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Nato-ÜbungMit diesen Panzern probt die „Schnelle Eingreiftruppe“ den Ernstfall

Lesezeit 6 Minuten
Leopard 2 Panzer dpa

Ein Kampfpanzer des Typs Leopard 2

Hannover – Deutschland stellt im kommenden Jahr die „Nato-Speerspitze“ – und übt dazu derzeit in der niedersächsischen Heide den Ernstfall. Die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ bildet dann den Leitverband für die multinationalen Landanteile der Nato Very High Readiness Joint Task Force (VJTF). Die ist Bestandteil der sogenannten „schnellen Eingreiftruppe“ der Nato. Diese „schnelle Eingreiftruppe“ bereitet sich seit dem 2. Mai und noch bis zum 20. Mai 2022 bei der Übung „Wettiner Heide“ auf ihr VJTF-Jahr vor. Das Manöver findet mit bis zu 7500 Soldatinnen und Soldaten aus neun Nationen im Wesentlichen auf den niedersächsischen Truppenübungsplätzen Bergen und Munster statt. Welche Kampffahrzeuge nehmen an der Übung teil? Die wichtigsten Fahrzege im Überblick.

Die Panzerhaubitze 2000

Sie ist das Geschütz der Artillerietruppe, hat ein 155-Millimeter-Rohrwaffensystem auf einem gepanzerten Kettenfahrzeug zur indirekten Feuerunterstützung. Mit der Standardmunition erreicht die Haubitze Schussentfernungen von 30 Kilometern, mit reichweitengesteigerter Munition sind sogar 40 Kilometer möglich. Die Geschützbesatzung kann bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese gleichzeitig im Ziel einschlagen.

Regulär wird die Panzerhaubitze 2000 von einer fünfköpfigen Besatzung bedient, bei automatisiertem Munitionsfluss ist die Bedienung sogar mit nur drei Soldaten möglich. Die Panzerhaubitze 2000 ist eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit. Ihre Stärke liegt in ihrer Präzision und in ihrer großen Kampfentfernung. 16 Haubitzen sind beim Manöver dabei.

Problem: Von 119 Panzerhaubitzen der Bundeswehr sind nach Medienberichten rund 40 nicht einsatzbereit. Mit seinen 57 Tonnen Gewicht ist die Haubitze auf befestigte Straßen und Wege angewiesen.

Der Transportpanzer Fuchs

Er verfügt über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage und ist in einigen Varianten schwimmfähig. Der Fuchs wird in zahlreichen Versionen genutzt. Das Heer setzt ihn beispielsweise als Gruppenfahrzeug der Aufklärungstruppe oder als Rüstsatzträger der Pioniertruppe ein. Im Sanitätsdienst bietet der Fuchs dem „Beweglichen Arzttrupp“ Schutz und Beweglichkeit.

Dem Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum dient der Transportpanzer Fuchs als Trägerfahrzeug für Technik des elektronischen Kampfes. Und in der Streitkräftebasis ist der Fuchs als ABC-, biologischer und chemischer Spürpanzer eingesetzt. Der Fuchs hat eine Zehnpersonenbesatzung, fährt bis zu 105 Stundenkilometer schnell und besitzt 320 PS Motorleistung.

Mit einer Einsatzbereitschaft von 80 Prozent soll der Fuchs zu den zuverlässigeren Waffensystemen zählen.

Der Leopard 2

Er ist einer der modernsten Kampfpanzer der Welt. Seine aktuelle Version ist der Leopard 2 A7. Der Leopard 2 ist das Waffensystem der Panzertruppe des Heeres. Seine Hauptwaffe ist eine 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Damit kann der Leopard Ziele in einer Entfernung von mehreren Tausend Metern stehend und fahrend bekämpfen. Seine maximale Kampfentfernung beträgt 5000 Meter. Seine Besatzung besteht aus einem Kommandanten, einem Richtschützen, einem Ladeschützen und einem Fahrer.

Der Kampfpanzer kann mithilfe eines Unterwasserfahrschachtes Gewässer von bis zu vier Metern Tiefe durchfahren, mit seinem Laserentfernungsmesser und Wärmebildgerät ist er voll nachtkampffähig. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 68 Stundenkilometer, seine Motorleistung liegt bei 1500 PS.

Aber: Von 263 Leopard-2-Panzern waren im Oktober 2020 nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ nur 115 einsatzbereit (44 Prozent).

Der Schützenpanzer Puma

Durch die stabilisierte Waffenanlage kann der Schützenpanzer Puma wie der Kampfpanzer Leopard 2, mit dem er zusammenwirken soll, auch aus der Bewegung heraus treffsicher feuern. Den Puma zeichnen vor allem Beweglichkeit, Feuerkraft und der Schutz seiner Besatzung aus. Im Gegensatz zum Vorgängermodell, dem Schützenpanzer Marder, ist der Puma ein Hightech-Fahrzeug voller Elektronik. Integrierte Führungssysteme sorgen beispielsweise dafür, dass der Kommandant des Panzers auch mit den abgesessen kämpfenden Panzergrenadieren „vernetzt“ ist und Informationen austauschen kann.

Seine Besatzung besteht aus Fahrer, Kommandant, Richtschütze und sechs Mitgliedern als Schützentrupps. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei Tempo 70, die Motorleistung bei 1088 PS.

Problem: Zunächst bei der Bundeswehr als „Problempanzer“ verspottet. Alleine, weil vom Projektstart bis zur letzten Auslieferung fast zwei Jahrzehnte vergingen. Bei den ersten Modellen durften Panzergrenadiere auf der Rückbank nicht größer als 1,84 Meter sein. Erst 2021 wurde der Puma für „taktisch gefechtstauglich“ erklärt. Seine Einsatzbereitschaft liegt bei 65 Prozent.

Der Brückenlegepanzer Leguan

Mit dem Brückenlegepanzer Leguan überwinden die Pioniere kleine Flüsse und andere Geländehindernisse unabhängig von festen Querungen. Die Tragfähigkeit des Systems beträgt mehr als 70 Tonnen, in Ausnahmen sogar bis zu 90 Tonnen. Somit können alle Gefechtsfahrzeuge die Übergänge des Leguans nutzen.

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Der Brückenlegepanzer Leguan kann seine Brücken so ausfahren, dass sie sich überlappen. Mit einer 14 Meter und einer 26 Meter langen Gefechtsfeldbrücke kann ein 35 Meter breites Hindernis überwunden werden. Der Leguan kann eine Querung innerhalb von fünf Minuten verlegen und innerhalb von sieben Minuten wieder aufnehmen. Der Panzer basiert auf dem Fahrgestell des Leopard 2 und wird von zwei Personen bedient. Er ist bis zu 70 Stundenkilometer schnell und hat eine Motorleistung von 1500 PS.

Der Raketenwerfer Mars II

Er ist ein automatisiertes Waffensystem der Artillerie, das Flugkörper unterschiedlicher Wirkungsweise verschießen kann. Den Werfer bedient eine dreiköpfige Besatzung. Alle wichtigen Informationen zum Schießen werden per Datenfunk übermittelt.

Das Heer verwendet aktuell drei verschiedene Arten von Munition: gelenkte Flugkörper mit GPS-Unterstützung zur Punktzielbekämpfung, Minenausstoßraketen und Übungsraketen, die nur für die Ausbildung eingesetzt werden. Maximal kann er zwölf Raketen laden, die Kampfentfernung beträgt höchstens 84 Kilometer, die Motorleistung liegt bei 500 PS.

Der Bergepanzer 3 Büffel

Er ist ein gepanzertes Vollkettenfahrzeug, das Fahrgestell entspricht dem eines Kampfpanzers Leopard 2. Als Bergepanzer birgt und schleppt der Büffel schwere Kettenfahrzeuge unter Gefechtsbedingungen ab – die Hauptaufgabe der dreiköpfigen Besatzung. Die Soldaten sichern außerdem mit dem Bergepanzer Kettenfahrzeuge bei Gewässerdurchfahrten und unterstützen bei Instandsetzungsarbeiten.

Der Büffel ist in der Lage, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Erdreich abzutragen. Mit seiner besonderen Schnellbergeeinrichtung am Räumschild kann die Besatzung unter vollem Panzerschutz beschädigte Gefechtsfahrzeuge aus der „heißen Zone“, dem unmittelbaren Gefechtsfeld, abschleppen. Die Krananlage hat eine 30-Tonnen-Hubkraft, die Motorleistung liegt bei 1500 PS.

Der Spähwagen Fennek

Der Spähwagen ist äußerst agil und bewegt sich sehr leise, er ist ein flaches und leicht gepanzertes Radfahrzeug. Mit modernster Sensortechnik klärt er die Umgebung auf. Er kann in fast jedem Gelände eingesetzt werden und sich selbst verteidigen. Im Fennek kann die Besatzung allein bis zu drei Tage durchhalten und ist vor Handwaffen, Minen sowie Splitter- und Sprengfallen und Artilleriemunition geschützt.

Die Besatzung besteht aus einem Kommandanten, dem Fahrer und einem Systembediener. Zur Aufklärung von Zielen verfügt der Spähwagen Fennek über eine hochauflösende Kamera, Nachtsichtoptik, Wärmebildgerät und Laserentfernungsmesser. Er ist das Führungsfahrzeug für den Feuerunterstützungstrupp der Artillerietruppe. Das Team hat die Aufgabe, Ziele mit hinreichender Genauigkeit zu orten und das Feuer von Teilstreitkräften ins Ziel zu lenken. Auch die Pioniertruppe und die Aufklärungstruppe setzen den Spähwagen Fennek ein.

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