Kommentar zum Unterrichtsausfall„Familien viel Spaß im Schnee“ – Von Notbetreuung ist bei vielen Kölner Schulen keine Rede

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17.01.2024
Köln:
Schnee in Ehrenfeld
Schnee im Takufeld
Mutter bringt Kind auf Schlitten zur Kita
Foto: Martina Goyert

Auch in Ehrenfeld ist am 17. Januar viel Schnee gefallen.

Bei Veedelsschulen wirkt es grotesk, sie geschlossen zu halten, schreibt unsere Autorin. An berufstätige Eltern hat wohl niemand gedacht.

Am Straßenrand häuft sich der Schnee in schwindelerregende 20 Zentimeter Höhe, wo nebenan schon geräumt wurde, kann man fast von hochalpinen Verhältnissen sprechen. 40 Zentimeter. In manchen Fällen Steilhang.

In Köln hat es zwölf Stunden geschneit. Es ist Winter. Dass im Januar komplett überraschend diese Jahreszeit hereinschneit, reicht der Bezirksregierung, den Stillstand auszurufen. Die Schulen bleiben geschlossen. Was bei weiterführenden Schulen noch einleuchtet, da viele Busverbindungen noch nicht laufen, wirkt bei Veedelsschulen grotesk. Auch die Grundschulen, die ein Großteil der Schüler zu Fuß besucht, bleiben zu. Dabei könnte man da heute notfalls wunderbar hinrodeln.

Zwischen den Zeilen ein hämisches Kichern

„Den Familien viel Spaß im Schnee“, schreibt das Sekretariat der Grundschule in der Kölner Innenstadt. Von Notbetreuung für Berufstätige ist bei vielen Schulen gar nicht die Rede. Zwischen den Zeilen ist da nach Corona-Pandemie und Betreuungsengpässen immer ein fast schon hämisches Kichern zu hören: Ihr wolltet Beruf und Kinder vereinbaren? Mithilfe staatlicher Betreuungsangebote? Schräge Idee! Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass euch das gelingen kann.

Und auch die Bezirksregierung schreibt in ihrer Rundverfügung lediglich, dass für Kinder, „die die Mitteilung über den Unterrichtsausfall nicht mehr rechtzeitig erreicht hat und die deshalb im Schulgebäude eintreffen“, eine angemessene Beaufsichtigung durch die Schulen gewährleistet werden muss. Von elterlicher Berufstätigkeit ist nirgends die Rede.

Scheinbar gehen deutsche Behörden im Jahr 2024 immer noch davon aus, dass deutsche Mütter (und zum Teil neuerdings sogar Väter) zu Hause sitzen, die Wohnung putzen und sich langweilen, bis die Kinderchen wieder aus der Schule heimkommen. Sie scharren mit den Füßen und jubeln, wenn sie schon mal vormittags mit dem Nachwuchs im Schnee spielen können. Haben ja sonst keine Aufgabe. Gut, vielleicht müssen sie den Maniküretermin heute mal verschieben. Aber sonst hat man für so eine Mutter volkswirtschaftlich ja keine Verwendung.

Die wahnwitzigen Arbeitgeber, die sich getraut haben, Frauen mit Kindern einzustellen, müssen eben damit leben, dass Kinderbetreuung jederzeit wegbrechen kann. Heute jedenfalls werden die ganzen Polizistinnen, die Richterinnen oder Straßenbahnfahrerinnen mal eben zum Schneemannbauen eingezogen! Viel Spaß bei der Zeitreise in die Vergangenheit!

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