Selbst Trumps Kritiker müssen einräumen, dass ihm beim Friedensplan für Gaza ein großer Wurf gelungen ist.
Gaza-FriedensplanWarum Trumps Taktik aufgeht und Europa keine Rolle spielte


US-Präsident lächelt bei einem Termin im Weißen Haus. Israel und die Hamas haben dem Friedensplan des US-Präsidenten zugestimmt. (Archivbild)
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Viele Deutsche neigen dazu, Donald Trump alles zuzutrauen – nur nichts Gutes. Entsprechend skeptisch fielen die Reaktionen aus, als der US-Präsident vor einer Woche seinen Friedensplan für Gaza ausrief – neben sich Israels Premier Netanjahu, der wirkte, als habe er mit seiner Zustimmung vor allem Zeit gewinnen und seinen wichtigsten Verbündeten bei Laune halten wollen.
Schon allein, weil niemand die Hamas als Vertreter der Gegenseite eingebunden hatte, gaben viele Experten Trumps 20-Punkte-Plan kaum Chancen – und werden nun eines Besseren belehrt.
So müssen selbst Trumps Kritiker einräumen, dass ihm dieses Mal ein großer Wurf gelungen ist – und zwar nicht trotz, sondern wegen seines Bulldozer-artigen Vorgehens. Sein Versuch, den Ukraine-Krieg zu beenden, war noch an seinem unkonventionellen, undiplomatischen und in weiten Teilen unausgegorenen Aktionismus gescheitert. Im Fall von Gaza könnte er nun zum Ziel führen.
Trump gelingt der große Wurf beim Sonderfall Gaza
Gerade weil sein „Plan“ offen lässt, wie die Hamas entwaffnet werden und wie weit sich Israel zurückzieht, konnten beide zustimmen. Skeptiker warnen zu Recht, dass ein Frieden daran noch immer scheitern kann. Aber der Prozess hat so viel Dynamik aufgenommen, dass weder Netanjahu, noch die Hamas einfach so umkehren können.
Das wirft die Frage auf, wie sich Trumps Friedensdeal auf die Weltpolitik auswirkt: Beschleunigt er den Trend, dass sich das Recht des Stärkeren durchsetzt? Muss die Welt einsehen, dass alle ihre multilateralen Gremien zahnlose Tiger sind, wenn nicht eine Supermacht wie Amerika eingreift?
Netanjahu kann auf Trumps Sturheit verweisen
Ja und nein. Gaza ist ein Sonderfall. Hier ging Trumps Taktik auf, weil sich beide Kriegsparteien in eine Sackgasse manövriert hatten und einen gesichtswahrenden Ausstieg aus aussichtslosen Kämpfen brauchten.
Die Hamas stimmte auch zu, weil arabische Vermittler wie Ägypten und Katar den Druck erhöht hatten. Und Netanjahu konnte auf Trumps Sturheit verweisen, um sich gegen die Friedensgegner im eigenen Kabinett durchzusetzen.
Im Ukraine-Krieg gibt es weder so einflussreiche Regionalmächte, noch baut Trump einen vergleichbaren Druck auf Putin auf. Die „Superpower“, die Russland zum Einlenken bringen könnte, ist vor allem China.
Europa spielte beim Gaza-Friedensplan keine Rolle
Insofern hat sich auf der Weltbühne nicht viel geändert: Mehr als auf die Vereinten Nationen kommt es auf die Supermächte im Sicherheitsrat an - die mal mehr, meist weniger konstruktiv am Frieden arbeiten.
Nicht zur Wiederholung empfohlen ist aber die Rolle, die Europa in Gaza spielte: gar keine. Das mag nachvollziehbar sein, weil Deutschland aus historischen Gründen gegenüber Israel tatsächlich anders agieren sollte als Großbritannien und Frankreich. Dennoch muss die Lehre für die Europäer sein, künftig beherzt und geschlossen zu agieren – zunächst vielleicht, indem sie China, aber auch die USA überzeugen, ihre Macht auch gegenüber Russland friedensstiftend einzusetzen.