Das blutigste Kapitel des KolonialismusDie Schattenseiten von Queen Elizabeth II.

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Queen Elizabeth II DPA 150922

Die Trauer um Queen Elizabeth II. ist nicht überall auf der Welt groß.

London – Sein Onkel, erzählt der kenianische Schriftsteller Mukoma Wa Ngugi, war taub. Als britische Soldaten ihn in den 1950er-Jahren aufforderten, stehen zu bleiben, hörte er es nicht. Er wurde rücklings erschossen. Seine Oma wurde ebenfalls getötet, ein weiterer Onkel war ein Kämpfer im Mau-Mau-Krieg (1952 bis 1960), einem der blutigsten Kapitel der britischen Kolonialgeschichte. Mehr als 10 000 Kenianerinnen und Kenianer starben, weitere 100 000 wurden in Internierungslager verschleppt, gefoltert, kastriert, ermordet. Sie starben und litten, weil sie unabhängig werden wollten.

Während in Europa kollektiv um die Queen getrauert wird, schaut man in einigen Teilen der Welt gemischt auf ihre Person und den Kult darum. Denn die 70-jährige Herrschaft von Elizabeth II. hatte auch Schattenseiten. Während dieser Zeit sind zur Verteidigung des British Empire, zum Abwenden von Unabhängigskeitsbestrebungen kolonialisierter Staaten, schlimmste Verbrechen verübt worden.

„Wenn die Königin sich für Sklaverei, Kolonialismus und Neokolonialismus entschuldigt hätte, und die Krone aufgefordert hätte, Reparationen für Millionen von Menschenleben, die in ihrem Namen genommen wurden, angeboten hätte“, schrieb Wa Ngugi auf Twitter, „dann würde ich vielleicht etwas Menschliches tun und mich schlecht fühlen. Als Kenianer fühle ich nichts.“

Proteste gegen Royals-Besuche in ehemaligen Kolonien

Wie Wa Ngugi geht es vielen Menschen in ehemaligen Kolonien. Sie sind wütend, wütend, dass das Königshaus bis heute keine Verantwortung übernommen hat. Weltweit gibt es immer wieder Proteste, wenn die Royals auftreten, zuletzt beim Besuch von Prinz William und Kate im Frühjahr in Jamaika, Belize und Bahamas.

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„Es war die Rolle der Queen, das British Empire und später das Commonwealth zusammenzuhalten“, sagt der Historiker Dirk van Laak dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Europa, Großbritannien und damit auch das Königshaus profitierten vom Kolonialismus und dem transatlantischen Sklavenhandel. „Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass in den Kronjuwelen Edelsteine aus kolonialen Raubzügen verarbeitet sind“, sagt Zimmerer. In Indien formiert sich nun eine Bewegung, die die Rückgabe eines Diamanten fordert.

Commonwealth nur noch ein loser Staatenbund

56 frühere Kolonien sind heute Mitglied im Commonwealth, der heute nur noch einen losen Staatenbund darstellt. Oberhaupt ist stets der britische Monarch, jetzt King Charles III. Commonwealth of Nations, das bedeutet Gemeinwohl der Länder. „Der Wohlstand hat aber immer nur England gehört“, sagt Bert Samuels, Mitglied des National Council on Reparations von Jamaika. „Dieser Besitz, dieser Wohlstand wurde nie geteilt.“

Nach Barbados, das sich im November 2021 von der Krone lossagte, will auch Jamaika gänzlich unabhängig zu werden.

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