MunitionPläne für Rüstungsfabrik vor den Toren Kölns – Widerstand aus Troisdorfer Politik

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Auf dem Gelände von Dynamit Nobel wird Sprengstoff produziert.

Auf dem Gelände von Dynamit Nobel wird seit mehr als 125 Jahren Sprengstoff produziert.

Eine große Munitionsfabrik könnte auf dem ehemaligen DN-Gelände in Troisdorf entstehen. Bürgermeister Alexander Biber will das verhindern.

In Troisdorf soll auf dem ehemaligen Werksgelände der Dynamit Nobel AG (DN) zwischen Mauspfad und Rathaus eine große Rüstungsfabrik entstehen. Landrat Sebastian Schuster bestätigt es auf Nachfrage der Redaktion: „Ich wurde von hochrangigen Vertretern aus der Wirtschaft gebeten, in der Sache zu vermitteln.“

Denn der Plan stößt bei den Troisdorfern nicht auf große Begeisterung. „Der Bau einer großen Munitionsfabrik würde die bisherige positive Entwicklung des ehemaligen DN-Geländes komplett zunichtemachen“, so Bürgermeister Alexander Biber auf Nachfrage der Redaktion. Er müsse an die langfristige Perspektive für Troisdorf und seine Bürger denken. Der deutliche Ausbau der Munitionsfabrik würde alle „anderen Nutzungen auf dem Gelände unmöglich machen.“

Stacheldrahtsoll verhindern, dass Unbefugte auf das Sprengstoffgelände gelange

Stacheldraht soll verhindern, dass Unbefugte auf das Sprengstoffgelände in der Wahner Heide gelangen.

Naturfreunden ist noch der ehemalige Schießplatz von DN an Gierlichstraße in Erinnerung. Er war am Schluss so mit Blei verseucht, dass alle Bäume dort eingingen. Das Areal musste kostspielig saniert und kann heute wieder genutzt werden. In der Nähe befindet sich auch das Gelände der Troisdorfer Genehmigungshaltergesellschaft (TGHG) mit einer Größe von 54 Hektar.

Seit über 125 Jahren werden in Troisdorf Sprengstoffe für die Rüstungsindustrie hergestellt

Dort werden seit über 125 Jahren von Nachfolgeunternehmen von DN Sprengmittel, Sprengkapseln und andere Stoffe für die Rüstungs- und Rohstoffindustrie hergestellt. Auf der Internetseite der TGHG ist zu lesen, dass man auf Unglücke vorbereitet ist. Bei einer ungeplanten Detonation von Explosivstoffen erzeuge ein solches Ereignis in näherer Umgebung des Standortes einen Explosionsknall, wodurch sich Personen erschrecken könnten, Sachschäden durch Druckwirkung oder Wurfstücke seien möglich. 

Kontrollstellen hinter dem Stacheldrahtzaun zeigen, dass hier früher mehr Sprengstoff produziert wurde.

Kontrollstellen hinter dem Stacheldrahtzaun zeigen, dass hier früher mehr Sprengstoff produziert wurde.

Die Firma Diehl Defence mit Sitz in Überlingen am Bodensee ist schon an dem Standort aktiv. Sie hat ein fünf Hektar großes Areal auf dem TGHG-Gelände erworben, auf dem sich die Dynamit Nobel Explosionsstoff- und Systemtechnik befindet.

In der Nähe liegt eine zwei Hektar große Fläche der Firma Orica, die als weltweit größter Sprengstofflieferant bekannt ist. Dieses Areal soll Diehl Defence sich auch schon gesichert haben. Nun geht es um den Rest der Fläche. Diehl möchte sie kaufen, um dort eine große Fabrik errichten zu können. Rechtlich gebe es kaum Probleme, da das Gelände schon unter die Störfallverordnung fällt. Deshalb fühlten die Manager von Diehl schon einmal vor.  

Großer Druck aus der Politik soll den Troisdorfer Bürgermeister Alexander Biber weich kochen

Bei Bürgermeister Alexander Biber stießen sie auf deutliche Ablehnung. Aus politisch gut informierten Kreisen ist zu erfahren, dass nicht nur Landrat Schuster um Hilfe gebeten wurde, „um Biber weich zu kochen“. Der ist jetzt in die Offensive gegangen und hat den Ältestenrat eingeschaltet und somit die lokale Politik informiert, wie er auf Nachfrage bestätigte.

Nun könne sich auch erklären, warum der Betreiber der Sondermülldeponie am Spicher Mauspfad um eine Verlängerung der Befüllung bat, die jedoch abgelehnt wurde. „Die Fläche ist mit Chemikalien belastet, die aus der Sprengstoffherstellung aus dem vorigen Jahrhundert stammen“, so Biber. „Wir sind froh, dass dieses Kapitel nun endgültig abgeschlossen ist.“  Deshalb sei einer Verlängerung auch nicht zugestimmt worden.

Eine Anfrage der Redaktion bei der Firma Diehl Defence zu dem Projekt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. 

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