20 Prozent Ost-West-LohnlückeAm Dienstag ist „Equal Pay Day Ost“

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Ein Stapel 100- und 50-Euro-Scheine

Bis zu diesem Dienstag haben die Ostdeutschen rein rechnerisch unbezahlt gearbeitet, wenn man die durchschnittlichen Gehälter in Ost- und Westdeutschland vergleicht.

Die Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen in Deutschland ist nach einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes im Auftrag der Linksfraktion geringer als zwischen Ost- und Westdeutschen. Einer der Gründe ist die oftmals fehlende Tarifbindung.

Bis zu diesem Dienstag haben die Ostdeutschen rein rechnerisch unbezahlt gearbeitet, wenn man die durchschnittlichen Gehälter in Ost- und Westdeutschland vergleicht: Die Lohndifferenz zwischen Ost und West bei Vollzeitbeschäftigten liegt derzeit bei 19,9 Prozent beziehungsweise 839 Euro brutto im Monat.

Das geht aus Einkommensdaten hervor, die das Statistische Bundesamt im Auftrag der Linksfraktion ausgewertet hat und die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegen. Demnach verdienen Vollzeitarbeitnehmer im Westen durchschnittlich 4218 Euro brutto im Monat, im Osten dagegen 3379 Euro. Beim Stundenlohn beträgt der Unterschied 5,14 Euro.

Die Linke im Bundestag kritisierte das Lohngefälle als „inakzeptabel“ und bezeichnete mit Blick auf die 20-prozentige Differenz den Stichtag, an dem 20 Prozent des Kalenderjahres verstrichen sind, als „East Equal Pay Day“ - analog zum „Equal Pay Day“, der symbolisch auf das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen hinweist und der in diesem Jahr am 7. März erreicht war. Die Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen in Deutschland ist demnach geringer als zwischen Ost- und Westdeutschen.

Geringe Tarifbindung im Osten

„Bis zum 14. März arbeiten ostdeutsche Vollzeitbeschäftigte statistisch gesehen umsonst“, sagte der Ostbeauftragte der Linken, Sören Pellmann, dem RND. „Die Lohnangleichung zwischen Ost und West kommt nur in Trippelschritten voran.“

Ein wesentlicher Grund sei die geringere Tarifbindung im Osten, erklärte er - und rief die Bundesregierung zum Handeln auf: „Die Ampel tut zu wenig gegen die Tarifflucht der Arbeitgeber in Ostdeutschland. Wir brauchen in diesem Jahr Lohnsteigerungen in Ost und West, die mindestens die Inflation ausgleichen.“ Die Forderungen der Gewerkschaften seien richtig, sagte Pellmann, der seinen Wahlkreis in Leipzig mit einem Direktmandat gewonnen hat.

Steven Geyer

Steven Geyer

Stellvertretender Leiter des RND-Hauptstadtbüros. 1977 in Halle/Saale geboren, Politik- und Journalistikstudium in Leipzig und Ohio. Seit 2018 im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), zuvor bei der Du...

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„Das Thema Lohnangleichung gehört auf die Agenda der Ampel“, forderte er. Auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), müsse sich stärker um die Interessen der Ostdeutschen kümmern: „Schneider sollte Gewerkschaften wie Arbeitgeber zum Ostlohngipfel ins Kanzleramt einladen“, so Pellmann.

Bezieht man in den Vergleich auch teilzeit- und geringfügig beschäftigte Arbeitnehmer ein, deren Verteilung sich in Ost und West jedoch zusätzlich unterscheidet, ist die Differenz etwas kleiner: Die unbereinigte Lohnlücke beträgt dann 331 Euro bei 3065 Euro Bruttogehalt im Westen und 2734 Euro im Osten.

Das Statistische Bundesamt berechnete die Daten am 9. März dieses Jahres und wertete dabei Verdiensterhebungen von 2022 aus. Da die Methodik der Datenerfassung von Januar 2022 an stark verändert wurde, sind die aktuellen Daten mit den Erhebungen der Vorjahre nicht mehr vergleichbar, so die Behörde.

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