Nach fünf JahrenTroisdorfer Vergewaltiger zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt

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Richterin beendete das Verfahren wegen Beleidigung.

Richterin beendete das Verfahren wegen Beleidigung.

Bonn/Troisdorf – Fast fünf Jahre lang haben die Frauen auf eine Antwort gewartet: Wer ist der maskierte Mann, der sie nachts in Troisdorf mit einem Messer bedroht und vergewaltigt hat? Die Antwort kam erst Anfang diesen Jahres, als der Sextäter einen Einbruch begangen hatte und erwischt wurde. Seine DNA-Spur ergaben gleich drei Treffer: Dreimal Spermienspuren nach Vergewaltigungen. Obwohl der Fall eindeutig schien, haben alle drei Frauen, die damals 23, 27 und 29 Jahre alt gewesen waren, nur eine ungenügende Antwort bekommen.

Denn der 33-jährige Angeklagte, der ihnen im Bonner Prozess gegenüber saß, hat die Vorwürfe der Vergewaltigung bis zuletzt bestritten. In einem Fall hatte er sogar behauptet, dass der Sex einvernehmlich gewesen sei. Das Opfer fühlte sich im Prozess ein weiteres Mal gedemütigt.

Vergewaltigungen im besonders schweren Fall

Im Urteil am Donnerstag war die heute 32-Jährige den Tränen nahe. Für die 10. Große Strafkammer jedoch stand außer Frage: Der Mann auf der Anklagebank ist für sie – nach dieser eindeutigen Spurenlage – der Täter. Am Donnerstag wurde er wegen drei Vergewaltigungen im besonders schweren Fall zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

In allen drei Fällen hatte der maskierte Sextäter die Frauen, die auf dem Heimweg oder sogar auf dem Weg zum Job waren, von hinten angefallen. Dann hatte er sie jeweils in ein Waldstück oder Gebüsch gezerrt, sie ausgezogen und zum Sex gezwungen. Anschließend nahm er ihnen zudem Geld – mal 50, mal fünf Euro – oder auch Zigaretten und Personalausweis ab.

Schließlich drohte er ihnen, falls sie zur Polizei gehen sollten. Oder er verhöhnte sie: Einer der Frauen erzählte er, er habe für ihre Vergewaltigung 2000 Euro bekommen. Auftraggeber sei ihre beste Freundin. Alle drei Opfer zeigten die Vorfälle an.

Reges Sexleben

Seine Versionen der Taten, die der Angeklagte dagegen im Prozess präsentierte, bezeichnete Kammervorsitzender Marc Eumannam Donnerstag als „Bullshit“, als kompletten Unsinn. Denn der 33-Jährige hatte dem Gericht weismachen wollen, es sei kein Wunder, dass seine DNA-Spur an verschiedenen Stellen in Troisdorf gefunden worden sei. Das habe mit seinem regen Sexleben – mindestens 100 schnelle Liebschaften im Jahr will der Mann gehabt haben – zu tun, das er meist nachts unter freiem Himmel ausübe.

„Nichts ist einvernehmlich gewesen, alles erzwungen!“ Zu diesem Urteil kamen die Richter schließlich auch nach den Schilderungen der 32-Jährigen. Die Zeugin hatte sich erinnert, welche Todesängste sie ausgestanden hatte, dass der Täter ihr den Schlüssel zum Frauenhaus, wo sie damals lebte, entwenden und auch noch ihren Kindern etwas antun könnte.

Warum das Gericht mit dem Urteil drei Jahre unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft geblieben ist, die 13 Jahre und sechs Monate Haft für den Troisdorfer gefordert hatte, konnten die Opfer gestern nicht verstehen. Auch nicht, dass von dem Angeklagten keine Gefahr mehr ausgehen soll. Denn eine vorbehaltene Sicherungsverwahrung, wie ebenfalls vom Ankläger gefordert, haben die Richter nicht ausgesprochen. Da seit fünf Jahren „nichts weiter vorgefallen“ sei, könne man nicht von einer akuten Gefährlichkeit sprechen. Der Verteidiger des Angeklagten, der Freispruch gefordert hatte, will das Urteil anfechten.

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