Aus Queen wird KingWie Großbritannien den Wechsel der Krone vollzieht

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Elizabeth II und Charles 2018 (1)

Die gestorbene Königin Elisabeth II. mit Kronprinz Charles im Mai 2018.

London – Eine Ära geht zu Ende: Mit dem Tod Queen Elizabeths II. steht die britische Monarchie mutmaßlich vor einem grundlegenden Wandel. Vor allem im Alltag dürfte sich einiges ändern - von Geldmünzen über Briefmarken bis zur Nationalhymne.

Großbritannien ehrt seine Monarchen - selbst zu Lebzeiten. Queen Elizabeth II. begegnete vielen Briten in irgendeiner Form tagtäglich im Alltag. So war es vor ihrer Thronbesteigung auch mit früheren Monarchen, die nach deren Tod meist vor allem durch Statuen und als Namensgeber für Krankenhäuser, Museen und anderes in Erinnerung blieben.

Durch den Wechsel an der Spitze des Königshauses werden die Briten nun nach langer Zeit erneut umdenken lernen müssen. Elizabeth II. wird mit hoher Wahrscheinlichkeit schon bald als Namensgeberin unsterblich werden, sie wird früher oder später auf Bildern und in Form von Denkmälern in Erinnerung bleiben. Doch im Alltag werden viele Briten weniger oft als bislang an sie erinnert.

Die Nationalhymne

„God save our gracious Queen, Long live our noble Queen, God save the Queen!“ So lauten die ersten Sätze in der britischen Nationalhymne, die entsprechend in den vergangenen sieben Jahrzehnten schlicht den Namen „God Save the Queen“ trug. Das wird sich nun zwangsweise ändern: Bereits in der Vergangenheit lautete die Hymne - etwa unter Elizabeths Vater Georg VI. oder dessen Bruder Edward VIII. - vielfach „God Save the King“. Die einzelnen Strophen waren entsprechend an die männliche Form angepasst. Da ist es mit den zahlreichen inoffiziellen Nationalhymnen der Insel einfacher, denn sie bleiben, wie sind sind. Unter anderem „Land of Hope and Glory“ oder das nicht ganz unumstrittene „Rule, Britannia“ werden bei vielen Anlässen gern als etwas weniger offizielle Variante gespielt.

Das Geld

Die Briten sind Meister im bargeldlosen Bezahlen - vor allem, weil die Londoner U-Bahn mit der kontaktlosen Oyster-Bezahlkarte bereits 2003 die Richtung vorgegeben hat. Insofern wird eine der wesentlichen Änderungen durch den Thronwechsel nicht jedem unmittelbar auffallen: Einzelne Münzen und Banknoten in England und Schottland zieren traditionell das Konterfei des amtierenden Monarchen. Seit sieben Jahrzehnten war es das von Queen Elizabeth II. Dies wird sich nun nicht über Nacht ändern - jedoch erfahrungsgemäß mit den neuen Prägungen und Drucken. Da in Großbritannien unterschiedliche Banken - etwa die Bank of England, die Bank of Scotland oder die Clydesdale Bank - unterschiedliche Geldscheine ausgeben, dürfte dieser Prozess lange dauern.

Die Briefmarken

Gleiches gilt für die Standardbriefmarken der Royal Mail, der britischen Post. Egal, ob First Class, Second Class oder Weltporto - überall prangte seit vielen Jahrzehnten das dezente Konterfei von Queen Elizabeth II. Der amtierende König oder die Königin stand mit ihrem Kopf für die Qualität der britischen Postdienstleistung. Auch wenn die Bedeutung der Briefpost seit Elizabeths Thronbesteigung massiv verloren hat, so werden sich die Briten über kurz oder lang an neue Marken gewöhnen müssen: die mit dem Konterfei Charles‘. Für die überwiegende Mehrheit der Briefeschreiber im Land wird dies das erste Mal sein, dass sie ein anderes Motiv auf ihrer Briefmarke vorfinden.

Die Briefkästen

Es fällt kaum jemandem auf, doch auch die berühmten roten Briefkästen im Vereinigten Königreich tragen auf der Vorderseite die Initialen jenes Monarchen, in dessen Regentschaft sie aufgestellt wurden. „EIIR“ steht für Elizabeth II. Regina, jene Kästen, die zu Zeiten Elizabeths II. entstanden. Daneben gibt es nach wie vor einige mit den eingeprägten Buchstaben „GVIR“ - für Georg VI. Das „R“ steht für „Regina“ (lateinisch Königin) beziehungsweise „Rex“ (König). Da die gusseisernen Briefkästen gewöhnlich Generationen überdauern und die Zahl der Briefpost seit Jahren ohnehin rückläufig ist, wird es bis zum ersten unter Charles‘ Zeichen vermutlich eine Weile dauern.

Wo die Queen erhalten bleibt

Reisende am Flughafen Heathrow treffen mitunter am „Queen‘s Terminal“ ein, Terminal 2, das anlässlich seiner Eröffnung im Jahr 2014 Elizabeth II. zu Ehren diesen Namen trägt. Und auch weiterhin tragen soll. Gleiches ist für die Elizabeth Line zu erwarten, die neue U-Linie, die Heathrow seit Sommer 2022 mit dem Osten Londons und darüber hinaus verbindet.

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Die Linie wurde der Königin zu Ehren eigens in ihrer Lieblingsfarbe Purpur auf dem Netzplan verewigt. Auch das berühmte Queen‘s House im Londoner Stadtteil Greenwich behält seinen Namen - es heißt so nicht etwa wegen Elizabeth, sondern weil es ursprünglich für Anna von Dänemark, der Frau von König Jakob I., entworfen wurde.

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