Kommentar zum GetreideanbauÖzdemir gibt die nächste grüne Position leichtfertig auf

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Özdemir 070822

Cem Özdemir 

Die nächste Rolle rückwärts eines Grünen-Politikers in Regierungsverantwortung: Agrarminister Cem Özdemir hat sich darauf eingelassen, die mühsam errungene Entscheidung in Teilen auszusetzen, landwirtschaftliche Flächen zum Schutz von Insekten und Böden stillzulegen. Einmalig für ein Jahr, aber wer weiß schon, welchem Druck die Koalition nächstes Jahr ausgesetzt sein wird.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der Grund für die Kehrtwenden der Grünen - Waffenlieferungen, größere Nutzung von Kohlekraftwerken, womöglich verlängerte Laufzeiten der letzten Atomkraftwerke und nun mehr Getreideanbau auf Feldern, wo sich die Natur von uns erholen sollte. Eigentlich sollten das ab 2023 vier Prozent der Agrarflächen sein, wenig genug.

Verständnis in der Bevölkerung für diesen Pragmatismus ist angesichts von Putins Krieg und den Folgen vorhanden. Aber es ist bemerkenswert, wie Grünen-Spitzenpolitiker Positionen räumen können, ohne mildere Alternativen zu finden.

Özdemir räumt Position ohne Not

Dabei wird in der eigenen Partei etwa argumentiert, dass es keinen Lebensmittelmangel gebe, sondern ein Verteilungsproblem, um Hungersnöte in der Welt zu lindern. Und die Grünen wissen selbst, was das Hilfswerk „Brot für die Welt“ jüngst wieder beklagt hat: Dass in Deutschland rund 50 Prozent des Getreides an Tiere verfüttert werden - für den Fleischkonsum des Menschen.

Die Niederlande bieten Schweinehaltern übrigens Prämien zur Reduzierung ihrer Bestände an.

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Wenn Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck um „jede Kilowatt Stunde“ an Stromeinsparungen kämpfen kann, könnte der Agrarminister um Steaks kämpfen, die nicht gegessen werden. Dafür muss man noch lange nicht zum Vegetarier werden, genauso wie man weiter warm duschen darf. Nur eben alles etwas weniger.

Dass nun an Flächen gespart wird, die für Artenvielfalt und Naturschutz lebenswichtig sind, ist ein Trauerspiel.

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