Kommentar zur Aggua-SaunaUm Selbstbestimmung soll man nicht bitten müssen

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Nicht jede Sauna ist ohne Hindernisse zugänglich.

Troisdorf – Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, sagt das Sprichwort. Eine Binsenweisheit, die sich leicht auf Gebäude übertragen lässt: Wer nicht schon beim Bauen darauf achtet, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen, der kann das unter Umständen auch dann nicht mehr ändern, wenn er auf diese Bedürfnisse hingewiesen wird.

Das Troisdorfer Aggua ist so ein „Hänschen“, bei dessen Bau die Barrierefreiheit wohl nicht zu Ende gedacht wurde. In der Tat gibt es Rampen für den Zugang ins Bad oder in den Fitnessclub. Verbunden sind die beiden Ebenen aber nur durch eine Treppe. Ein Aufzug fehlt, schwere Türen sind weitere Hindernisse. Hat damals wirklich niemand an Kunden mit Handicap gedacht oder an Mitglieder, die zum Rehasport kommen?

Sanierung im Bestand zwingt zu Kompromissen

Die Verantwortlichen von Aggua und Troikomm weisen – zu Recht – darauf hin, dass eine „Sanierung im Bestand“ stattgefunden habe. Zum Bestand gehört leider auch ein Niveauunterschied zwischen dem Hallenbad und der Saunalandschaft, dessen Sinn sich dem Laien nicht erschließen mag. Das zwingt zu Kompromissen, um auch Menschen im Rollstuhl den Zugang zumindest einigermaßen zu ebnen.

Ich will gern glauben, dass die Beschäftigten im Aggua sensibilisiert sind für die Situation von Menschen mit Behinderung, um mit Hilfestellung und mobilen Rampen den Besuch von Sauna und Bad zu erleichtern. Die Zugänglichkeit, die als ein Grundsatz der UN-Behindertenrechtskonvention 2006 verabschiedet wurde, ist aber damit wohl nicht erfüllt. Denn auch Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sind Ziele der UN-Konvention. Immer wieder bitten zu müssen gehört nicht dazu.

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