„Keine Kinder im Obdach“Verein kümmert sich seit zehn Jahren um Armutsprävention

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Im Fachdienst „Keine Kinder im Obdach“ sind Dorothee Giermann-Kälble (l.) und Jutta Janick beschäftigt. Das Projekt besteht seit zehn Jahren.

Im Fachdienst „Keine Kinder im Obdach“ sind Dorothee Giermann-Kälble (l.) und Jutta Janick beschäftigt. Das Projekt besteht seit zehn Jahren.

Troisdorf – Mit 7000 Euro lag die 31-Jährige bei der Miete im Rückstand, die Frau konnte für sich und ihren fünf-jährigen Sohn schon lange nicht mehr die Kosten für die Wohnung aufbringen. Der Vermieter hatte fristlos gekündigt, eine Räumungsklage drohte.

In dieser Situation half der Katholische Verein für soziale Dienste (SKM) im Rhein-Sieg-Kreis. Den beiden Sozialarbeiterinnen Dorothee Giermann-Kälble und Jutta Janick gelang es, 4000 Euro über eine Stiftung aufzutreiben. 1000 Euro erhielt die Mutter vom Jobcenter, den Rest zahlt sie nun in Raten zurück – und kann ihre Wohnung behalten. Die beiden Mitarbeiterinnen motivierten die Frau außerdem, eine Ausbildung anzustreben, um ihre Existenz selbst zu sichern.

259 Familien mit 468 Kindern haben die beiden Sozialarbeiterinnen im Projekt „Keine Kinder im Obdach“ betreut, das nun sein zehnjähriges Bestehen beging . Wegen der Corona-Pandemie musste das geplante Fest ausfallen, statt dessen lud SKM-Vorstandsvorsitzende Monika Bähr zum Pressetermin ins Büro an der Donawitzstraße, zu dem auch der noch amtierende Bürgermeister Werner Jablonski und Sozialamtsleiterin Ulrike Hanke gekommen waren. Denn die Stadt Troisdorf hatte vor acht Jahren die Finanzierung des Projekts übernommen, das mit Hilfe von Landesmitteln gestartet war und sich als Fachdienst inner halb der Wohnungslosenhilfe des SKM etablierte.

Das schlimmste Schicksal für Heranwachsende

„Kinder in Obdachlosigkeit - das ist das schlimmste Schicksal, das es für Heranwachsende in unserer Gesellschaft gibt“, sagt Monika Bähr. Denn mit dem Verlust der Wohnung droht die Einweisung in eine städtische Notunterkunft für Obdachlose, wo sie mit Alkohol, Gewalt und Drogen konfrontiert sind – ohne Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Der Fachdienst des SKM will dieser sozialen Verelendung frühzeitig entgegenwirken.

„Oft haben die Klienten über ihre Finanzen den Überblick verloren, sie haben hohe Schulden, die sich etwa beim Mobilfunk häufen. Manche zahlen Möbel ab, die sie schon gar nicht mehr besitzen“, sagt Giermann-Kälble. „Viele haben nicht gelernt, vernünftig zu wirtschaften.“

Kommen zu den Schulden noch persönliche Krisen wie Krankheit, Trennung oder Verlust des Arbeitsplatzes hinzu, drohe die Gefahr der Obdachlosigkeit. Die Beraterinnen klären die Finanzen, übernehmen manchmal auch die Kontenverwaltung, stellen Kontakte zur Schuldnerberatung und anderen Sozialdiensten her, vermitteln beim Verhandeln mit dem Vermieter. „Manche Familien haben auch nicht alle Leistungen abgerufen, die ihnen zustehen“, erklärt Janick. Auch hier leisten die Sozialarbeiterinnen Hilfe beim Weg durch den bürokratischen Dschungel. Schwierig wird die Vermittlung einer neuen Unterkunft.

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„Der Wohnungsmarkt ist leer gefegt“, sagt Janick. Immerhin, an der Sieglarer Straße/ Ohmstraße sowie an der Uckendorfer Straße entstehen zwei neue Baukomplexe mit zahlreichen öffentlich geförderten Wohnungen. Als vorbildlich lobte Monika Bähr das Engagement der Stadt auf dem Wohnungssektor. Im neugebauten Haus des SKM an der Donauwitzstraße haben vor einem Jahr elf Familien eine neue Bleibe gefunden.

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