Trinkwasser-CheckLeitungswasser oder Mineralwasser: Was ist besser?

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Leitungswasser  ist in manchen Gegenden sehr kalkhaltig. 

Leitungswasser gehört zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland. Und doch greifen viele lieber zum abgefüllten Wasser aus dem Supermarkt. 134 Liter Mineral- und Heilwasser wurden in Deutschland 2020 pro Person konsumiert. Offenbar liegt das auch am Sprudel: Laut dem Verband Deutscher Mineralbrunnen waren 78 Prozent der verkauften Mineralwässer mit Kohlensäure versetzt. Doch mal abgesehen vom Prickeln - welches Wasser ist denn besser? Ein Trinkwasser-Check.

Hat Mineralwasser mehr Mineralstoffe als Leitungswasser?

Das kommt darauf an. Denn sowohl Leitungswasser als auch Mineralwasser stammen je nach Region aus unterschiedlichen Quellen, die entscheidend für den Mineralstoffgehalt sind. Die regionalen Wasserversorger informieren oft im Internet über den Gehalt des örtlichen Leitungswassers, sie weisen typischerweise mindestens den Magnesium- und Calciumwert aus.

Beim Mineralwasser steht der Mineralstoffgehalt meist auf dem Etikett, auch wenn die Anbieter zu dieser Angabe nicht verpflichtet sind. Ab einem Mineralstoffgehalt von 1500 Milligramm pro Liter Wasser gilt ein Produkt als mineralstoffreich. Eine aktuelle Untersuchung von Ökotest von 50 kohlensäurehaltigen Mineralwassern zeigt große Unterschiede. Demnach reicht der Mineralstoffgehalt von hohen 2.799 Milligramm pro Liter Wasser im Deister Sprudel bis zu geringen 96 Milligramm pro Liter Wasser im Bad Liebenwerda Spritzig. Der Mineralstoffgehalt von Leitungswasser liegt meist zwischen 150 und 600 Milligramm pro Liter Wasser.

Ernährungswissenschaftler verweisen aber darauf, dass wir sowieso den geringsten Anteil der notwendigen Mineralstoffe mit dem Wasser aufnehmen. Bessere Lieferanten seien Obst, Gemüse, Vollkorn- und Milchprodukte.

Ist Leitungswasser stärker mit Chemikalien belastet?

Nein. Für Leitungswasser gelten zum Teil noch strengere gesetzliche Grenzwerte als für Mineralwasser. Zum Beispiel bei Uran. Der jahrtausendealte Gesteinsbestandteil kommt in unterschiedlichen Konzentrationen im Boden vor und gelangt auch ins Wasser. Wird Uran über einen längeren Zeitraum und in höheren Konzentrationen aufgenommen, kann es nierentoxisch wirken. Die Trinkwasserverordnung schreibt für Leitungswasser deshalb einen Grenzwert von 10 Mikrogramm Uran pro Liter vor.

Für Mineralwasser gibt es einen solchen Grenzwert nicht. Denn dieser müsste auf europäischer Ebene erlassen werden. Dafür sieht die Europäische Kommission derzeit aber keine Notwendigkeit. Allerdings dürfen die EU-Mitgliedsstaaten für Mineralwasser, das für Säuglingsernährung beworben wird, nationale Vorschriften erlassen. Für diese Mineralwässer gilt deshalb bereits seit 2006 ein Höchstwert von 2 Mikrogramm Uran pro Liter.

Im Ökotest schneidet ein bekanntes und teures Wasser relativ schlecht ab, wenn es um den Urangehalt geht: Das italienische Mineralwasser San Pellegrino weist einen leicht erhöhten Uranwert auf und bekommt unter anderem deshalb beim Testergebnis nur die Note „ausreichend“. Allerdings wurden hier sehr strenge Kriterien angelegt. Das San Pellegrino Wasser überschreitet nicht den gesetzlichen deutschen

Grenzwert für Leitungswasser von 10 Mikrogramm pro Liter, es liegt laut Testbericht lediglich zwischen 5 und 10 Mikrogramm. Auch das Leitungswasser in Darmstadt, wo das Grundwasser durch Gesteinsschichten fließt, in denen Uran vorkommt, erreicht laut einem Bericht der Stiftung Warentest von 2019 einen Wert von 4,3 Mikrogramm Uran pro Liter.

Was ist mit der Nitratbelastung?

Sowohl Leitungswasser als auch Mineralwasser dürfen den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter nicht überschreiten. Laut dem Bundesumweltamt, das kürzlich einen Bericht zur Trinkwasserbeschaffenheit in Deutschland veröffentlicht hat, ist eine Grenzwertüberschreitung beim Nitrat im Trinkwasser die seltene Ausnahme. Zwar gibt es demnach durch die Landwirtschaft und Biomasseproduktion eine steigende Nitratkonzentration im Grundwasser, allerdings haben die Wasserversorger die Aufbereitung bisher gut im Griff. Auch in Mineralwasser ist eine Nitratbelastung selten. Die Ökotester fanden nur in zwei von 50 getesteten Produkten leicht erhöhte Nitratwerte (Rudolf-Quelle Spritzig, Justus Brunnen Spritzig), die mit Werten von 10 bis 50 Milligramm pro Liter aber nicht über dem gesetzlichen Grenzwert lagen.

Dennoch führten sie im Test zu einer Abwertung. Vor allem für Säuglinge können hohe Nitratwerte im Wasser gefährlich werden. Ob Nitrat für Erwachsene krebserregend sein kann, ist noch nicht abschließend untersucht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt aber davor, langfristig große Mengen an Nitrat aufzunehmen. Nitrat kommt auch in manchen Gemüsesorten wie Spinat häufiger vor.

Muss man noch Angst vor Bleirohren haben?

Das Umweltbundesamt hat am Zapfhahn der Verbraucher mitunter Verunreinigungen mit Blei gefunden. Das sei ein Indiz für noch vorhandene Bleileitungen, die eigentlich verboten sind. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland wurden Bleileitungen zum Teil noch bis Anfang der Siebzigerjahre genutzt, deshalb könnten sie in teil- und unsanierten Altbauten theoretisch noch vorkommen. Vor allem für Schwangere und Kleinkinder kann Wasser, das mit Blei belastet ist, gefährlich werden. So kann das Blei bei Ungeborenen, Säuglingen und Kleinkindern das Nervensystem schädigen sowie die Blutbildung und die Intelligenzentwicklung beeinträchtigen. Im Zweifelsfall kann eine Labormessung Aufschluss geben. Solche Tests müssen Verbraucher aber selbst bezahlen, sie kosten um die 50 Euro.

Fazit

Wer in einem Gebäude mit neuen Leitungen wohnt, kann Leitungswasser ohne Bedenken trinken. Es ist genauso gut wie teures Mineralwasser. Allerdings können manche Mineralwasser einen höheren Gehalt an Mineralien aufweisen.

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