Die wichtige Brücke über die Sieg muss neu gebaut werden; nicht zuletzt die Lage im Naturschutzgebiet erschwert das Vorhaben.
StillstandBrücke in Troisdorf ist seit 20 Jahren für Schwerlastverkehr gesperrt

Fast 19 Jahre nach der Sperrung für Fahrzeuge mit mehr als 14 Tonnen Gewicht ist die Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin-Menden und Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte immer noch nicht ersetzt worden.
Copyright: Dieter Krantz
Neues Kapitel in der langen Geschichte der Melanbogenbrücke: Seit dem 13. Dezember 2006 ist das 1929 eingeweihte Bauwerk gesperrt für alle Fahrzeuge, die schwerer sind als 14 Tonnen – Linienbusse ausgenommen. Das zwingt Müllfahrzeuge ebenso zu weiten Umwegen wie schwere Lkw, die die nahen Mannstaedt-Werke ansteuern oder verlassen.
Gesucht werde eine „Nervensäge“, hatte im Dezember 2021 der SPD-Politiker Achim Tüttenberg gesagt: „Wenn sich niemand kümmert, passiert nichts.“ Aus Anlass des 15. Jahrestags der Teilsperrung hatte er bei einem Ortstermin auf die Situation hingewiesen. Die betroffenen Firmen koste das Geld; Unbeteiligte litten, wenn Schwerlastverkehr durch Wohngebiete rolle.
Als Sanierungsfall unter Denkmalschutz gestellt
Eine „fürchterliche Fehlentscheidung“ sieht Achim Tüttenberg schon am Anfang der Planungen: Als das Bauwerk aus den 20er Jahren 2006/2007 unter Denkmalschutz gestellt wurde, sei schon klar gewesen, dass es ein Sanierungsfall sei. Das habe Jahre an Verzögerung nach sich gezogen, bis die damalige SPD-Landesregierung 2012 diese Einstufung wieder aufgehoben habe.

Schwerlastverkehr zu und von den Mannstaedt-Werken muss weite Umwege fahren, um auf die Autobahn zu kommen.
Copyright: Dieter Krantz
Für den Sommer 2022, so berichteten im Dezember 2021 Tüttenberg und Dennis Waldästl, damals Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag, hatte die Bezirksregierung den Start des notwendigen Planfeststellungsverfahrens in Aussicht gestellt. Mit Skepsis begegneten die beiden Politiker der Ankündigung schon damals. Offenbar zurecht, bis heute ist das Verfahren nicht eröffnet.

Seit 2006 ist die Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin-Menden und Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte für Lastwagen gesperrt. Dieses Datum wurde inzwischen von dem Hinweisschild entfernt.
Copyright: Dieter Krantz
Dabei hatte der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW schon 2017 verschiedene Varianten eines möglichen Neubaus vorgestellt. Nicht zuletzt die Lage des Bauwerks im Naturschutzgebiet und die Ausweisung als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet stellt die Planer vor besondere Herausforderungen.
Pläne wurden in Sankt Augustin schon 2017 vorgestellt
Vorzugsvariante der Planer war damals eine sogenannte Stabbogenbrücke, die sich optisch stark an die bestehende Brücke anlehnt. Auch in Spannweite und Position der Pfeiler würde sich diese Planung an dem inzwischen fast 100 Jahre alten Bauwerk ausrichten. Links und rechts, so erfuhren damals Ausschussmitglieder in Sankt Augustin, seien jeweils 2,50 Meter breite Rad- und Fußwege vorgesehen.

Einen Fahrradweg gibt es nicht an der alten Brücke; Rad- und Autoverkehr teilen sich die ohnehin schmale Fahrbahn.
Copyright: Dieter Krantz
Das würde ein weiteres Hindernis im Verkehr zwischen Sankt Augustin und Troisdorf ausräumen: 2014 wurde der an die Eisenbahnbrücke zwischen Friedrich-Wilhelms-Hütte und Menden angeflanschte Rad- und Fußweg als baufällig erkannt und gesperrt. Seither teilen sich Radfahrende die schmale Fahrbahn der Melanbogenbrücke mit dem motorisierten Verkehr.
Ein Missstand, auf den auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC immer wieder hingewiesen hat. Abhilfe soll eine eigene Brücke schaffen, die ein Stück flussabwärts für Fuß- und Radverkehr geplant ist. Für dieses Vorhaben müssten sich die Städte Sankt Augustin und Troisdorf die Kosten teilen, die schon vor fünf Jahren auf etwa vier Millionen Euro beziffert wurden. Davon müsste Troisdorf – so die Vereinbarung – wohl nur 17,5 Prozent übernehmen, weil der größte Teil des Stegs über die Sankt Augustiner Siegaue führt.
Lediglich 35 Meter liegen auf Troisdorfer Stadtgebiet. Darum hatten die Troisdorfer Stadtverordneten auch 2016 beschlossen, den Anteil Troisdorfs an den Kosten auf 160.000 Euro zu deckeln. Aber auch der Baubeginn für dieses Vorhaben steht noch in den Sternen. Umso schlimmer, als während der in der Vergangenheit auf mehr als zwei Jahre geschätzten Bauzeit kein Durchkommen auf der Brückenbaustelle sein wird.

Marode und deshalb gesperrt ist seit 2014 auch der Rad- und Fußweg an der Eisenbahnbrücke über die Sieg.
Copyright: Dieter Krantz
Zur nächsten Sitzung des Kreistags am 2. Juli fordert die SPD-Fraktion nun erneut Antwort auf Fragen zu dem Vorhaben: Landrat Sebastian Schuster hatte im Dezember auf eine ähnliche Anfrage der Sozialdemokraten hin nach Rücksprache mit dem Landesbetrieb zum einen erklärt, dass es seit 2022 zu erheblichen Verzögerungen gekommen sei. Zum anderen hatte er in Aussicht gestellt, dass ein Termin für die Einleitung des Baurechtsverfahrens abgestimmt werde.
Landesbetrieb bereitet Unterlagen für die Bezirksregierung Köln vor
Ob dieser Termin denn inzwischen stattgefunden habe, wollen die Sozialdemokraten wissen, und falls nein, welche Gründe es dafür gebe. Auf eine Anfrage dieser Zeitung hat ein Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW Auskunft gegeben. Schriftlich teilte die Behörde mit, es sei vorgesehen, die Planfeststellungsunterlagen Ende dieses Jahres oder Anfang des kommenden Jahres bei der Bezirksregierung einzureichen. Diese ist als Genehmigungsbehörde zuständig für das Vorhaben.
Die einzureichenden Unterlagen würden derzeit erstellt, schrieb der Sprecher weiter. Dafür seien die naturschutzrechtlichen Gutachten und die Gutachten zum Verkehr aktualisiert worden. Weitere Gutachten müssten nicht in Auftrag gegeben werden.