FachkräftemangelVerkürzte Öffnungszeiten bei Freibädern im Rhein-Sieg-Kreis

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Am Becken eines Freibads steht ein junger Mann mit einem Mikrofon, das ersetzt der Badeaufsicht die Trillerpfeife.

Statt zur hergebrachten Trillerpfeife greift Badeaufsicht Max Arweiler im Freibad „Siegwelle“ in Windeck-Rosbach zum Mikrofon.

Der Mangel an Schwimmmeistern ist nach der Corona-Pandemie erst akut geworden. DLRG nennt die Auswirkung „gravierend“.

Die Voraussetzungen sind eigentlich optimal: Die Sonne scheint, und auch die Temperaturen klettern am Wochenende wieder über die 30-Grad-Marke. Grund genug also, eine Abkühlung in den Freibädern der Region zu suchen. Darauf müssen Badegäste mancherorts allerdings bis zum Nachmittag warten.

So hat das Lemmerz-Freibad am Drachenfels werktags erst ab 13 Uhr geöffnet. Der Grund: fehlendes Personal. „Dieser große Mangel an Schwimmmeistern ist nach der Corona-Pandemie erst so richtig akut geworden“, sagt Stephan Halm, Pressesprecher der DLRG Rhein-Sieg.

Ob das mit fehlenden Rettungsschwimmerkursen während der Pandemie, oder auch mit den Berichten über Handgreiflichkeiten in den Freibädern zu tun habe, könne er nicht sagen. Klar, so Halm, sei aber, dass die Auswirkungen „gravierend“ seien: „Viele Freibäder konnten aufgrund des Personalmangels nicht so früh wie geplant öffnen.“

Oktopus in Siegburg: Von sieben Fachstellen ist eine unbesetzt

Dass Freibäder temporär gar nicht oder auch nur eingeschränkt öffnen könnten, verschärfe die Probleme bei der Schwimmausbildung von Kindern weiter. „Wir fordern die Eltern auf, mit den Kindern möglichst viel schwimmen zu gehen. Diese Aufenthalte im Wasser sorgen für Sicherheit bei den Kindern“, sagt Stephan Halm. Wenn die Möglichkeiten dazu eingeschränkt sind, sei das ein „gravierendes Problem“ für die Schwimmausbildung.

„Wir nehmen alles, was wir kriegen können.“
Andŕe Kuchheuser, der Vorstand der Stadtbetriebe Siegburg über die Personalsituation

Doch wie sieht es am Beckenrand der Bäder in der Region aktuell aus? Deutlich wird Andŕe Kuchheuser, der Vorstand der Stadtbetriebe Siegburg AÖR. „Wir nehmen alles, was wir kriegen können“, sagt er auf die Frage nach der Personalsituation im Siegburger Oktopus. Von den sieben Stellen für Fachangestellte sei eine derzeit unbesetzt.

Neun festangestellte Rettungsschwimmer arbeiten im Oktopus, außerdem acht geringfügig Beschäftigte. „Die Anzahl der Beckenaufsichten im Zweischichtbetrieb richtet sich nach der Anzahl der Besucher“, schildert Kuchheuser. Im Klartext: Je mehr Badegäste, desto mehr Rettungsschwimmer müssen am Beckenrand stehen. Und stets dürfen nur so viele Menschen ins Bad, wie Aufsichtspersonal verfügbar ist.

Bei den Dienstplänen achte das Team darauf, dass an Tagen wie dem erwartet heißen Wochenende „möglichst viele da sind“. Bevorzugt keine Festangestellten, wie Kuchheuser erläutert. Wegen der vertraglich festgelegten Zuschläge in Zeit fehlten die nämlich dann in der Woche.

Die vorgeschriebene Korrelation zwischen Personal und erlaubter Besucherzahl stehe auch hinter der Entscheidung, nur noch bargeldlose Bezahlung zu ermöglichen. „Über die digitale Nachverfolgung können wir nachweisen, wie viele Besucher da sind.“ Sollte ein Unfall passieren, seien das Unterlagen, die die Staatsanwaltschaft prüfe.

Freibäder: In Sankt Augustin konnten Stellen besetzt werden

In Sankt Augustin ist das Freibad ab jetzt jeden Tag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Bislang war es am Montag und Dienstag geschlossen. „Zwischenzeitlich konnten weitere Rettungsschwimmer gefunden werden, sodass die Badezeiten ausgeweitet werden“, teilt Stadt-Pressesprecher Bendikt Bungarten mit.

In den Sommerferien wird mittwochs und donnerstags Frühschwimmen ab 6.30 Uhr angeboten. Die Online-Tickets aus den Vorjahren sind nicht allerdings mehr im Einsatz, die Tickets können wie gewohnt an der Kasse im Freibad erworben werden. Die Preise bleiben, trotz erhöhter Energiekosten, gleich. Eine Einzelkarte für Erwachsene kostet vier Euro, für Kinder ab vier Jahren und Jugendliche bis 18 Jahren zwei Euro.

Die Gemeinde Windeck hat Glück.
Schwimmmeister Max Arweiler über die Personalsituation im Rosbacher Freibad.

„Wir sind grundsätzlich gut besetzt“, berichtet Raphael Bönisch im Windecker Rathaus. Eng werde es bei Krankheitsfällen. Daher seien die Öffnungszeiten des Rosbacher Freibades „Siegwelle“ für die kommenden Tage angepasst worden. „Die Gemeinde Windeck hat Glück“, bestätigt auch Schwimmmeister Max Arweiler am Beckenrand des Bades.

Das Aggua in Troisdorf will Betrieb ohne Einschränkungen aufnehmen

„Nicht so schlecht“ sieht es auch im Waldfreibad Much aus, das vom Förderverein betrieben wird. Werner Kermelk hat ausreichend Rettungsschwimmer und Techniker, die sich um das Schwimmbad kümmern. „Wir haben entsprechend ausgebildet“, erklärt er. Auch für das Wochenende haben die Ehrenamtler ausreichend bezahlte Kräfte zur Verfügung.

„Wir sind ganz gut aufgestellt“, beschreibt Sprecherin Daniela Simon die Situation im Troisdorfer Aggua. Nach mehreren Recruiting-Tagen gebe es ausreichend Personal, um den Betrieb ohne Einschränkungen aufzunehmen.

„Zeitnah“ werde das sein; den genauen Starttermin für die Aufnahme des Vollbetriebs nach dem endgültigen Abschluss vom Sanierung und Umbau werde das Unternehmen Anfang der Woche auf seiner Internetseite mitteilen.

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