Kommentar zu Nord-Stream-LecksWir müssen die Realität des Energie-Kriegs einsehen

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Arbeiter Bau Nord Stream 2 2019

Arbeiten an Nord Stream 2: Ein deutscher Arbeiter steht vor der Gaspipeline im März 2019

Lange wurde über die mögliche Gefahr eines Angriffs auf die kritische Infrastruktur gewarnt, jetzt scheint der Moment gekommen. Die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines ist ein Weckruf, kommentiert Andreas Niesmann. Der Energiekrieg scheint inzwischen mit allen Mitteln geführt zu werden.

Anschlag auf das Rückgrat unserer Energieversorgung?

Drei von vier Nord-Stream-Röhren sind zerstört – mutmaßlich durch einen Sabotageakt und womöglich auf Dauer. Was klingt, wie eine Episode aus einem James-Bond-Film, ist bittere Realität. Es gibt Mächte, die ein Interesse und offenbar auch die Fähigkeiten haben, gezielte Anschläge auf das Rückgrat unserer Energieversorgung zu verüben. In der Theorie war diese Bedrohung schon lange klar, die Umsetzung aber lässt einen erschaudern. Und womöglich ist das genau das Ziel.

Gasleck Nordstream 2

Das Gasleck von Nord Stream 2 vor der dänischen Küste

Ja, es ist bislang nicht bekannt, wie die Lecks entstanden sind und wer dahintersteckt. Sicher ist nur, wem sie am meisten nützen – und zwar Russland. Es sind weniger die kaputten Rohrleitungen selbst, von denen der Kreml profitiert. Auf absehbare Zeit wäre ohnehin kein Gas mehr durch sie geflossen.

Nord Stream 1 Lubmin 260922

Gaspipeline: Anlage von Nord Stream 1 im deutschen Lubmin

Was dem gelernten Geheimdienstmann Wladimir Putin hilft, ist die Nachricht von ihrer Zerstörung – denn sie schafft Unsicherheit und Angst. Sie führt uns Europäerinnen und Europäern vor Augen, wie verwundbar unsere Energieversorgung ist. Was, wenn es beim nächsten Mal einen großen Offshore-Windpark trifft? Oder die in der aktuellen Krise so wichtige Nordseepipeline von Norwegen nach Deutschland?

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Die Sorgen sind berechtigt, aber Angst hilft in dieser Lage nicht weiter. Stattdessen müssen wir unsere kritische Infrastruktur besser schützen und notfalls auch verteidigen. Dazu gehört eine Cyberabwehr, die diesen Namen verdient, dazu gehören gut ausgestattete Geheimdienste und dazu gehört auch militärische Abschreckung. Wir müssen einsehen, dass wir uns in einem Energiekrieg befinden. Und der wird gerade mit allen Mitteln geführt.

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