Nach TruppenabzugErlebnis Wahner Heide – Tiere und Pflanzen erobern Flächen zurück

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Wahner Heide (7)

Troisdorf – Wie schnell die Natur Flächen zurückerobern kann, sieht man in der Wahner Heide. Nachdem die belgischen Nato-Partner ihre Kasernen dort im Jahr 2004 geräumt hatten, wurden über 200 Gebäude abgerissen.

„Bäume siedeln sich dann schnell auf den freien Flächen an“, erklärt Klaus Oehlmann. Er ist Leiter des Forstrevieres Altenrath und damit auch für das heute geschützte Areal zuständig. Damit die typische Heidelandschaft nicht einfach zuwächst, muss sie gepflegt werden.

„Wir lassen hier Schafe, Pferde und Ziegen weiden. So wird die Vegetation kurz gehalten“, berichtet Oehlmann.

Früher sorgten dafür die Nato-Streitkräfte, die mit ihren Fahrzeuge über die Flächen donnerten.

Da wurde vieles von Panzerketten einfach platt gewalzt. Zurück blieben jedoch auch Lebensräume, wie zum Beispiel Pfützen in den Fahrspuren, die Amphibien als Lebensraum dienen konnten. Durch ihre flache Struktur, erwärmte sich das Wasser dort schneller. Diese Badewannen luden zum Verweilen ein.

Förster Klaus Oehlmann führte Naturfreunde durch die Heide.

Förster Klaus Oehlmann führte Naturfreunde durch die Heide.

Ein kleiner Teil der Heide wird weiter militärisch genutzt. Die größere Fläche ist jetzt der Natur überlassen – allerdings unter menschlicher Aufsicht. Und damit dies so bleiben kann, wurden die Grundstücke der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) übertragen.

Ihre Hauptziele sind die Förderung und der Erhalt des heimischen Reichtums an Tier- und Pflanzenarten in unterschiedlichen Lebensräumen. Zudem möchte sie ein nachhaltiges Naturbewusstsein in der Bevölkerung fördern.

Deshalb veranstaltete die DBU einen Tag des Naturerbes. Förster Oehlmann führte Naturfreunde durch die Heide, begleitet wurde die Gruppe zudem von Dr. Christoph Abs, der bei der DBU für das Thema Wald zuständig ist. Ein Parkplatz an der Alte Kölner Straße in Altenrath ist einer der letzten Reste der ehemaligen Militäranlagen dort.

Als Treffpunkt für Autofahrer war er bestens geeignet. Von dort aus ging es zu einer Einflugschneise des Flughafens. „Wir müssen die Vegetation hier kurz halten“, berichtet Oehlmann.

Die Kapitäne würden sonst beim Anflug in ihrer Sicht behindert. So ist hier erlaubt, was sonst im Naturschutzgebiet verboten sei. Bäume werden großflächig gefällt. „Birken müssen wir radikal bis zum Erdboden absägen, Eichen werden dagegen nur geköpft“, so der Förster. Dies habe mit der Regeneration zu tun. „Birken wachsen schnell wieder in die Höhe, Eichen gehen nach dem Beschnitt in die Breite.“

Zwischen der Besenheide schießen zahlreiche Traubenkirschen in die Höhe. „Sie kommen überall raus“, erklärt Oehlmann. Wenn der Bewuchs niedrig gehalten werden müsse, seien diese schnell wachsenden Pflanzen ein Problem.

Klebrigen Fangblätter

Von Menschen ausgehobene Gräben prägen die Landschaft. „Die wurden hier früher angelegt, um das Moor zu entwässern. Heute ist dies nicht mehr zulässig“, so Oehlmann. Die Feuchtigkeit sei zum Glück für einige seltene Pflanzen nicht völlig verschwunden.

An den Rändern der Gräben und auf kleinen Inseln darin wächst üppig der breitblättrige Sonnentau. Seine klebrigen Fangblätter werden für Insekten zur Todesfalle, wenn die im Wasser wartenden ewig hungrigen Frösche nicht schneller sind. Die fleischfressende Pflanze versorgt sich so mit Nährstoffen.

Der karge Boden bietet zu wenig für die Versorgung des Sonnentaus. Seine nur wenige Zentimeter tiefen Wurzeln sind daher eher auf Verankerung ausgerichtet.

In der Nähe blüht das gefleckte Knabenkraut auf einer Freifläche. Eine seltene heimische Orchideenart, die ebenso wie der Sonnentau unter strengem Schutz steht.

„Gräbt man die Pflanzen trotzdem aus, um sie im heimischen Garten anzusiedeln, klappt das nicht“, berichtet Abs. „Die Orchidee braucht ein spezielles Pilzgeflecht im Boden, um zu überleben. Der Sonnentau hat sich auf sein Umfeld spezialisiert.“

Es sei besser, diese Raritäten bei einem Spaziergang vor Ort zu bewundern. „Deshalb schützt und pflegt die DBU diese Flächen, damit man seltene Pflanzen bei einem Spaziergang in der Natur entdecken kann.“

Es entstünden Erholungsflächen für Menschen im Ballungsraum Köln-Bonn mit „wertvollen Naturschätzen direkt vor der Haustüre“.

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