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SchulwettbewerbWarum sich im Kölner Gymnasium eine halbe Tonne Klamotten stapeln

3 min
Jugendliche sitzen vor Kleiderstapeln

500 Kilogramm Altkleider hat die 7c gesammelt.

Wie viel Wasser steckt in einer Jeans? Und: Wie viel Klamotten haben wir eigentlich alle im Schrank, die wir gar nicht tragen. Die 7c des Hildegard-von-Bingen Gymnasiums nimmt bei einem „Textilrace“ teil.

Irgendwann, so beschreibt es die Lehrerin, sind die Schüler nicht mehr pünktlich zum Unterricht erschienen. Wenn der Gong durch die Klassenräume tönte, steckten sie noch bis über beide Ellbogen in Hosen, Pullovern, Jacken, Hoodies, Westen, Röcken, Kleidern, Leggins. „Wir haben alles sortiert, alles in Säcke gepackt, alles gewogen, alles beschriftet, alles fotografiert und in der App registriert. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen“, erzählt die 12 Jahre alte Leni. Schnell mal in der Pause war das nicht zu schaffen.

Vielleicht kann man sagen, dass sich die Schülerinnen und Schüler der 7c des Hildegard-von-Bingen Gymnasiums in den vergangenen vier Wochen etwas mehr mit dem Leben als mit der Schule beschäftigt haben. Schließlich nahmen die Mädchen und Jungen unter Leitung der Lehrerin Nicole van Rahden am Textilrace teil. Sie sammelten dafür bislang mehr als 500 Kilogramm Altkleider in der Nachbarschaft, um sie dem Deutschen Roten Kreuz zur Verfügung zu stellen. Noch intakte Kleidung soll von dort an Bedürftige ausgegeben oder im Rot-Kreuz-Shop auf der Venloer Straße für wenig Geld verkauft werden. Ziel des Wettbewerbs ist aber nicht nur die Spende selbst: Durch die Beschäftigung mit der großen Menge an Textilen, die fast jeder im Kleiderschrank hat, soll unter den Jugendlichen mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie viel Rohstoffe in den Klamotten stecken, wie man den Lebenszyklus der Kleidung verlängern kann und welches Müllproblem entsteht, wenn wir weiter so viel konsumieren.

7000 Liter Wasser stecken in einer einzigen Jeans. Ich will deshalb künftig gut darauf achten, gute Qualität zu tragen, damit die Kleidungsstücke wenigstens lange halten.
Leni, zwölf Jahre alt

Die zwölf Jahre alte Leni haben manche Zahlen erschreckt: „Wir haben gelernt, dass jeder Deutsche im Schnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr kauft, davon aber höchstens die Hälfte überhaupt regelmäßig anzieht. Das ist doch alles viel zu viel.“ Und auch den Wert einer einzelnen Hose kann das Mädchen heute ganz anders einschätzen. „7000 Liter Wasser stecken in einer einzigen Jeans. Ich will deshalb künftig gut darauf achten, gute Qualität zu tragen, damit die Kleidungsstücke wenigstens lange halten.“

Jeder Sack Kleidung zählt für den Wettbewerb. Derzeit ist der gesamte Nebenraum des Klassenzimmers mit Klamottentüten vollgestopft. Das Projekt habe aber auch über den Wettbewerb hinaus viel angestoßen, sagt die Lehrerin Nicole van Rahden: „Wir planen zum Beispiel im Nachgang im Kunstunterricht oder AGs Upcycling-Projekte zu verwirklichen. Die Kinder wollen lernen, wie sie ihre Lieblingsklamotten reparieren können. Auch einen Kleidertausch beim Schulfest könnten wir uns vorstellen.“

Wenn die 7c den Wettbewerb gewinnt, darf sie einen Ausflug zur Papiermühle in Bergisch Gladbach unternehmen. Aber auch der zweite oder dritte Platz, für die es 250 oder 150 Euro gibt, würde die Jugendlichen interessieren, wie van Rahden sagt: „Wir könnten uns dafür zum Beispiel eine Nähmaschine kaufen, um aufgetragenen Kleidungsstücken mit ein bisschen Kreativität ein zweites Leben zu schenken.“