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Gymnasium, Gesamtschule und Co.Welche weiterführenden Schulen in Köln besonders begehrt waren

Lesezeit 4 Minuten
Die Stadt Köln informiert über den Schulbau in Köln.

Das von einem Investor gebaute Gymnasium Brügelmannstraße in Deutz geht im Sommer neu an den Start. 

Während an manchen Gesamtschulen über 100 Kinder leer ausgingen, sind die Hauptschulen nur zu einem Drittel belegt. Eine Übersicht.

Mehrere Monate hat das Anmeldeverfahren für weiterführende Schulen Kölner Familien mit Viertklässlern in Anspannung versetzt. Nun ist es abgeschlossen und die Stadt zieht Bilanz: Zehn Prozent der Kölner Viertklässler haben in diesem Jahr keinen Platz an ihrer Wunschschule bekommen.

In Summe waren es knapp 1000 von 9.062 angemeldeten Mädchen und Jungen. Obwohl drei neue Schulen an den Start gegangen sind, bedeutet dies kein Absinken der Zahlen gegenüber dem Vorjahr. An den Gesamtschulen wurden über 3100 Kindern angemeldet, davon erhielten 2470 in der ersten Runde einen Platz an der betreffenden Schule, 676 gingen an der Gesamtschule ihrer Wahl leer aus. Damit scheiterte im ersten Anlauf mehr als jede fünfte Gesamtschulbewerbung.

Bei den Gymnasien erhielten 293 Kölner Kinder keinen Platz an ihrem Wunschgymnasium. Das geht aus der offiziellen Auswertung des Anmeldeverfahrens durch die Stadt Köln hervor. 39 Kinder gingen auch in der zweiten Anmelderunde wieder leer aus. In der dritten Runde konnten dann schließlich alle Kinder mit einem Schulplatz versorgt werden, was teilweise mit deutlich weiteren Schulwegen verbunden war.

Unterschiedliche Verteilung bei den Gesamtschulen

Dabei verteilen sich gerade bei den Gesamtschulen die Wunschschulen sehr unterschiedlich: Während der Großteil der Gesamtschulen gerade in den Stadtbezirken Mülheim, Kalk, Porz und Chorweiler teilweise große Anmeldeüberhänge hatten, blieben an den Gesamtschulen in Stadtteilen wie Lindenthal oder Zollstock sogar noch Plätze frei. In der Gesamtschule Lindenthal konnten weniger als die Hälfte der Plätze belegt werden. In Summe blieben trotz des Mangels sogar 143 Gesamtschulplätze frei, weil sie in Stadtbezirken lagen, in denen Gesamtschulplätze nicht so nachgefragt sind.

18.06.2024, Köln: Ein Rundgang im Schutzbunker unter der Gesamtschule Lindenthal soll eine  Dokumentationsstätte des Kalter Krieges werden. Foto: Arton Krasniqi

Die Gesamtschule Lindenthal konnte nur rund die Hälfte der Plätze belegen. (Archivbild)

In anderen Stadtbezirken gibt es dagegen ein deutliches Unterangebot: Allein beim Beliebtheits-Spitzenreiter Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus gab es einen Anmeldeüberhang von 124 Kindern. Auch die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler hatte 121 Anmeldungen mehr als Plätze. Auf den weiteren Plätzen folgten die Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule Nippes mit 96 und die Heliosschule in Ehrenfeld mit 55 Anmeldungen Überhang.

Sülzer Gymnasium Spitzenreiter bei den Ablehnungen

Bei den Gymnasien gab es an 26 der 37 städtischen Schulen Anmeldeüberhänge. Spitzenreiter bei den Ablehnungen war in diesem Jahr das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Sülz. Dort wurden 56 Kinder mehr angemeldet, als es Plätze gab, gefolgt vom Apostelgymnasium mit einem Überhang von 32 sowie ebenfalls in Sülz dem Schiller-Gymnasium (27) und dem Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Porz-Wahn (24).

09.02.2022, Köln: Erweiterungsbau Hildegard-von-Bingen-Gymnasium fertiggestellt . Foto: Max Grönert

Das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium hat erst 2024 einen großen Erweiterungsbau erhalten. (Archivbild)

Drei neue weiterführende Schulen bringt die Stadt im Sommer an den Start. Insgesamt 336 Schulplätze wurden dadurch neu geschaffen. Dabei legten zwei Schulen einen bemerkenswerten Start hin: Das neue vierzügige Deutzer Gymnasium Brügelmannstraße hatte auf Anhieb einen Anmeldeüberhang von 25 Kindern. Und auch die Gesamtschule Kalk, die ebenfalls in dem neu gebauten Gebäude in der Brügelmannstraße an den Start geht, hatte 24 Anmeldungen mehr als Plätze. Bei dem neuen Innenstadtgymnasium Neustadt-Nord, das im ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museum ein Interim bezieht, war der Zulauf deutlich geringer.

Anmeldeüberhänge auch an den Realschulen

Erstmals war in dem diesjährigen Verfahren auf die Abfrage eines Zweitwunsches verzichtet worden. Die Plätze wurden in einer zweiten Anmelderunde sowohl an den Gymnasien wie an den Gesamtschulen nach denselben Auswahlkriterien vergeben wie in der ersten Anmelderunde. Damit wurde den Eltern der Druck genommen, ihre Anmeldung als Erste an einer Schule mit freien Kapazitäten abzugeben.

Insgesamt wechseln 9.062 Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien von der Grundschule in eine städtische oder in freier Trägerschaft geführte weiterführende Schule. Dem stehen in Summe 9.683 Schulplätze gegenüber. Knapp die Hälfte der Kinder wurde auf einem Gymnasium angemeldet. Im kommenden Jahr wird die Lage nochmal deutlich schwieriger, da dann der erste G9-Jahrgang ein Jahr länger an den Gymnasien bleibt, während gleichzeitig ein geburtenstarker Fünftklässlerjahrgang an die Gymnasien drängt.

Weniger als ein Drittel der Hauptschulplätze belegt

Auch bei den Realschulen gab es zahlenmäßig einen Anmeldeüberhang: Von den 1221 angemeldeten Kindern erhielten 1146 einen Platz an der gewünschten Schule. Im zweiten Anmeldedurchgang gingen noch 23 Kinder leer aus.

Weiter rückläufig ist dagegen die Zahl der Kinder, die ab dem kommenden Schuljahr an einer Hauptschule unterrichtet werden. Lediglich 237 Kinder werden dort ab dem Sommer eine fünfte Klasse besuchen. Das heißt, weniger als ein Drittel der Kölner Hauptschulplätze konnte bislang überhaupt belegt werden, 627 Hauptschulplätze sind noch frei. Einzelne Hauptschulen wie die Hauptschule Griechenmarkt oder die Hauptschule Bilderstöckchen hatten lediglich zwölf Anmeldungen.

„Das ist das Ergebnis einer jahrelangen politischen Fehlsteuerung“, kritisierte der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. „Wir brauchen keine leeren Plätze an Schulformen, die kaum noch nachgefragt werden.“ Das Angebot müsse zu den Lebensrealitäten der Familien passen.