sagt der parteilose Stadtverordnete Andreas Hasselmann, „die kennt kaum jemand“. Er aber macht sich seit Jahren dafür stark, dass die Gewässer, die in den 50er Jahren aus Kiesgruben entstanden, als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.

Immerhin seien sie ein wichtiges Rückzugsgebiet für Tiere, Vögel und Amphibien. Kurz bevor er im April 2012 aus der Partei Die Grünen austrat, brachte er noch einen entsprechenden Antrag für den Rat auf den Weg. Da nach seiner Beobachtung nichts passierte, legte er im März dieses Jahres noch einmal nach.

Seine Parteifreunde von einst beantragten daraufhin ein Grünordnungskonzept, in dem Schilfsee, Schwalbensee und Storchensee als „naturschutzwürdig“ erachtet werden – Entwicklungspotenzial habe der Grüne See, der aber seinen Status als Landschaftsschutzgebiet behalten soll. Pflegemaßnahmen, so der Vorschlag des Architekturbüros RMP Stephan Lenzen könnten von den Angelvereinen übernommen werden. Im Falle des Schilfsees wäre die Stadt zuständig.

Hasselmann geht das nicht weit genug – er wüsste gerne alle Seen unter Naturschutz gestellt, auch damit sich das Gewerbegebiet im Süden nicht weiter ausbreiten kann. Genau das aber soll auf einer kleineren Fläche geschehen, wenn der Krötenweiher, ein kleineres Gewässer, zugeschüttet ist. Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz zufolge hat dieser Plan gute Chancen für eine Genehmigung. Im Gegenzug könnten andere Bereiche unter Naturschutz gestellt werden. Genau zu sagen, wo, wann und wie, dazu sei es aber noch zu früh. „Wir sind da auf einem guten Weg“, sagt Schwarz aber. Man müsse noch abwarten, welche Vorstellungen in der Troisdorfer Kommunalpolitik entwickelt werden.

„Hohes Entwicklungspotenzial“

Achim Baumgartner, Kreisvorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zweifelt, ob es legal ist, den Krötenweiher zu verfüllen. Fest steht für ihn aber der Wert es Gebietes. Er spricht von einem „hohen Entwicklungspotenzial“, das vor allem Amphibien und Vögeln zugutekommen könne.

Wichtig ist es Baumgartner, neben der arg durch die Naherholung in Anspruch genommen Sieg ruhige Flächen zu schaffen. Und dazu böten sich die Seen an.

Er könnte sich sogar Aussichtspunkte vorstellen, von denen sich der Blick in geschützte Flächen öffnet, die bislang zugewachsen sind. Auch den Bau einer Umgehungsstraße für Spich durch das Gebiet hält er für vertretbar, wenn an den Artenschutz, etwa für Fledermäuse, gedacht ist. Seit Jahren gibt es Pläne, eine bestehende Unterführung der Bahntrasse endlich zu nutzen, um die B 8 an den Heuserweg anzuschließen, der weiter in das südlich gelegene Gewerbegebiet am Biberweg führt. Ein neuer Vorstoß in der Sache kam jetzt von der CDU.

„Ein paar Seen unter Naturschutz zu stellen, wäre schon ein Fortschritt“, sagt der Naturschützer Baumgartner. „Sonst hat man nachher nur eine neue Ortsumgehung und ein paar überfahrene Kröten.“