„Altstadtgasse“ in TroisdorfSanitärbetrieb zieht in frühere Disco

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Paul und Sabine Dobelke haben die ehemalige Disco „Altstadtgasse“ gekauft und bauen sie seit vier Jahren um.

Paul und Sabine Dobelke haben die ehemalige Disco „Altstadtgasse“ gekauft und bauen sie seit vier Jahren um.

Troisdorf – Am Computer den falschen Button anzuklicken, das hat oft böse Folgen: Ruckzuck ist alles gelöscht, was man geschrieben hat, oder aber man hat eine teure Bestellung abgeschickt. Das Unternehmerpaar Paul und Sabine Dobelke allerdings verdankt dem „Fehlklick“ den neuen Firmensitz. Am Gertrudenweg nämlich, wo bis 2012 der Betrieb der Diskothek „Altstadtgasse“ die Besucher anzog.

„Versehentlich haben wir bei der Suche im Internet auf »Gaststätte« geklickt“, erinnert sich Paul Dobelke, der sich 2005 mit einem Sanitärbetrieb nach 25 Jahren Angestelltendasein selbstständig machte. Der Pächter, Betreiber des Lokals seit Anfang der 70er Jahre, hatte zuletzt nur noch an den Wochenenden geöffnet, hoffte aber dennoch auf einen Nachfolger aus der Branche. Jemand, der vielleicht auch die karierten Bänke oder die Theke übernehmen würde.

Viele Anbauten abgebrochen

„Sehr einladend“, erinnert sich Sabine Dobelke schmunzelnd, die wie ihr Mann erst einmal trocken schluckte, als sie zum ersten Mal nach dem Kauf die damals gerade noch laufende Gaststätte betrat. Attraktiv genug für Filmaufnahmen war das Ambiente allemal: Für Dreharbeiten zu einer Vorabendserie wurde hier noch einmal der Barbetrieb eröffnet.

Eröffnet unter dem Namen „Zur schönen Aussicht“ war das Lokal im frühen 20. Jahrhundert das Ziel vieler Männer, die bei Dynamit Nobel arbeiteten und gern am Zahltag hier einkehrten. Wenn nicht die Ehefrauen sie vorher „einfingen“.

Die schöne Aussicht hat man nur noch aus dem Dachgeschoss, Tausende Autos rollen hier täglich über die Rampen zur Autobahnbrücke. Die Lage sei es gewesen, begründen die beiden heute ihre Kaufentscheidung; Erreichbarkeit und Wahrnehmung überzeugten. „In einem Industriegebiet verschwindet man einfach“, sagt Eigentümerin Sabine Dobelke.

Umbau läuft seit vier Jahren

Seit 2014 läuft der Umbau der geschichtsträchtigen Immobilie, seit 2016 hat die Firma ihren Sitz hier, langsam biegen die Bauherren und ihre Mitarbeiter auf die Zielgerade ein. Über die Höhe ihrer Investitionen bewahren sie Stillschweigen: Viel Schweiß, Zeit, Nerven und Ideen hätten sie aufgewendet.

Die meisten der vielen Anbauten fielen längst dem Abrissbagger zum Opfer. „Hier ist immer wieder angestückelt worden“, sagt Paul Dobelke, am Ende stand nur noch der entkernte Rohbau. In der einstigen Gaststätte sind heute Empfang und Besprechungsraum untergebracht, im Tanzsaal – später Disco – das Lager.

Den prächtigen alten Dachstuhl legten die neuen Besitzer unter einer abgehängten Decke frei. „So was gibt es noch in der Küz und bei uns“, freut sich der Firmenchef. Unter der Holzkonstruktion feierte die Karnevalsgesellschaft der Fidelen Sandhasen 1953 die erste Sitzung – und hierher hatte Dobelke, heute Präsident der KG, nach der Session 2015/16 zum Helferfest eingeladen.

Dachstuhl bleibt erhalten

Der Dachstuhl erwies sich als solide genug für den Erhalt, die alten Fenster, die beim Umbau hinter der Wandverkleidung und Pseudofachwerk zum Vorschein kamen, sind eingelagert.

„Wir haben aus dem Haus der Jahrhundertwende ein Energieeffizienzhaus 70 gemacht“, zeigt sich Dobelke stolz. Was noch fehlt, „ist ein bisschen Kosmetik“: Bis Ende Oktober soll auch die Fassade fertig sein.

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