Neues GenreTroisdorfer Sänger macht jetzt Musik für Kinder

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Sem Seiffert in den Troisdorfer Aggerwiesen: Auch die Natur spielt in seinen Kinderliedern eine große Rolle.

Troisdorf – „Mama ist schon aus der Puste, Papa ist leicht abzuhängen.“ Kindlichen Übermut packte Sem Seiffert in sein Lied „Durch die ganze Wohnung rennen“. Es ist eines von zwölf Stücken auf seinem Kinderlieder-Album „Farbulös“, das dem überbordenden und Neugier weckenden Titel gerecht wird und Farbe vor allem ins Leben der Pänz bringen könnte.

Europaweit war der Troisdorfer seit 2014 als Musiker unterwegs, gab zuletzt 60 bis 80 Konzerte im Jahr. Doch auch ihm verpasste Corona die Zwangspause. Kann sein, dass gerade die zum Glücksfall für den 38-Jährigen wird. Auch für sein junges Publikum, das er mit seinem vor kurzem veröffentlichten Tonträger für sich gewinnen möchte.

Eine neue Herausforderung

Mit diesem betritt der gebürtige Kölner Neuland: Er wagt sich erstmals ans Kinderlieder-Genre. Seit er vor drei Jahren Vater wurde, habe er gewusst, irgendwann so etwas zu machen: „Ich wartete auf das richtige Gefühl und den passenden Zeitpunkt. Und dann kam Corona.“ Er sah das als Chance, das Projekt anzugehen, wusste aber als jemand, der bislang mit ambitioniertem Blues, Jazz und Folk die Erwachsenen begeisterte, dass er das Neue „voll und ganz bei sich zulassen muss“.

Er ließ es zu, komponierte und textete in nur vier Wochen die zwölf Lieder: „Ich war selbst überrascht, anscheinend musste es raus.“ Das Multitalent malte und bastelte die Bilder für sein in Stop-Motion-Technik (siehe Info-Kasten „Vom Bild zum Film“) erstelltes Youtube-Video und das Booklet, wo er kindergerecht lediglich als Sem antritt.

Gleich ein gutes Gefühl

„Es hat sich gleich so angefühlt, dass es gut wird“, berichtet Sem Seiffert. Es ist keineswegs Eigenlob. Das Komplettpaket ist stimmig, die Lieder sind professionell abgemischt, die Melodien eingängig, mit feinem Gespür würzt der Urheber die facettenreichen Stücke mit Elementen aus seinem gewohnten musikalischen Sujet. „Die Kinder nehmen doch ständig solche Klänge auf, hören Giesinger und Forster“, sagt der Vollblutmusiker. „Nur mit deren Texten können die Kleinen wenig anfangen.“

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Bereits als 17-Jähriger machte Sem Seiffert Musik.

Seiffert, der seit frühester Jugend für die Gitarre und den Gesang lebt, bebildert seine Geschichten mit einfachen Worten, gleichwohl farbenglühend und fesselnd. Die textverständliche, eindringliche Intonation und ein Stimmumfang vom sonoren Bariton bis zur verträumten Falsett sind weitere i-Tüpfelchen. Seinem Grundsatz „Immer nah am Kind“ folgt er hartnäckig und spielerisch locker.

Lieder für kleine Entdecker

Die Themen sind so abwechslungsreich wie der Entdeckertrieb der Kinder. Dem redet er schon mit dem ersten Stück „Auf Entdeckungsreise“ das Wort. „Wir liegen auf der Lauer/unsere Augen sind ganz groß/Nach nicht allzu langer Dauer/krabbelt etwas übers Moos.“ Fast liebevoll wird hier die Arbeit der Ameise beschrieben. Sein „Wir sind Abenteurer“ holt die kleinen Hörer ins Boot und lässt sie in der Folge Schnecke, Hummel, Grashüpfer und Co. begegnen.

Sem Seifferts zehn Lieblingssongs

„Brown Eyed Girl“, Van Morrison „Lively Up Yourself“, Bob Marley „Why I Am“, Dave Matthews Band „Awake My Soul“, Mumford & Sons „Afternoons And Coffeespoons“, Crash Test Dummies „Little Wing“, Steve Ray Vaughan „Sitting, Waiting, Wishing“, Jack Johnson „Bohemian Rhapsody“, Queen „Mr. Jones“, Counting Crows „Under The Bridge“, Red Hot Chili Peppers

Mit einigen Vierzeilern erklärt er, was aus dem unscheinbaren „Blütenstaub“ wird, er erläutert die Funktion des „Heli oder Hubschraubers“ genauso verständlich wie er haarklein ausmalt, wie ein formidabler „Purzelbaum“ gelingt. Wie der Deckel zum Topf passen die musikalischen Arrangements mit kleinem Kinderchor, meisterlicher Instrumentierung, schönem Piano-Boogie-Solo oder liedhaftem Saxofon-Verzierungen zu den Stücken.

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Freude bereiten Wortschöpfungen wie „Raketenantriebssternstaubspur“ im „Von Planeten und Raketen“, das unser Sonnensystem in die Kinderzimmer holt. Das Lied über die Vokale „I A O E“ weckt ebenso die Mitsinglaune wie das „Mal zu groß und mal zu klein“, das lehrt, dass es im Leben Grenzen gibt. Sem Seiffert wandelt mit seiner CD durchaus auf den Spuren eines Rolf Zuckowski oder Detlev Jöcker. Deren Fußstapfen sind keineswegs zu groß für den Troisdorfer.

Mehr Infos zu dem Musikprojekt gibt es auf Sem Seifferts Website.

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