Nach der UN-KlimakonferenzDer unendlich mühsame Kampf gegen Klimawandel

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Bei einem Protest beim UN-Klimagipfel COP27 in Ägypten trägt ein Teilnehmer ein Plakat.

Bei einem Protest beim UN-Klimagipfel COP27 in Ägypten trägt ein Teilnehmer ein Plakat.

Trotz durchwachsener Beschlüsse gibt es nach der Klimakonferenz in Ägypten Grund zum Optimismus: Immerhin rangen alle Staaten der Welt zwei Wochen lang. Problembewusstsein ist also vorhanden.

Ja, es lässt sich vieles sagen gegen die Klimakonferenzen mit ihren Minimalkompromissen, Müllbergen und oft leeren Versprechen. Nur braucht es für die Rettung des Klimas – besser: unserer Lebensgrundlagen – die ganze Welt, und so besteht zum Ringen um gemeinsame Verpflichtungen keine Alternative, auch wenn Kompromisse unter 196 völlig verschiedenen Staaten schwer zu schmieden sind.

So gibt auch diese 27. Klimakonferenz trotz durchwachsener Beschlüsse Grund zum Optimismus: Wenn trotz Krieg und neuer Blockkonfrontation alle Staaten der Welt zwei Wochen lang die Klimakrise besprechen, zeugt das von Problembewusstsein. Freilich nehmen viele Staaten nur an den Verhandlungen teil, um sie zu sabotieren.

Bekenntnis zu Kohleausstieg und beschleunigter Energiewende

Doch so übel es ist, wie Ölproduzenten und Klimasünder vereint schärferen Klimaschutz verhinderten: Durchgepeitschte Ziele werden eher ignoriert als ausgehandelte. Und es gab auch Fortschritte: Dass sich die Welt erstmals zu Kohleausstieg und beschleunigter Energiewende bekennt, ist ein Meilenstein.

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Gleiches gilt für die überfällige Zustimmung der Industriestaaten, für die Schäden aufzukommen, die sie im Süden verursachten, indem sie ihren Wohlstand auf Kohle, Öl und Gas aufbauten. Dass Peking dabei eine Formulierung akzeptierte, die China als Empfänger ausschließt, als Geber aber nicht, ist ein Anfang. Denn Klimakonferenzen sind Orte für stete Tropfen: Peu à peu müssen ehrgeizige und betroffene Staaten das Rahmenwerk verschärfen.

Ja, das dauert lange. Zu lange. Aber es lässt sich beschleunigen, indem viele, vor allem wirtschaftlich führende Staaten, ihre Zusagen einhalten. Spätestens diese Konferenz zeigte: Der Westen kann China schlecht drängen, sich finanziell zu beteiligen, wenn er selbst die versprochenen 100 Milliarden Dollar für Klimaanpassung im Süden schuldig ist.

Europa darf die Entwicklungsländer nicht ignorieren

Außerdem musste Europa erkennen, dass sein Vertrauensvorschuss bei den Entwicklungsländern aufgebraucht ist. Fühlen sie sich ignoriert, wenden sie sich China zu. Oder die Supermacht stößt ihrerseits in das Vakuum, hilft Öl oder Gas zu erschließen, gibt Kredite, baut oder kauft Infrastruktur. Etliche Staaten fühlen sich China verbunden oder ausgeliefert – und wagten kaum, von Pekings Seite zu weichen.

Klimapolitik und Geostrategie sind heute untrennbar verbunden. Auch deshalb – nicht etwa aus Altruismus – trieb Europa die Entschädigungen für arme Länder nach jahrzehntelanger Blockade nun voran. Ein weiterer Grund: Nur so sind viele davon zu eigenem Klimaschutz zu bewegen. Der Norden muss jetzt zusätzliches Geld aufbringen. Er kann jedoch doppelt profitieren: durch geopolitisch Verbündete, und wenn eine nachhaltige Entwicklung im Süden den Klimawandel und damit die Folgekosten bremst.

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