Kommentar zur NatoDer Westen braucht den kühlen Kopf Jens Stoltenberg

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Nato Stoltenberg Rede

Gilt als kühler Stratege: Jens Stoltenberg, Generalsekretär der NATO

Der Norweger Jens Stoltenberg ist ein leiser Typ, immer auf Ausgleich bedacht. Als er vor acht Jahren Nato-Generalsekretär wurde, fragten viele: Kann so einer der politische Kopf des westlichen Bündnisses sein? Heute sind alle froh über ihn.

Denn: Stoltenberg widersteht dem naheliegenden emotionalen Reflex des Augenblicks. Das hat er schon im Jahr 2011 gezeigt, als Regierungschef in Oslo. Nach dem Terror von Utoya mit 77 Toten sagte Stoltenberg in einer unvergessenen Rede, die Antwort auf Gewalt müsse „noch mehr Demokratie, noch mehr Offenheit“ sein, „aber nie Naivität“. Nicht jeder ist dazu geboren, in einer solchen Stunde einen so kühlen Kopf zu bewahren.

Das Bündnis braucht jetzt keinen Sprücheklopfer

Genau diese Eigenschaften sind jetzt an der Spitze der Nato gefragt. Das Bündnis braucht jetzt keinen Sprücheklopfer, sondern einen, der es erstens zusammenhält und zweitens in eine kluge Richtung führt. An beiden Stellen leistet Stoltenberg gerade Großartiges, Tag für Tag.

Gefährlich wäre es gewesen, einem Vorschlag aus Polen zu folgen und MiG-29-Kampfflugzeuge von Ramstein aus in einen umkämpften Luftraum zu entsenden. Ähnliches gilt für Forderungen, mal eben aus humanitären Gründen ein Flugverbot zu verhängen. Die Menschen, zu deren Schutz jetzt ein Eingreifen der Nato gefordert wird, hätten nichts davon, wenn plötzlich die ganze Welt in Flammen steht.

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Zurückhaltung pur allerdings könnte ebenfalls ein Weg in den Weltkrieg sein: Was, wenn Wladimir Putin den Westen als schwach wahrnimmt und als nächstes ins Baltikum einfällt? Massive, glaubhafte Abschreckung mit dem gesamten Arsenal des Bündnisses ist das Gebot der Stunde. Die Nato darf nicht naiv sein, sie muss Russland Grenzen setzen.

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