„Barrierefreie“ SaunaRollstuhlfahrer ärgert sich über Hürden im sanierten Aggua

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Werner Dittmann beklagt Hindernisse im Troisdorfer Aggua.

Troisdorf – Verärgert war Werner Dittmann schon lange. Nach der Lektüre des neuen Stadtwerke-Kundenmagazins „Intro“ aber ist ihm der Kragen endgültig geplatzt: „Barrierefrei“ sei die unlängst wiedereröffnete Saunalandschaft im Aggua, heißt es da. Und das, sagt der 69-Jährige, treffe überhaupt nicht zu.

„Man fühlt sich hier ausgegrenzt“

„Hier hat man sich nur ganz, ganz wenige Gedanken gemacht“, kritisiert Dittmann, der seit zwei Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist, weil er nur noch wenige Schritte gehen kann. „Man fühlt sich hier so richtig ausgegrenzt“ – und das nach der aufwendigen Sanierung der Sauna.

Die Saunaanlage sei tatsächlich saniert und nicht umgebaut worden, betonen Betriebsleiterin Doris Räuber und Daniela Simon, Sprecherin der städtischen Troikomm, Eigentümerin des Bades. „Dies hat zur Folge, dass man sich an die vorgegebenen Platz- und Grundrissbegebenheiten anpassen muss“, sagt Simon auf Anfrage. Am Steg im Freien sei nur die Oberfläche erneuert worden, für einen stufenlosen Zugang fehle der Platz.

„Was möglich ist oder war, das haben wir gemacht"

Etliche Möglichkeiten, den Zugang für Menschen mit Behinderung zu erleichtern, seien geprüft, aber als nicht umsetzbar verworfen worden. Gleichwohl erfülle das Aggua jetzt als Bestandsanlage die Anforderungen zur Barrierefreiheit. „Was möglich ist oder war, das haben wir gemacht“, betont Betriebsleiterin Räuber.

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Breitere Treppe und neue Handläufe: Doris Räuber zeigt Neuerungen.

„Lockern, wärmen, dehnen“ soll Werner Dittmann auf Anraten der Ärzte die Muskeln seiner Beine, die sich aufgrund der fortschreitenden Nervenerkrankung verkrampfen. Mit dem Sportstudio im Untergeschoss des Aggua hat er daher einen Vertrag, der ihm auch die Nutzung von Schwimmbad und Sauna gestattet. „Ein Aufzug würde das alles erleichtern“, sagt Dittmann. Mit dem Stock schaffte er es bis vor zweieinhalb Jahren über die innen verlaufende Treppe nach oben.

Hindernislauf bis zur Sauna

Will er jetzt aber nach dem Training ins Schwimmbad, wird das zum Hindernislauf: anziehen, raus aus dem Studio, zurück zum Haupteingang; dort muss ein kleines Tor aufgesperrt werden – Drehkreuze sind für Dittmann nicht zu passieren. Und die Sauna, klagt der Diplom-Ingenieur im Ruhestand, sei für ihn gar nicht mehr erreichbar: Auf dem Weg sind unter anderem drei Stufen zu überwinden. Früher habe es wenigstens einen Handlauf gegeben, „der ist jetzt auch weg“.

Werner Dittmann hatte mehrfach Verantwortliche angeschrieben, unter anderem im August 2021 die Troikomm-Geschäftsführerin Andrea Vogt auf den schon vor der Sanierung bestehenden Mangel hingewiesen und auf Abhilfe gedrungen. Nach der im Spätsommer angekündigten Prüfung wurde im Januar die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zugesagt. Man prüfe verschiedene Ausführungen elektrischer Plattformen, schrieb damals Doris Räuber in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt.

Für Rollstuhlrampe ist kein Platz

Inzwischen wurde die Treppe zum Saunasteg im Freigelände verbreitert und mit Handläufen ausgestattet. Ersatz für die Montage an den Stufen zwischen Bad und Sauna sei nach einem Ortstermin mit Werner Dittmann bereits bestellt worden, sagte Doris Räuber am Montag. An dieser Stelle eine feste Rampe zu installieren sei aber nicht möglich gewesen. Aufgrund der maximal erlaubten Neigung für ein solches Bauwerk „wären die Duschen nicht mehr zugänglich“.

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Auch für den Einbau einer elektrisch betriebenen Plattform fehle einfach der Platz. Nachdem sich die zunächst angeschafften Metallschienen in der Praxis als ungeeignet erwiesen, ist nun eine ebenfalls mobile, aber breitere Rampe bestellt worden.

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