Nach elf JahrenTroisdorfer Bürgermeister gibt Amt an Nachfolger ab

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In diesen Tagen räumt Klaus-Werner Jablonski den Schreibtisch für seinen Nachfolger Alexander Biber.

In diesen Tagen räumt Klaus-Werner Jablonski den Schreibtisch für seinen Nachfolger Alexander Biber.

Troisdorf – An einem kleinen runden Tisch sitzen wir uns gegenüber, Plexiglas trennt Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski von seinem Gegenüber. Die Situation erinnert ein bisschen an Besuchsräume im Gefängnis, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Nein, wie im Gefängnis fühle er sich in seinem Büro sicher nicht, beteuert Klaus-Werner Jablonski. Aber: „Man kann die Verantwortung abgeben.“ Nach elf Jahren an der Spitze der Verwaltung räumt der 61-Jährige Ende des Monats das Büro im Rathaus für seinen Nachfolger Alexander Biber.

„Nicht immer ganz trivial“ nennt er die Aufgaben der vergangenen Monate. Stetig neue Zahlen zwangen zum Handeln, neue Corona-Schutzverordnungen mussten umgesetzt werden. „Wir haben den Rotter See offengelassen“, nennt er als Beispiel, Kollege Klaus Pipke in Hennef hatte dagegen den Zugang zum Allner See gesperrt. „Die Leute müssen ja irgendwo hin“, sagt Jablonski, nach wie vor überzeugt von der Richtigkeit der Entscheidung.

Angefangen als Polizist

Wie der Großvater wurde Klaus-Werner Jablonski 1977 zunächst Polizist. „Ich wollte keinen Bürojob machen“, studieren habe er aber ebenso wenig im Sinn gehabt. „Immer schon politisch interessiert“, folgte er den Fußstapfen des Vaters – auch er schon Mitglied des Stadtrats – zunächst 1976 in die Junge Union und wenig später in die CDU.

„Viel politischer als heute“ sei damals die Jugend gewesen, die Auseinandersetzung wesentlich intensiver geführt worden. Ob er damals auch in der SPD eine politische Heimat hätte finden können? „Ich hätte mir das nicht vorstellen können.“ Das Interesse am Gestalten habe ihn in die Politik geführt, sagt er. Die CDU-Mehrheit ab 1999 schaffte die politischen Möglichkeiten dafür.

Erfolge einer Amtszeit

Was ihn stolz macht? „Es ist allenthalben zu sehen“: die Gestaltung des Rathausumfelds mit Stadthalle und Europaplatz vor dem Verwaltungssitz, die sanierte Fußgängerzone, der neue Bahnhof. Der Umbau der Burg Wissem fällt in seine Amtszeit, die er im Oktober 2009 als Nachfolger von Manfred Uedelhoven antrat.

Bei der Eröffnung des ersten Abschnitts der EL 332, der Umgehung für Sieglar und Eschmar, durfte er das Band mit durchschneiden, viel Geld floss unter seiner Ägide in die Schulen. Das Riesenprojekt neue Gesamtschule in Sieglar werden andere umsetzen; die finanziellen Lasten der Corona-Krise könnten dafür sorgen, dass an der Edith-Stein-Straße länger gebaut werden muss als geplant.

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Ob er in der Rückschau und mit dem Wissen von heute etwas anders entscheiden würde? „Da fällt mir nix ein.“ Er hätte allerdings gern das Hotel-Projekt gegenüber dem Rathaus verwirklicht gesehen. Und einen echten Platz ohne Verkehr vor dem Rathaus. „Nie ganz vom Tisch“ sei diese Idee, sagt er, „ein Prozess“ das Nachdenken und Diskutieren über eine Lösung, die auch den Verkehr aus der oberen Kölner Straße einbeziehen müsste.

Digitalisierung anpacken

„Wir müssen die Digitalisierung anpacken“, nennt der scheidende Bürgermeister als Aufgabe für die kommenden Jahre, auch wenn die Stadt schon einiges gemacht habe. Dank E-Government sollten die Troisdorferinnen und Troisdorfer künftig in der Lage sein, viele ihrer Anliegen von zu Hause aus zu erledigen.

In der Stadthalle leitete Klaus-Werner Jablonski am 29. September zum letzten Mal eine Sitzung des Troisdorfer Stadtrats.

In der Stadthalle leitete Klaus-Werner Jablonski am 29. September zum letzten Mal eine Sitzung des Troisdorfer Stadtrats.

Den Klimaschutz nennt „KW“, wie ihn Freunde und Weggefährten nennen, als zweites großes Thema für Troisdorf 2030. Ab Frühjahr 2021 werde es RSVG-Leihfahrräder geben wie schon anderswo, spätestens 2022 sollen erste Mobilstationen in Betrieb gehen.

Frisch gebackener Großvater

Und wo sieht er sich selbst in zehn Jahren? „Hoffentlich noch auf dieser Welt“, sagt Klaus-Werner Jablonski, der gerade Großvater geworden ist. Mehr Zeit für die Familie will er sich nehmen, vielleicht sich auch sozial engagieren. Nach wie vor liest er gern Krimis und Politthriller, kümmert sich um Immobilienbesitz der Familie. Eine weitere Amtszeit anzustreben sei für ihn keine Option gewesen. „Das zehrt an den Kräften.“ In 42 Jahren Öffentlicher Dienst und 36 Jahren in der Politik habe er „nie einen Acht-Stunden-Tag“ gehabt.

Dennoch werde er die Aufgaben des Bürgermeisters vermissen. „Die Verwaltung macht das ganze Leben“, von den mehr als 2000 jährlichen Geburten in der Stadt bis zu den Sterbefällen, dazwischen liege die Verantwortung für Kitas, Schulen und Arbeitsplätze. „Und das muss funktionieren.“ Was gibt er seinem Nachfolger mit auf den Weg? „Dass man die Dinge gut abwägen muss“, und danach „bei den Entscheidungen und Auffassungen bleibt“.

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