Totfunde in Hennef und ErftstadtExpertin zu Unfallhäufung mit Wölfen: „Kennen wir so noch nicht“

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Ein junger Wolf steht in einem Gehege (Symbollfoto).

Ein junger Wolf steht in einem Gehege (Symbollfoto).

Allein zum Jahresbeginn ist es bereits zu sechs tödlichen Unfällen mit Wölfen in Nordrhein-Westfalen gekommen.

Zwei Wölfe sind in der Region um Köln an Autobahnen totgefahren worden. Innerhalb von nur 24 Stunden. Die erschreckende Zahl reiht sich ein in eine auffällige Häufung von Totfunden, meist junger Wölfe in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr 2024. Eine Expertin vom Landesumweltamt NRW gibt eine vorsichtige Einschätzung.

In der Region im Großraum Köln überschlugen sich die Meldungen seit dem Wochenende. Zunächst wurde bekannt, dass ein Wolf auf der A560 von einem unbekannten Autofahrer überfahren wurde. Der Tierkadaver wurde am Samstagabend (6. April) zwischen Siegburg und Hennef auf der Autobahn gefunden.

Traurige Statistik: Sechs tote Wölfe in NRW seit Jahresbeginn 2024

Dann wurde bekannt, dass ein Lkw-Fahrer einen Wildunfall an der A61 bei Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis gemeldet hat. Am Freitagmittag (5. April) wurde das tote Tier in Gymnich (einem Stadtteil von Erftstadt) entdeckt und das Landesamt informiert. Auch hier stellte sich heraus, dass es sich wohl um einen Wolf handelte.

Zwischen den beiden Totfunden lagen also weniger als 24 Stunden. Hinzu kommt: Die tödlichen Unfälle mit Wölfen um Köln reihen sich ein in eine traurige Statistik, wie das Landesamt NRW auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt. Insgesamt ist es demnach in Nordrhein-Westfalen zu sechs Totfunden von Wölfen gekommen. Stand 10. April 2024, also nach nur knapp dem ersten Vierteljahr.

Neben den beiden Unfällen in Rhein-Erft und Rhein-Sieg ist den Angaben zufolge ein Wolf am 23. März in der Gemeinde Verl in Gütersloh überfahren worden. Am 5. März erwischte es einen weiblichen Altwolf in Xanten im Kreis Wesel. In Bünde im Kreis Herford wurde am 28. Februar ein Welpe totgefahren. Und am 10. Februar wurde ein Tier in Ibbenbüren im Kreis Steinfurt tot aufgefunden.

Expertin zu Unfallhäufung mit Wölfen: „Kennen wir so noch nicht“

„So eine gefühlte Häufung wie jetzt im Frühjahr kennen wir so jetzt noch nicht in NRW“, muss auch Birgit Kaiser de Garcia vom Landesumweltamt NRW eingestehen. Allein der Vergleich zum Vorjahr lässt aufhorchen. Denn im gesamten Jahr 2023 kam es nur zu einem Wolfs-Unfall mit Todesfolge. Am 10. Februar 2023 war ein männlicher Welpe einer Kollision mit einem Fahrzeug in Ibbenbüren zum Opfer gefallen.

2022 wurden auch vier Wölfe nach Unfällen in NRW tot aufgefunden, aber über das gesamte Jahr verteilt. 2019 war es zu zwei Totfunden, 2017 zu einem gekommen. In den Zwischenjahren 2021 und 2018 wurden unterdessen gar keine tödlichen Unfälle mit Wölfen verzeichnet.

Junge und unerfahrene Wölfe im Frühjahr unterwegs

Eine konkrete Erklärung für die auffällig Häufung hat die Expertin nicht. Sie führt die Unfälle jedoch auf zwei Ursachen zurück: Zum einen auf die Jahreszeit, zum anderen auf die Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr.

„Gerade jetzt im Frühjahr sind viele Jungwölfe unterwegs“, erklärt Kaiser de Garcia. „Die Jungtiere laufen los, um sich ein eigenes Rudel zu bilden. Dabei erhöht sich natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für Unfälle. Denn die jungen Tiere sind noch sehr unerfahren und haben es noch nicht gelernt, sich mit allen Gefahren wie etwa den öffentlichen Straßen zurechtzufinden.“

So viele Wildtiere starben 2023 bei Unfällen in NRW

Im Zusammenhang mit den Wildtierunfällen appelliert die Expertin vom Landesumweltamt an die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, vorsichtig und vorausschauend zu fahren. Die Problematik bei Unfällen mit Wölfen sei dieselbe wie bei der mit Wildtierunfällen insgesamt.

„Die Anzahl an Wildtieren, die jedes Jahr im Straßenverkehr sterben, ist riesig“, so Kaiser de Garcia. In der Saison 2022/2023 seien es in Nordrhein-Westfalen 31.000 Rehe und 1182 Wildschweine gewesen, die bei Unfällen verendet sind.

Woher stammen die beiden toten Wölfe von der A560 und A61?

Aus welchem Rudel die beiden toten Wölfe an der A560 und der A61 stammten, sei unterdessen noch unklar. Dazu müssten erst noch die DNA-Untersuchungen abgewartet werden.

Derzeit sei es auch noch reine Spekulation, ob die Tiere aus dem Leuscheider Rudel stammen, das in der Region im Großraum Köln nachgewiesen wurde. „Ein Wolf kann 30 bis 40 Kilometer in einer Nacht zurücklegen“, so die Expertin zur Einordnung.

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