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Platz für mehr Frauen und KinderFrauenhaus in Troisdorf zieht in größeren Neubau um

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Frauenhaus-Leiterin Michiko Park hat die Umzugskisten schon gepackt. 

Troisdorf – Michiko Park hat keine Zweifel: „Das wird auf jeden Fall gut.“ Bis dahin aber liegt noch sehr viel Arbeit vor den Mitarbeiterinnen im Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf und ihren vielfach ehrenamtlich tätigen Unterstützern: Nach mehr als 20 Jahren am bisherigen Standort in Spich beziehen sie ein neues Haus im Stadtteil Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Viel zu klein war das Haus geworden. Drangvolle Enge und weit mehr Absagen als Aufnahmen der hilfesuchenden Frauen und Kinder waren die Regel. Die Suche nach Alternativen aber blieb erfolglos, bis Ende 2018 das Troisdorfer Ehepaar Gabriele und Werner Heep ein überraschendes Angebot machte: „Wir bauen, ihr mietet.“

Im November sollen Frauen und Kinder wieder Zuflucht finden können

Nun ist das neue Haus fast fertig; „wenn alles gut läuft“, so Michiko Park aus dem Vorstand des Trägervereins „Frauen helfen Frauen“, sollen zum 1. November wieder Frauen und Kinder in Bedrängnis aufgenommen werden. Genau 3572 waren es seit der Eröffnung des Hauses.

Seit einigen Wochen sind keine Zufluchtsuchenden mehr am bisherigen Standort untergebracht. „Das habe ich noch nie erlebt“, berichtet Park; abweichende Pläne wurden schnell aufgegeben. „Wir Wahnsinnigen wollten anfangs im laufenden Betrieb umziehen.“ Stattdessen wurden die Frauen und Kinder in andere Unterkünfte vermittelt, eine Bewohnerin fand eine eigene Wohnung.

Trotz Spenden und öffentlicher Mittel bleibt Finanzlücke

Längst hat in Spich das Packen begonnen, in den ehemaligen Schlafzimmern stapeln sich Kisten und noch brauchbares Inventar. „Wir wollen vieles weiter verwenden“, betont Park. Nicht zuletzt aus Notwendigkeit: Trotz vieler Spenden und auch öffentlicher Mittel bleibt eine Finanzlücke.

13 neue Küchen sind anzuschaffen, denn in Zukunft wird jede der unterschiedlich großen Wohnungen und Appartements eine eigene haben. Auch Lampen oder Bettwäsche gehen ins Geld.

Doch geht es bei dem bevorstehenden Umzug längst nicht nur um Möbel. Bis zu zwölf Frauen und 18 Kinder können in Zukunft aufgenommen werden – vier Frauen und sechs Kinder mehr als bisher. Auch Jungs, die älter sind als dreizehn Jahre, können nun mit ihren Müttern hier wohnen; transidente Menschen finden ebenso Schutz wie Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

In Zukunft offen mit Adresse des Standortes umgehen

Eine weitere Veränderung wird in kleinen Schritten passieren: „Wir wollen nach und nach offen werden“, nach Jahrzehnten der Arbeit an einer geheim gehaltenen Adresse werden Michiko Park und ihre acht Kolleginnen in Zukunft den Standort des Hauses nicht mehr verschweigen.

Sicherheitstechnik und die Zusammenarbeit mit einem Wachdienst sollen gewährleisten, dass Frauen und Kinder sicher sind.

Streichen, putzen, Möbel aufbauen und Lampen aufhängen – die Oktober-Wochenenden werden die Mitarbeiterinnen, Familie, Freunde und ehrenamtliche Helfer etwa aus dem Kreis der Rotarier im Neubau zubringen. „Das ist kein normaler Umzug“, sind sich Marion Spiekermann und Michiko Park einig.

Spenden und Zuschüsse stecken im neuen Frauen- und Kinderschutzhaus

Eine siebenstellige Summe steckt im neuen Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf, das nach den Vorgaben des sozialen Wohnungsbaus errichtet und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wurde. Viele Privatleute, die Rotarier und die Firma Reifenhäuser haben großzügig für die Ausstattung des neuen Hauses gespendet. Mehr als 200.000 Euro sind dem Verein überdies aus Stiftungen zugeflossen.

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Vor einer Woche lag schriftlich die Zusage vor, dass aus dem Bundesinvestitionsprogramm für Frauenhäuser 100.000 Euro fließen werden. Damit werden das rollstuhlgerechte Appartement und der barrierearme Ausbau der anderen Einheiten bezahlt. Nach langen Gesprächen hat sich der Rhein-Sieg-Kreis bereit gefunden, die Umzugskosten zu übernehmen.

Nach wie vor sind Spenden mehr als willkommen. 753 Euro, so hat Marion Spiekermann ausgerechnet, kostet zum Beispiel die Erstausstattung einer Wohnung mit Küchenutensilien. Wer ein solches Paket oder einen Teil davon finanzieren möchte, erreicht das Team unter 02241/148 49 34 oder per E-Mail. (kr)

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